MiniKrimi Adventskalender am 4. Dezember


Mach es uns doch nicht so schwer, Baby!

Der Nebel hängt seit Tagen so tief, dass sich die Dunkelheit schon am frühen Nachmittag auf die Häuser senkt. Eigentlich hat sie gar keine Lust, nochmal raus zu gehen. Der Arbeitstag war anstrengend. Sie hat das Gefühl, dass Kunden und Kollegen immer ungeduldiger werden, Jahr für Jahr. Oder verliert nur sie selbst immer schneller die Geduld? Sie schält sich aus Schal, Mütze, Mantel und zieht die Schuhe aus. Jetzt ein Bad und dann vor den Fernseher legen. „Sport ist besser als jede Pille“, erzählt der Moderator gerade. Da packt sie das schlechte Gewissen. Sie wird nur eine kleine Runde laufen, denkt sie. Und springt Minuten später in ihrer Joggingkluft die Treppen runter.

Das Wäldchen liegt direkt gegenüber, auf der anderen Seite der kleinen Kopfsteinpflasterstraße. Ein paar Laternen gießen gelbes Licht auf die Konturen grauer Bäume, dazwischen lauern schwarze Löcher. Die Luft ist dick wie Zuckerwatte und dämpft die wenigen Geräusche. Um diese Zeit und bei diesem Wetter ist die Wohngegend wie ausgestorben. Sie schaltet ihren Pulszähler ein und läuft los. Taucht in den Wald ein, und die dunkle Stille schließt sich hinter ihr. Der Nebel zieht Fäden zwischen den Stämmen und Ästen, braunes Laub erstickt jeden Schritt. Einsamer als hier kannst du nicht sein, sagt sie sich, und der Gedanke kauert unangenehm auf ihrer Schulter.

Links hinter sich hört sie einen Laut, ein Rufen? Ein Bellen? Sie dreht sich im Laufen um, kann nichts erkennen, nur eine verdichtete Dunkelheit zwischen den Buchen. Sie läuft weiter. Da. Wieder. Jetzt schlägt sie einen Haken, biegt vom Hauptweg ab auf einen kleinen Pfad. Ein toter Stamm, von Efeuarmen umfangen, bietet ihr Schutz, sie bleibt stehen. Versucht, das wabernde Zwielicht zu durchdringen. Kühle Tropfen auf ihren Wimpern. Schweiß? Jetzt hört sie ganz deutlich das Knacken von Ästen. Ein unterdrückter Fluch. Sie atmet aus, pfeifend. Und fühlt, wie auch der andere stehen bleibt. Witterung aufnimmt. Von ihr. Sie stößt sich vom Baumstamm ab und rennt los. Füße suchen flüchtigen Halt, gleiten über Steine, bleiben an Wurzeln hängen. Und wie dumpfes Trommeln das Echo fremder Schritte auf ihrer Spur.

„Hey. Nicht weglaufen. Das bringt doch nichts. Bleib stehen. Verdammt nochmal. Ich erwisch dich trotzdem. Mach es uns beiden doch nicht so schwer, Baby.“

Davor haben ihre Freundinnen sie immer gewarnt. Ihre Mutter. Lauf bloß nicht im Dunkeln allein durch den Wald! Aber sie hat ja keine Angst. Was soll ihr schon passieren? Ja, was? Gleich wird sie es erleben. Die Schritte kommen näher, er ist schneller als sie. Scheint den Wald zu kennen wie seine Westentasche. Denn als sie über einen morschen Ast stolpert, der vor ihr aus dem Boden wächst, steht er vor ihr und greift hart nach ihrem Arm. Das war’s, denkt sie noch, als sie ins Unvermeidliche stürzt.

Etwas Schweres, Nasses wirft sich über sie. Ein modriges Fell, ein stinkender Sack? Der Geruch nach Fäulnis und Verwesung nimmt ihr die Luft. Und dann seine Stimme. Wütend. Erregt.

