Adventskalender MiniKrimi vom 7. Dezember


So ein Hund!

Ihr Ohrläppchen juckt. Nachhaltig. Sie macht die Augen auf. 6 Uhr sagt der Wecker. Eigentlich könnte sie noch gut eine Stunde schlafen. Aber nein. Er ist ganz offensichtlich schon wach und liebkost sie zärtlich. Erst das Ohr, dann die Wange, jetzt die Lippen. Aber sie ist nicht zum Schmusen aufgelegt.

„Lass mich los, ich muss mal“, brummt sie unwirsch, schält sich aus dem Bett und schlurft müde ins Bad. Aber er ist schneller. Und schaut sie triumphierend an. „Oh Mann, du nervst“, sagt sie und schiebt ihn von sich weg.

Jetzt ist sie eh schon auf, dann kann sie auch einen Kaffee kochen. Aber auch in der Küche lässt er sie nicht in Ruhe. Was habe ich mir da nur angelacht, denkt sie, nicht zum ersten Mal. Dabei hatte sie es sich so romantisch vorgestellt – nie mehr alleine durch den Park gehen, keine einsamenden Abende auf der Couch, und auch nachts durch die Stadt laufen wäre mit einem solchen Mann an ihrer Seite kein Problem mehr gewesen. Also war sie auf die Suche gegangen. Und sie hatten sich gefunden. Er hat Rasse, er hat Klasse. Er hat Stil.

Und jetzt? Keine einsamen Abende mehr auf der Couch – da lässt er sie nämlich nicht mehr hin, so breit macht er sich. Ihre Lieblingsbücher hat er zerfleddert, und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als in seinen liebevollen Augen zu lesen. Auf der Parkbank sitzt sie nie – das findet er viel zu langweilig. Stattdessen joggen sie drei Stunden am Tag.

Keine Frage, sie ist fit wie ein Turnschuh. Und nie mehr allein. Aber um welchen Preis? „Nein, jetzt trinke ich erst meinen Kaffee, und dann bist du dran. Tyrann! Sie schaut ihm in die Augen, fest entschlossen, diesmal auch seinem treuen Hundeblick zu widerstehen. „Du kannst doch unmöglich schon wieder……“, murmelt sie, als er sich dicht an sie schmiegt.

„Weißt du was,“ sagt sie, einer plötzlichen Eingebung folgend. „Heute treffen wir uns mit Lisa und Linda. Lisa mag dich doch so gerne. Ich glaube, ich schlage ihr einen Tausch vor. Ich habe mich entschieden, ich will nie mehr einen Rüden.“

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