Meine MiniKrimis auf der Lesebühne Abgebrüht


Am 1. September von 20 bis 22 Uhr lese ich, gemeinsam mit meinen Mörderischen Schwestern Thea Lehmann und Daniela Hartinger im Kulturhaus Milbertshofen.

Musikalisch umrahmt wird der „kriminelle“ Abend virtuos von Multitalent Franz Esser.

Aus aktuellem Anlass werden ich einen brandneuen MiniKrimi präsentieren. ich verrate nur soviel: es geht um etwas richtig Widerliches, das jahrzehntelang in einer Aktentasche schlummerte und dann wieder zum bösen Leben erweckt wurde. Aber von wem?

ich freue mich darauf, euch zu sehen: am 1.9.2023 um 20 Uhr im Kulturhaus Milbertshofen am Curt-Metzger-Platz 1. Das ist quasi im Herzen von München und mit öffentlichen Verkehrsmitteln super zu erreichen (z:B. U 2).

EInlass ab 19.30 Uhr, Eintritt 8 Euro.

Moderiert wird der Abend von der wunderbaren, humorvollen Martina Pahr!

Hier der Link zur Hompage für alle weiteren Infos.

Die „Neuen“ sind online


Gestern durfe ich im Rahmen der Moosacher Stadtteilkulturtage wieder einmal mein beliebtes Genre „Tatort Bibel“ präsentieren. Diesmal allerdings nicht direkt mit Krimis, sondern mit drei kleinen Bibel Thriller Miniaturen, inspiriert von drei biblischen Texten, zwei aus dem Alten und einen aus dem Neuen Testasment.

Es geht um Ester, Jakkob und Rahel und die Hochzeit zu Kanaan.

Ich bin gespannt, ob Ihr die Bezüge erkennt!

Pics zur wirklich tollen Veranstaltung – inkl. Weinprobe – gibts demnächst, nämlich sobald der Fotograf sie so bearbeitet hat, dass ich mir darauf gefalle (hehe), und sie mir geschickt hat. Also: Fortsetzung folgt.

Und dann noch was „in eigener Sache“. Ich habe beschlossen, dass ich nur noch zu Abenden, Einladungen, Veranstaltungen gehe, wenn die Einladenden dann auch zu mir kommen. D.h., ich verspreche gerne im Vorfeld meine Teilnahme – aber nur, wenn im Gegenzug auch meine Einladungen angenommen werden. Auch zeitliche Überlappungen gelten dabei nur bedingt. Denn wir haben immer die Wahl, etwas zugunsten von etwas anderem, vielleicht besserem, zu kippen.

Ihr findet das extrem? Und unsozial. Das dürft ihr. Dennoch werde ich es in Zukunft so handhaben. Ich gestehe, dass ich weder die Größe noch die Kapazität des – ebenfalls biblischen – Gastgebers habe, welcher, nachdem all seine geladenen Gäste mit der einen oder anderen Begründung absagen, an die Landstraßen und Zäune geht.

Ich handhabe das in Zukunft wirklich so: quid pro quo. Und es ist doch vielelicht auch ganz nett, zu wissen, dass ich ganz bestimmt dabei bin, wenn ich das nächste Mal eingeladen werden. Denn da halte ich Wort! Vorausgesetzt, dass……….

MiniKrimi Adventskalender am 8. Dezember


Santa Lucia

„Wir reißen uns hier täglich den Ar… auf für die Sicherheit unserer Frauen und Mädchen. Und so ein paar verrückte Millionärsbabys kleben sich auf der Autobahn und am Flughafen fest. Irre, sowas, einfach irre! Wegen denen kommen wir dann nicht rechtzeitig, um zu verhindern, dass so ein Islamfanatiker wieder mal ein deutsches Kind absticht.“

Senta sitzt still am Tisch und schneidet konzentriert ihr Tofuschnitzel in sieben exakt gleich lange Streifen. Sie ist die Tiraden ihres Vaters gewöhnt. Und sie weiß, diskutieren bringt nichts, ihr Vater rückt kein Stück von seiner Position ab. Im Gegenteil: er versteigt sich nur zu immer absurderen Behauptungen. Einmal hat er sogar versucht, Sentas Telefon abhören zu lassen, mit der Begründung, sie werde von einem linksextremen Aktivisten gestalkt.