„Baby, sitz! Lass die Frau in Ruhe! Pfui, wo hast du dich denn wieder gewälzt? Das war das letzte Mal, das ich ich dich hab laufen lassen. Sitz, hab ich gesagt.“ Und dann, zu ihr gewandt,mit einer Mischung aus Erleichterung und Scham: „Seit einer Stunde such ich das Miststück schon hier im Wald. An Abenden wie diesem ist sie völlig von der Rolle. Sieht so aus, als hätten sie sie zufällig gefunden. Danke! Oh, sie hat sie ganz schmutzig gemacht! Tut mir leid! Ich zahle natürlich die Reinigung.“

Sie rappelt sich wortlos auf und rennt davon. Hinter ihr kämpft der  Besitzer noch eine Weile mit seiner störrischen Setterhündin.

Cui bono?


Sind „die Deutschen“ in der ersten Runde der Fußball-EM alle queer geworden? Bzw. zu 100% LGBTQ-tolerant? Schön wär’s – und es wäre sicher auch an der Zeit.

Um es gleich vorwegzunehmen: ich glaube nicht, dass dem so ist. Was hat es also mit dem „Regenbogen“-Phänomen auf sich, dass momentan durch die Bundesrepublik weht – auf Fahnen und Plakaten, auf Klamotten, an Armen, in Gesichtern – und natürlich allenthalben in den so genannten „sozialen“ Netzwerken?

Ich bin jetzt mal ganz, ganz böse: Corona war gestern. Verschwörungstheorien bezüglich einer Staatsdiktatur, DNA-Klau per Impfung etc. hypen auch nicht mehr, zumindest momentan. Wohin mit der Aktionseuphorie? Da kommt die Regenbogen-Kiste doch gerade recht. Man kann sich zwar nicht mehr über Querdenker aufregen, aber über Orban, bzw., auf der Gegenseite, über die, die das tun.

Der Aufhänger Sport ist, davon bin ich – leider – überzeugt, hier absolut zufällig. Es ist halt EM, wir dürfen „raus“ – und haben das Bedürfnis, unsere Meinung kundzutun, so bunt wie möglich. Und in der Masse.

Dass Politiker*innen das machen, ist im Wahljahr 2021 mehr als verständlich. Es geht um die Wählergunst. Wobei ich bezweifle, dass diese Rechnung aufgeht. Denn der Anteil der Wähler*innen, bei denen Diversitätspolitik stimmentscheidend ist, ist zu gering, um wahlentscheidend zu sein. Außerdem hoffe ich sehr, dass diese Menschen den Inhalt des jeweiligen Wahlprogramms höher bewerten als ein regenbogenfarbiges Lippenbekenntnis. Dass Lieschen Müller und Hans Meier folgen und allenthalben ihren persönlichen Regenbogen posten, ist, mit Verlaub, peinlich.

Woher ich mir das Recht nehme, so etwas zu behaupten? Nun, vor allem aus den Kommentaren, die ich zu Artikeln, Posts und Statements in den letzten Tagen gelesen haben. Daraus war allzu oft allzu deutlich herauszulesen (wahlweise oder auch in Summe):

  • Nicht inhaltlich ausformulierte Antipathie gegen Orban, gegen Ungarn, gegen Organisationen wie die UEFA, gegen… ja, gegen, halt!
  • Stromverhalten
  • Hetze gegen einen sportlichen Gegner als Variante von Nationalismus
  • Unkenntnis dessen, worum es inhaltlich eigentlich gehen sollte.

Ich wage sogar, zu behaupten, dass die meisten zumindest die Stirn runzeln würden, wenn in der Mannschaft ihres Kindes ein*e Spieler*in sich als schwul, lesbisch, trans, bi oder was auch immer „outen“ würde. „Du bist doch aber nicht so, oder? Lass dich bloß nicht anfassen!“ Nein, das ist nicht weit hergeholt, das kenne ich aus dem engsten Familien- und Bekanntenkreis, und brandaktuell!

