Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar…
Katharina schiebt ihren Rollator durch die Korridore. Die Pfleger sind alle weg, nur Johanna sitzt im Schwesternzimmer und schaut mürrisch drein. Draußen stöbert es weiß durch die Nacht. Da – ein Schuss! Und noch einer! „Alarm, alle in den Bunker“ schreit Herr Böhm. „Sind das die Russen oder die Amerikaner?“ fragt Frau Huber ängstlich. „Ab ins Bett, Herr Böhm! Es ist kein Krieg, Frau Huber. Das sind nur Knaller. Heute ist doch Silvester!“ Johanna hat alle Hände voll zu tun, um die Bewohner zu beruhigen. “Silvester?“ Katharina versucht, dem Wort einen Sinn zu geben. In der Kapelle liegt ein aufgeschlagenes Gesangbuch. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ Katharina lächelt wage.
Noch will das Alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last
„Jonas, so viele Raketen! Du schießt ein Vermögen in die Luft! Das können wir uns gar nicht leisten!“ „Mensch Isabell, du musst immer alles kaputt machen! Soll ich mich um Mitternacht hinstellen und den Kindern sagen: Lisa, Max, das letzte Jahr war echt bescheiden, Opa liegt im Krankenhaus, Papas Job steht auf der Kippe und Mama will sich scheiden lassen. Ja – hättest du das gerne?“ „Ach, Jonas. Nein! Aber – die letzte Zeit war nicht einfach. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich wünschte, wir hätten den Mut, zusammen weiter zu machen, im Neuen Jahr!“
Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern, des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand…
Endstation mit und ohne Sehsucht. Uli steht im Gang. Hinter jeder Tür ein Sterbender, eine Kranke. Letzte Stunden und Minuten. Und dann? Menschen weinen, Kinder, Eltern, Partner. Uli möchte ihnen mehr schenken als Diagnosen und ärztlichen Rat. Hoffnung.
Lass warm und still die Kerze heute flammen, die Du in unsre Dunkelheit gebracht…
Eva sitzt in der Kirchenbank, in Worten versunken. Ich bin nicht allein. Das Licht leuchtet auch für mich, ich nehme es auf und es leuchtet in mir. Macht den Weg ins Morgen hell und schiebt Zweifel und Sorgen ins Dunkel.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all Deiner Kinder hohen Lobgesang.