Senta hat keine Ahnung, ob ihre Mutter die Ansichten ihres Mannes teilt. Bei Tisch ist sie vollauf damit beschäftigt, Ehemann und Sohn zu bedienen, und nach dem Essen das Geschirr ab- und die Küche aufzuräumen. Ihre einzige Reaktion besteht darin, auf die aggressive Frage von Arne, Sentas Bruder, warum seine blöde Schwester kein richtiges Fleisch mehr isst, zu beschwichtigen: „Is‘ gut jetzt, Arne. Lass sie doch.“

Den Rest des Abends verbringen Arne und sein Vater entweder vor dem Fernseher oder in ihrem Stammlokal. Seit der Sohn in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und nun schon im zweiten Jahr die Polizeischule besucht, sind die beiden noch enger zusammengewachsen. Sie sprechen dieselbe Sprache, sie spielen im gleichen Fußballclub, sie trainieren im gleichen Kampfsportverein, sie teilen die gleichen Überzeugungen und Einstellungen.

Senta ist so weit von ihnen entfernt wie der Mars von der Erde, Sie hockt im Lotussitz auf ihrem Bett, im Hintergrund läuft leiser Indiepop. Sie scrollt durch ihre Telegram-Gruppe. Andi fragt, was heute noch so läuft. „Nichts. Mir hat mein Vater wieder krass die Stimmung gekillt“, antwortet Senta. „Ich häng noch was hier in Telegram ab, dann hau ich mich in die Kiste.“

Sie ist todmüde, aber sie kann nicht einschlafen, wie so oft in letzter Zeit. Als sie mit den Fridays for future Protesten angefangen haben, waren sie meist zu zehnt, maximal. Aber jetzt ist die lokale Gruppe schon so groß, ,dass es ihr schwerfällt, alle Namen und Gesichter zu koordinieren. Sie nennen sich jetzt auch „Letzte Generation“, denn sie sind davon überzeugt, dass nach ihnen niemand mehr da sein wird, wenn es ihnen und ihren Gleihaltrigen auf der ganzen Welt nicht gelingt, den Konsumwahnsin, die Koloniale Ausbeutung und die Klimakrise zu stoppen. Sie sind international vernetzt. Sie predigen Wasser und trinken es auch. Keine Flugurlaube zu last minute Preisen, für sie. Sie fahren Fahrrad, ÖPNV oder gehen zu Fuß. Sie tragen nachhaltige Klamotten aus fairem Handel. Sie boykottieren die Modeindustrie. Sie ernähren sich fleischlos, nicht, weil sie kein Steak mögen, sondern weil das der Umwelt schadet und ein Privileg ist, auf das sie verzichten möchten. Sie lassen sich von den Eltern weder bringen noch abholen, auch nicht mit Elektroautos. Und sie üben sich in Gelassenheit, wenn alte weiße Männer und auch nicht so alte weiße Frauen, die sie nicht einmal kennen, ihnen Heuchelei vorwerfen.

Senta liegt im Bett, und ihre Gedanken fahren Karussell. Seit ein paar Wochen ist Farid in ihrer Gruppe. Er kommt aus Afghanistan und wohnt in einer Unterkunft für UMFs, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Farid hat ganz andere Sorgen als die Reduzierung von Auto- und Flugverkehr. In seinem Land herrschen WIllkür und Unterdrückung. Und trotzdem macht er mit, klebt sich aufs Rollfeld. „WIr haben alle nur eine Welt. Was wir hier machen, ist auch für die jungen Leute in Afghanistan wichtig“, sagt Farid. Er betet zu Allah um Einsicht für die Taliban und die Politiker*innen in Deutschland. Gewalt ist Gewalt. Gegen Menschen und gegen die Natur. Farid ist einer von denen, die Sentas Vater am liebsten postwendend zurückschicken würde. Mit nem kräftigen Tritt in den A… Sentas Bruder sagt, dass solche wie Farid Schuld daran sind, dass es mit Deutschland den Bach runtergeht, kulturell, wirtschaftlich und politisch.

Sie steht auf, um sich in der Küche ein Bier zu holen, als Absacker. Immerhin, dafür gilt noch das deutsche Reinheitsgebot. Aus dem Wohnzimmer hört sie Vater und Bruder laut ein WM-Fußballspiel kommentieren. Ach ja – dass „wir“ schon in der Vorrunde ausgeschieden sind, liegt natürlich auch an den Ausländern. Obwohl – offenbar nicht an denen, die in der Nationalmannschaft spielen…..