Hier wird gerade Politik mit Sport vermischt. Wahrlich nicht zum ersten Mal. Aber in Verbindung mit dem Thema der Akzeptanz unterschiedlicher Ausprägungen von Sexualität und Selbstempfinden ist das in meinen Augen besonders gefährlich. Ich höre es schon: „Wir sind absolut offen, schauen Sie auf unseren Regenbogen.“ Deshalb sind keine weiteren Änderungen nötig. Nicht im Verhalten, nicht in Regelungen, nicht in Gesetzen. Denn „wir haben doch den Regenbogen hochgehalten.“ Das ist aber leider ein reines – nein, nicht Lippen-, sondern Augenbekenntnis. Dadurch ändert sich rein gar nichts.

Um beim Fußball zu bleiben: erst ab einem LGBT-Anteil von mindestens 7,4% in deutschen Vereinen (Gesellschaftsumfrage Startup-Dalia von 2013, Quelle jetzt.de) glaube ich, dass die Haltung hinter dem Regenbogen verinnerlicht wurde.  Der Weg dahin ist novch lang: Aktuell gibt es in den deutschen Männer-Profi-Ligen angeblich KEINEN aktiven und offen schwulen Spieler (statistisch gesehen müssten es entsprechend dem Bevölkerungsdurschnitt von 3-10% ca. 45-150 sein. Und nicht null). International sieht es genauso aus.

DESHALB finde ich die Regenbogen-Welle, die hier gerade im Zusammenhang mit dem Sport geritten wird, heuchlerisch.

Leider – wirklich leider! – würde sich auf FB, Twitter & Co. kaum jemand mit dem Regenbogen schmücken, wenn es „nur“ darum ginge, eine zutiefst menschenverachtende Entscheidung eines europäischen (!) Politikers zu kritisieren. Das wäre, wiederum mit Verlaub – den allermeisten Deutschen einfach „wurscht.“ Dabei wäre es angebracht, um zu versuchen, Deutschland und die EU zu Sanktionen gegenüber der ungarischen Staatspolitik zu bewegen.

Nota bene: ich spreche/schreibe nicht von den Engagierten, Aktiven, sondern von der gemeinhin sich als eher „apolitisch“ bezeichnenden Mehrheit.

Daher meine Bitte: Leute – lasst den Ball im Stadion – und engagiert Euch für die Rechte von LGBTQ – aber bitte IMMER und ÜBERALL. Fangt am besten mit eurem individuellen Verhalten an.  Das bewirkt mehr als ein eingefärbtes Profil. Aber Vorsicht: an dieser Nachhaltigkeit könntet Ihr gemessen werden 

Nach Corona ist vor Corona


Sie mehren sich – die Beiträge mit hoffnungsfrohen Visionen einer besseren Welt NACH Corona. Weniger Kapitalismus, mehr Ökobewusstsein, weniger Egoismus, mehr Gemeinschaft, weniger Kürzungen im Gesundheitssektor, mehr Gehalt für pflegende Berufe.

Ach ja – wie gerne würde ich, wie erstaunlich viele meiner Kolleg*innen, meine rosa Brille aufsetzen und diesen Wunschträumen nachhängen. Allerdings bin ich dazu entweder zu pragmatisch, oder ich lebe in einem Umfeld, das mir die Realität des menschlichen Wesens als Masse zu deutlich vor Augen führt. Jedenfalls kann ich Euch eines vorhersagen:

Nach Corona wird es genau so sein wie davor!

Naja, vielleicht nicht ganz. Die Ladenöffnungszeiten werden wahrscheinlich nicht mehr zurückgefahren – auf diese Gelegenheit haben grade in Bayern zu viele Politiker schon zu lange gewartet.

Einige werden aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust nicht das Geld haben, das sie gerne hätten, um von diesen verlängerten Konsumzeiten „vollumfänglich“ Gebrauch zu machen. Aber machen wir uns nichts vor: der Konsumismus wird nicht nur ungebrochen weitergehen. Er wird sich, wie ein allzu lange gestauter Fluss, erst einmal mit doppelter, dreifacher Wucht in die Einkaufsstraßen ergießen. Paare, Familien werden die Einkaufszentren stürmen, sich mit Plastiktüten beladen und sich nach physischen und finanziellen Kräften bemühen, die Konsumabstizenz wieder wettzumachen. Nicht anders als bei landläufigen Diäten wird der JoJo-Effekt eintreten.

Und sollten doch am Ende weniger Fugzeuge den Himmel Richtung all-Inclusive-Zielen durchspuren mit ihren Schleiern aus Kerosin, dann wird das nur daran liegen, dass die eine oder andere Fluggesellschaft Pleite gegangen ist.

An den Tankstellen werden endlich wieder die getunten Altautos Schlange stehen vor SB-Waschanlagen und Staubsaugern, mit ihren stolzen Besitzern, Cappuccino to go in der einen, Kippe in der anderen Hand, Schirmmütze ins Gesicht geschoben.

In den Parks, auf den Plätzen und Straßen werden sie sich stapeln, die unter 20jährigen, die endlich wieder die elterlichen vier Wände verlassen und sich, ohne Sorge vor Bullenkontrollen, mit einem Bier in der Hand und Stoff, egal welchem, zum Musikhören draußen treffen können.

Bin ich zu pessimistisch? Eine Misanthropin? Halt, nein! Es wird auch die anderen geben. Die Fitgejoggten, die auch nach Corona öfter mit dem Fahrrad fahren und nach der Arbeit weiterhin den Wald durchhasten.. Ich liebe sie – vor allem, wenn ich ihnen bei meinen Hunderunden begegne, wie sic, schwitzend, prustend und bar jeder Rücksichtnahme zentimeternah an mir vorbeischnaufen.. ich schwöre, Mann, ich habe noch nie so viel neue Funktionskleidung gesehen wie in den letzten beiden Wochen. Amazon sei Dank. Ja, für den Oniinehandel wird es nach Corona auch nicht mehr so sein wie davor. Die satten Gewinne dürften eine Zeitlang anhalten. Keine Sorge, eine Lohnerhöhung für die Mitarbeitenden, die sich während der Krise permanenter Ansteckung ausgesetzt haben, dürfte nicht eingeplant sein.

Deutschland ein Marathonland. Zum Corona-Ende den mega Marathon ausrufen – und endlich die Herdenimmunität herbeiführen … Oder einen landesweiten Wettbewerb „mein Haus/Garten/Balkon soll schöner werden“. Nachdem in den Wochen vor der Schließung der Gartencenter Tausende dort ein Happening in der Farben/Teich-/und Bauabteilung gefeiert haben, dürfen die Ergebnisse nach Corona allüberall zu bewundern sein. Dann wird es endlich wieder landauf, landab nach Grillkohle duften, und im großen Freundeskreis wird man sich bei Billigfleisch und Bier erinnern: „Weißt Du noch, als das anfing mit den Ausgangsbeschränkungen? Ja, da hab ich noch den letzten 10 Liter Eimar Insektengift ergattert und meinen Garten sommerfest gesprüht…“

Ja, meine Freund*innen. So wird das sein. Genau so. Nein, die Ausgangsbeschränkungen werden ganz sicher nicht aufrecht erhalten werden, im Gegensatz zu den Ladenöffnungszeiten. Und die Menschen werden keinen Deut anders sein als zuvor.

Also: gaudeamus igitur…! Genießen wir die saubere Luft, den blauen Himmel, das fehlende Kindergekreische, die gereinigten Straßen, die leeren Supermarktgänge und die Tatsache, dass wir uns unsere Zeit selbst einteilen können.