Arnes Handy auf dem Küchentisch vibriert. Eine neue Telegram-Mitteilung. Aus den Augenwinkeln liest Senta „Flashmob Adventskerzen“. Was ist das? Offenbar hat ihr Bruder eine Telegram-Gruppe gegründet, die einen Flashmob plant. Sie erkennt ein paar Namen aus seiner Polizeischule. „Tooooor“ brüllt es aus dem Wohnzimmer. Senta giibt Arnes Passwort ein – er ändert es regelmäßig, und reglmäßig knackt sie es – und nimmt sich mit dem Psedonym Deutschmädel18 in die Gruppe auf. Auf Telegram geht das ja anonym ohne Telefonnummer und SIM Card. In ihrem Zimmer trinkt sie das Bier aus und fällt in einen unruhigen Schlaf.

In den nächsten Tagen wächst die Telegram Gruppe Flashmob Adventskerzen immer weiter. Offenbar plant ihr Bruder einen Adventsbesuch im UMF-Wohnheim, „um den Fremdlingen hier ein Stück gute deutsche Kultur nahezubringen.“ Passend zum Advent sollen alle „Kerzen“ mitbringen, „für eine warme und gemütliche Stimmung.“ Arnes Freund und Zimmerkollege auf der Polizeischule, Karsten, erklärt sich bereit, die“Kerzen“ zu organisieren. Und Claudia, ebenfalls eine Polizeischülerin, will für die „Cocktails“ sorgen, zur Auflockerung.

Senta ist schnell klar,. dass er hier nicht um einen besinnlichen Adventsnachmittag geht. Für Kerzen liest sie Fackeln, die Cocktails sind Mollies, da ist sich Senta sicher.

Gar nicht sicher ist sie allerdings, wie sie das Ganze vereiteln kann. Der Polizei einen anonymen Tipp geben? Am Ende landet sie damit bei ihrem Vater, und der ist sicher einer der Hauptfackelträger. Ihre Freunde der Letzen Generation will sie ebenfalls nicht mit hineinziehen. Die würden wahrscheinlich, schwarz maskiert und mit Steinen bewaffnet, zum Straßenkampf antreten. Nein. Da muss eine andere Lösung her.

Am nächsten Tag trifft sie sich nach der Schule mit Farid. Er will Fackeln kaufen. „Fackeln? Im Enrst jetzt? Wofür???“ „Weißt du, ein paar von uns haben Familie in Schweden, also Onkeln und Tanten, die da schon länger leben, und zu denen sie eigentlich wollen, sobald die derutschen Behörden sie gehen lassen. Und da dachte ich, wir machen ein bisschen schwedische Stimmung am Luziafest, am 13. Dezember.“

Das ist dieLösung. „Super, Farid. Darf ich mitmachen? Ich könnte unseren Schulchor fragen, die kommen bestimmt sehr gerne und singen für euch das Luzialied! Komm, wir sprechen das gleich mit der Heimleitung ab.“

Wenn Senta etwas gelernt hat, bei ihren Aktionen, dann ist das Organisation. In kürzester Zeit steht ein wunderbar romantisches Luziafest. DIe Flashmob-Gruppe ist leicht vom 13. Dezember als Termin zu überzeugen. Denn das Deutschmädel weiß aus interner Quelle, dass am 14. Dezember die Häfte der jungen Flüchtlinge verlegt werden soll. Da ist für die Aktion natürlich Eile geboten.

Der Abend des 13. Dezembers ist da. Und Senta fühlt sich bodenlos. Wenn was schiefgeht? Sie hat keine Ahnung, wie viele Mobber tatsächlich zum Flash kommen werden – das ist ja der Witz dabei. Aber was, wenn die auf die süßen weißen Chormädchen losgehen? Dagegen könnten auch ihre Freunde*innen, die sie – natürlich ohne den Hintergrund zu erklären – eingeladen hat, nichts ausrichten.

Der Mob ist für 17.30 Uhr angesagt. Um 17.15 Uhr versammeln sich 50 Kinder in niedlichen weißen Klamotten mit Kränzen im Haar und Kerzen in den Händen vor der Unterkunft. Um 17.25 Uhr singen sie sich ein. Und um 17.30 Uhr singt ein Chor heller jubelnder Stimmen „Santa Lucia“, dass es nur so über den Platz schallt. Überall werden Fenster aufgerissen. Die jungen Flüchtlinge kommen mit ihren Betreuer*innen aus dem Haus, viele von ihnen haben Tränen in den Augen. Aus allen Straßen gesellen sich derweil immer mehr Menschen dazu. Sie tragen dunkle Kleidung, schwenken brennende Fackeln und rufen etwas, das im lauten Kindergesang untergeht, zumal die Anwohner alle kräftig mit einstimmen. Senta glaubt „Deutschland“ zu verstehen.

Aber warum auch nicht? Nach der letzten Strophe greift sie nach dem Mikrophon des Chorleiters: „Herzlich willkommen in Deutschland“, ruft sie. „Ihr seht, auch bei uns ist der Advent international, aber wie überall feiern wir die Hoffnung auf das Licht mit Fackeln und Kerzen. Ein besonderes Dankeschön auch euch“ – mit einer schwungvollen Armbewegung umfasst sie den dunklen Fackelmob – „wie toll, dass Ihr mitfeiert. Heute sind wir alle eine große Gemeinschaft. Meine Freund*innen von der letzten Generation, und da hinten steht mein Bruder. Arne, hast du dir diese Überraschung ausgedacht? WOW, danke. Ein Applaus für unsere Luzias und die Fackelträger*innen.“

Inzwischen haben die Flüchtlinge Teller mit Fladenbrot rausgetragen. Und aus den umliegfenden Häusern haben die Bewohner*innen beigesteuert, was sie in Küche und Kühlschrank hatten. Das Luziafest dauert bis weit in den Abend hinein. Und Senta wünscht sich, dass ein paar der Fackelleute, die ertaunlicherweise mitfeiern, vielleicht ins Nachdenken kommen.

Arne eher nicht. Davon ist Senta überzeugt.

Abkühlung mit Spannungsfaktor


Zu heiß? Am 24.7. um 17 Uhr gibt’s eine spannende Abkühlung. Ich lese aus meinem Trüffel- Krimi Miniataurus und entführe euch dazu in die Frische des Fünf-Seen-Landes und nach San Miniato.

Und zwar auf einem Schiff, hoch über München, der „Alte Utting“. Neugierig? Ich freu mich auf Euch!

Die Lesung wird von den Mörderischen Schwestern in Bayern organisiert Im Link gibts alle Details.

Wasser für alle.


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ich will dem Durstigen geben von der Quelle lebendigen Wassers umsonst.

Jahreslosung 2018. Umsonst ist immer gut. Kaufst du für hundert Euro ein, bekommst du 20 Euro geschenkt, lockte eine Großhandelskette. Dass das „umsonst“ 80 Euro kostet, wird den Konsumenten nicht mal mehr bewusst. Was ist der Unterschied zwischen gratis und umsonst? lautet ein alter Witz. Antwort: ich bin gratis in die Schule gegangen und du umsonst.

Umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben. Also ist umsonst gar nicht gut, oder? Die Flüchtlinge aus den Krisengebieten der Welt haben ihr Leben gleich mehrfach aufs Spiel gesetzt – umsonst. Denn einen sicheren Hafen finden sie hier nicht. Auch die Leute, die trotz mehrerer Jobs am Monatsende kaum ihre Familien ernähren können, die Alten, deren Rente grade mal zum Überleben reicht, die jungen Menschen ohne Schulabschluss und Bildungschance – sie alle haben umsonst gearbeitet, gewartet und gehofft. Natürlich ist das hier in Deutschland eine Minderheit. Die Mehrheit füllt die Supermärkte und ergeht sich, wie grade jetzt in der Zeit um Weihnachten und Neujahr, in wahren Einkaufsorgien. Klar, teuer können die wenigsten. Aber billig ist doch auch nur recht, oder? Das neue Handy, der Computer, Böller, Kleider, Reisen, Schmuck, die Delikatessen vom Discounter – kosta fast gar nix, also her damit. Ohne Rücksicht auf Ressourcen, Umwelt, Produktion. Und so ganz nebenbei wird auf diejenigen geschimpft, die mehr Geld haben. Die Reichen, die sich alles leisten können. Wenn schon die, dann auch wir! Ist doch eh alles schlecht und geht den Bach hinunter. Also beschleunigen wir die postulierte Talfahrt und konsumieren noch einmal so richtig.