Vor allem aber: bleiben wir gesund. Obwohl wir eigentlich eher einmal krank und dann immun werden sollten, Ihr wisst schon, wegen der Herdenimmunität. Sonst dauert die „Corona-kRise“ am Ende noch ewig….

Ost-West-Konflikt oder Kompromiss?


Das Fleisch im Döner-Imbiss an der Ecke ist ausschließlich „halal“. Hinter dem Tresen, vor dem Tresen und an den kleinen Tischchen längs der verspiegelten Wand stehen und sitzen ausschließlich Männer mit dunklen Haaren und Bärten, schlürfen Tee und unterhalten sich ausschließlich auf Türkisch, auch wenn sie, was sie meistens zu tun scheinen, in ihre Smartphones sprechen.

Ich habe mehr als einmal versucht, dort ein Falafel zu kaufen – und bin jedes Mal gescheitert. Entweder, weil niemand hinter der Theke erschien, um mich zu bedienen („Ist grade unterwegs“, „kommt schon“ – so die Kommentare der oben beschriebenen Gäste), oder, weil der Verkäufer bei meinem Anblick schnell die Schürze ablegte, mir über die Schulter ein „bin ssoforrt ssurück“ hinstreute und so lange verschwunden blieb, bis ich mein Warten aufgab. Unglückliche Zufälle eben.

Das war im Winter. Inzwischen stehen einfache Tische auf dem Bürgersteig vor dem Imbiss. Ein verlockender Duft entströmt der offenen Tür. Ich weiß es besser und versuche mein Glück nicht noch einmal. Allerdings hat sich das Bild maßgeblich geändert. Während drinnen immer noch ausschließlich Männer mit dunklen Haaren und Bärten auf Türkisch in ihre Smartphones sprechen und sich am Spieß das „halal“-Fleisch dreht, sitzen an den Tischen draußen vor dem Imbiss ausschließlich deutsche Gäste, Männer, aber auch einige wenige Frauen. Sie essen nichts, sie sprechen miteinander, nicht in Smartphones, und sie schlürfen keinen Tee aus zierlichen Gläsern, sondern trinken Bier direkt aus den Flaschen. Das tun sie ausgiebig, denn egal, ob ich auf meinem Weg zum Sport an ihnen vorbeigehe oder nach dem Sport zurückkomme – es sitzen immer die selben Menschen an den selben Tischen.

Ich mag diese Art des Ost-West-Kompromisses.

Und fahre zum Falafel-Essen in mein arabisches Lieblingsrestaurant in der Innenstadt.

Para? Para!


handicap

Ich bin nicht besonders nah am Wasser gebaut. Aber grade habe ich feuchte Augen, und das ist nicht der Allergie geschuldet! Ich sitze vor dem Fernseher, am hellichten Mittag, und bin live dabei bei der Eröffnung der Paralympics in PyeongChang. Der Klöppel der überdimensionalen Trommel in der Handprothese des Trommlers. Sportlerinnen und Sportler in Rollstühlen, mit Blindenstöcken, einer oder zwei Beinprothesen. Die jüngsten unter zwanzig, der älteste über sechzig. Und alle mit einem riesengroßen Lächeln im strahlenden Gesicht. Mexiko ist mit einem einzigen Sportler vertreten. Serbien auch, und etliche andere. Dann die „großen“ Mannschaften, Norwegen, Amerika, Schweden. Die Halle ausverkauft, die Freude überschäumend.

Para heißt auf spanisch „für“.  Und tatsächlich sind das Bilder für das eine Leben. Mit Handicap und ohne Unterschiede. Warum nur prägen diese Bilder nicht den Alltag? Warum ziehen Menschen mit Behinderung immer Blicke auf sich, offen und verstohlen? Warum ist es immer noch nicht selbstverständlich, als Mensch mit Handicap einfach in die Stadt zu fahren, in ein Café zu gehen, einen Laden, ein Theater?

Sport öffnet die Herzen, und tatsächlich sind die Zuschauerzahlen weltweit bei den Paralympics z.T. größer als bei Olympischen Spielen. Ich wünsche mir, dass dieser Funken überspringt und die Spiele überdauert. Denn Sport findet ganz offensichtlich Wege, die anderen verschlossen bleiben. In der großen Politik, zum Beispiel. Warum also nicht auch im Kleinen? Menschen mit Behinderung brauchen auch bei uns noch mehr. Unterstützung, Finanzierung, Verständnis, um so zu leben, wie es eigentlich selbstverständlich ist: mittendrin. Nicht nur bei Sportfesten, sondern im Alltag.

Der Adventskalender-MiniKrimi am 3. Dezember 2017


Bildergebnis für fitnessstudio mord

(Copyright: http://www.pictaram.life/user/5804788383)

„Sport ist Mord.“ Die Auflösung.

Liebe Adventskalender-MiniKrimi-Fans,

die Lösung war gar nicht so schwer. Thymi hat sie auf Anhieb erraten. Diejenigen, die den Krimi vom 2. Advent nicht gelesen haben, springen am besten erstmal einen Tag zurück – und rätseln noch schnell mit. Für alle anderen – und für den unverbesserlichen Herrn Obermeier – hier Kommissar Grubers Auflösung des Fitness-Studio Mordes.

„Lieber Obermeier, was so ausehen sollte wie eine Blutrache war in Wirklichkeit ein sehr dilettantisches Ablenkungsmanöver. Denn auch wenn wir den Mafiosi als Süditalienern eine nur rudimentäre Kenntnis ihrer Muttersprache unterstellen wollen (was an sich ja schon recht arrogant ist) – keiner von ihnen würde das in ihrer Mentalität so zentrale Thema „Vendetta“ falsch schreiben, nämlich mit „W“.

Wenn nun ein Blutrachemord ausscheidet – welches Motiv bleibt uns dann? Erinnern wir uns an Agatha Christies Basics: es geht immer im Liebe. Oder um Geld. Liebe scheidet in diesem Fall aus. Dazu ist die Leiche entweder nicht verstümmelt genug – oder zu unspektakulär bzw. gar nicht drapiert.

Bleibt das Geld. Dazu müssen wir uns fragen: welches finanzielle Mordmotiv konnte Carmela Santamaria aus Neapel bieten? Keines. Richtig. Also stellen wir die Frage anders: War die junge Neapolitanerin das, wofür sie sich ausgab? Antwort: Nein. Frage: Wer war sie dann? Hier hilft der kleine goldene Anhänger weiter, genauso wie der Jogginganzug selbst, an dem der Anhänger befestigt war. Denn wie kommt eine Putzfrau an einen Jogginganzug der AW-Fitness-Studios?  Obermeier? Hören Sie noch zu?“

Grubers Assistenz lässt nicht zum ersten Mal die zwar messerscharfe, aber gleichzeitig doch selbstgefällige Sosoaufklärung eines Falles über sich ergehen. Wir verzeihen im seine Unaufmerksamkeit. Jetzt schüttelt er sich, allerdings mehr innerlich, um seinen Chef nicht noch weiter zu düpieren, denn das würde den Monolog mindestens verdoppeln, zeitlich. „Ich bin ganz Ohr, Chef“, sagt er. Und Gruber fährt fort:

„Ich habe ein wenig recherchiert (Obermeier verflucht den Tag, als er mit seinen Kollegen dem Chef sein neues Smartphone geschenkt hat): Anita Wagner hat ihre Fitness-Studios als Frenchiseunternehmen aufgebaut – gezielt und extrem erfolgreich. Sie führt ein strenges Regime. Vor allem in punkto Abrechnung ist die junge Frau sehr penibel. Und radikal. Schon ein kleines Versehen bei einer Filial-Leitung führt zum Ausschluss. Da kamen wahrscheinlich doch Anitas mafiöse Gene zum Vorschein: ihre Mutter stammte aus Neapel und hieß mit Mädchennamen tatsächlich Santamaria. Als Anita bei der Münchner Filiale Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung auffielen, ging sie der Sache selbst auf den Grund. Die eizelnen Leitungen kommen normalerweise nie mit der Chefetage in Berührung, also bestand keine Gefahr, erkannt zu werden. Als Putzfrau schnüffelte sie allerdings überall herum. Und just an dem Abend ihrer Ermordung hatte sie alle Beweise beisammen.