Worum geht es den Nationalisten, wenn sie rufen“ wir zuerst?“ Nur um ihren ganz persönlichen Profit. Welche Kultur wollen sie erhalten? Die der Privatsender und Billigläden, die der Urlaubsflieger und der reservierten Handtücher auf Ferieninseln, deren Bewohner sie in den Ferien ausbeuten und, wenn sie ihnen hier begegnen, als Armutsmigranten anpöbeln – bestenfalls. Deutschland den Deutschen – diese Forderung ist tatsächlich umsonst. Und sie ist lächerlich, denn weder sind „die Deutschen“ heute als Spezies definierbar, noch waren sie es je. Aber das sind Spitzfindigkeiten, um die es gar nicht geht.

Ich will alles und sofort. Das ist die Kultur, die immer mehr Menschen bedroht sehen. Der einzige Stamm, unter dem „die Deutschen“, die sich um die Zukunft unseres Landes sorgen, subsumiert werden können, ist der Stamm „Nimm“. Tatsächlich finden sich in ihm Menschen verschiedenster Herkunftsländer, sei es im deutschen Osten – oder Westen, im Balkan, der Türkei oder Asien, vereint im fröhlich aggressiven Konsumismus. Der treibt vor allem zu Silvester laute Blüten.

Heute morgen lag ein toter Vogel auf meiner Terrasse. Ein sichtbares Raketenopfer. Die Sonne kämpfte sich durch dicke Rauchschwaden, die Tiere erholen sich nur mühsam, Haus- und Wildtiere. Für Flüchtlinge ist das Raketenfeuer ohnehin traumatisch, allzu sehr gleichen sich Kriegs- und Friedenszeichen. Allein mit dem in Deutschland für Silvesterböller ausgegebenen Geld könnten im Südsudan rund 2,4 Millionen Menschen ein Jahr lang gesundheitlich betreut werden. Südsudan! Da kommt ja nicht mal ein Liga-Fußballer her.

Und ganz ehrlich – wie mir die Metzereifachverkäuferin lächelnd über die Theke weg sagte, zum Thema: wenn ich auf meinen Böllerspaß verzichte, helfe ich damit niemandem, weil die anderen es ja auch nicht machen. Was kümmert uns die Dürre in Afrika? Wir können sie doch nicht lindern, also denken wir besser nicht daran.

Ich will dem Durstigen geben von der Quelle lebendigen Wassers umsonst.

Umsonst? Nestlé und Monsanto sehen das anders. Sie wollen das Wasser privatisieren. Das bringt Geld. Zwar haben die Ärmsten der Armen nicht viel, aber sie sind so viele, dass selbst ein Cent von jedem viel Wasser auf die Mühlen der Konzerne ist – um das Bild zu strapazieren. Wenn die Durstigen dann in den Westen drängen, weil Konzerne ihnen das Wasser abgraben, wortwörtlich, ist uns das allerdings nicht recht.

Lebendiges Wasser. Umsonst. Das ist es, was wir brauchen. Tragfähige Lösungen für die Herausforderungen in der Welt. Nur so können wir unsere Probleme in den Griff bekommen. Die heraufbeschworenen, die tatsächlichen, die drohenden. Fremdenfeindlichkeit, Vereinsamung, immer mehr Armut und immer weniger Miteinander. Alles hängt mit allem zusammen. Wenn wir unseren Konsum nicht einschränken, wird die dritte, die vierte Welt immer ärmer. Wenn wir die Konflikte und Krisen weiter anheizen und gut daran verdienen, werden die Menschen von dort zu uns flüchten. Wenn wir unsere Umweltbelastungen nicht verringern, leiden nicht nur die weit entfernten Länder, sondern auch bei uns wird das Klima verrückt spielen. Und so weiter und so fort.

Was das alles mit lebendigem Wasser zu tun hat? Eine ganze Menge…..

Abgelegt.


Der Unterschied zwischen einem lebenden und einem toten Wesen ist der größte Gegensatz, den wir Menschen uns vorstellen können, sobald wir ihn einmal, zum ersten Mal, erlebt haben. Ein toter Körper ist wie ein ausgezogenes Kleid. Liegt auf dem Bett wie eine abgeworfene Insektenhülle. Eckig und mit tödlicher Schärfe gezeichnet. Ohne die Weichheit, die lebendige Bewegung ihm eingibt. Bewegung, die klingt. Auf eine ganz eigene, sehr persönliche Weise. Ist dieser Klang verweht, schneidet die Stille tief in den Raum. Kälte fließt aus dem abgeworfenen Mantel, aus atmender Haut wird eisiges Wachs. Weiterlesen „Abgelegt.“