Wie Kerstin Roth ihr auf die Schliche gekommen ist, ob alles nur ein Zufall war oder ob Wagner sie abgepasst, angerufen und zur Rede gestellt hat – vielleicht wird Frau Roth uns das im Laufe der Verhöre berichten. Ich gehe davon aus, dass sie schnell gestehen wird. Kann sein, dass sie auf Totschlag plädiert. Dafür würde sprechen, dass sie den Anhänger mit Anita Wagners Initialen übersehen hat. Andererseits – wer so blöd ist, Vendetta mit W zu schreiben…….!

Gute Nacht, Obermeier. Passen Sie nächstes Mal einfach besser auf, dann hör ich IHNEN zu. Versprochen!“

 

Der Adventskalender-MiniKrimi am 2. Dezember


ivanko

Sport ist Mord

Ich sag’s ja, Sport ist Mord“. Kommissar Grubers Laune hat sich seit seiner Ankunft am Tatort kontinuierlich verschlechtert. Und das liegt nur zum Teil daran, dass ihn das Fitness-Studio mit seinen Spiegeln und chromblitzenden Geräten mit der Tatsache konfrontiert, dass er viel zu selten trainiert. Nein – solche Fälle ärgern Gruber. Die Frau ist zu junge und zu schön, um tot unter dem Gewicht eines Fitnessgerätes zu liegen. Sie ist auch zu sportlich. Ihr Jogginganzug unter dem Putzkittel sieht denen der Trainer zum Verwechseln ähnlich, bis auf den kleinen Anhänger. Der ist golden. Mit zwei eingravierten Buchstaben, AW.

„Der Fall ist klar, Chef“. Ich ruf schon mal den Staatsanwalt an, der soll das BKA informieren. Mafiamord in München. Schrecklich. Naja, wenigstens haben wir dann nichts mehr damit am Hut.“ „Das werden Sie nicht tun, Obermeier.“ Der Kommissar legt seinem Assistenten eine schwere Hand auf die Schulter.

„Chef – wieso? Die Tote hat einen Zettel in der Hand, auf dem steht „Wendetta“. Das ist italienisch und heißt Rache.“

„Ich weiß, Obermeier…“

„Und der erklärt alles. Carmela Santamaria war erst vor zwei Wochen als Putzfrau eingestellt worden.Sie kommt aus Neapel. Kerstin Roth, das ist die Pächterin dieser AnitaWagnerFitness-Filiale hier, hat mir alles erzählt. Sie sagt, dass Carmela sich sehr seltsam verhalten hat. Als würde sie rumschnüffeln. Vielleicht hat sie das Fitness-Studio als Tarnung benutzt. Oder wollte Geld waschen. Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist ihre Tarnung aufgeflogen, die Mafia hat sie hier aufgespürt und dann – basta.“

„Obermeier! Jetzt hören Sie schon auf. Der Fall ist doch sonnenklar. Stimmt, ihre Tarnung ist aufgeflogen. Stimmt, jemand wollte sie stoppen. Aber mit Mafia hat das nichts zu tun.“

„Das versteh ich nicht, Chef. Das müssen Sie mir erklären…!“

Bevor Kommissar Gruber seinem Assistenten die Lösung des Falles verrät, seid Ihr dran!

Na, wer hat „Carmela“ getötet? Und warum könnte das geschehen sein?

Ich freue mich auf Eure Ermittlungen!