Genießt den Sommer bis zum Sch(l)uss. Und noch darüber hinaus


Er ist da: der ultimative Krimigenuss voller Sonne und Spannung. Ideal für lazy moments am Strand, chillige Stunden auf Balkon oder Hängematte. Und natürlich als Sommerrevival Must have, wenn die Blätter rieseln.

Die Anthologie enthält 16 Sommerkrimis, von böse bis skurril. Mit dabei: meine „Dreizehnte Fee“, in der Journalistin Ellen von einer modernen Mary Poppins zunächst fabelhaft und entlastet und dann (beinahe) entsorgt wird.

Erhältlich als E-Book und als Taschenbuch, z.B. hier:

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Ich freu mich über eure Rezensionen!

Habt eine spannende Zeit!

Eure Marie Bastide

Make Europa Great Again – oder was?


Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Heute jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges. Demokratische Politiker*innen betonen, dass unter dieses Kapitel der deutschen Geschichte nie ein Schlussstrich gezogen werden darf.

Denn, wie Max Mannheimer sagte: „Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.

Aktuell erleben wir, dass die Rufe nach einem „Ende der Schuld“ in Bezug auf die von Deutschland verübten Verbrechen an Jüdinnen und Juden, An Sinti und Roma, an politisch Andersdenkenden immer lauter werden. Deckungsgleich mit der Forderung „Deutschland den Deutscher“ – wer immer angesichts von 30% deutscher Staatsbürger*innen mit Migrationshintergrund (mich eingeschlossen) damit gemeint ist.

Es wird nach einem Einwanderungsstopp geschrien, ganz offensichtlich von Leuten, die keine Ahnung von der Genfer Konvention und Deutschlands Unterschrift darunter haben. Es wird davon gefaselt, Ausländer abzuschieben, ganz im Stil von Gauland, der suggerierte, in Anatolien würden sie dann schon entsorgt werden. Er wird solchen Leuten wohl zukünftig Blut abnehmen, das Krankenhausbett machen und im Altenheim den Po abwischen? Hoffentlich haben sie genug Rssourcen unter Gleichgesinnten. Sonst wird’s unter Umständen ungemütlich, bei Pflegebedarf.

Der neue Innenminister (OMG, dass wir das noch erleben müssen, der wäre ja sogar als Verkehrsminister noch etwas weniger schädlich gewesen) hat gleich am ersten Amtstag den Ärger Europas auf sich gezogen, ganz zu schweigen davon, dass seine vollmundige Ankündigung wahrscheinlich rechtlich gar nicht durchzuziehen ist. Asylbewerber pauschal an der deutschen Grenze abzuweisen verstößt gegen diverse Rechte und Abkommen, stößt die Nachbarn vor den Kopf und sorgt sofort für den ersten Streit in der Koalition. So wird das nix mit der vollen Amtszeit der Regierung. Nun gut, wie ein Freund von mir schrieb: „Merz hat schwach angefangen, wird aber stark nachlassen.“

Und genau in diesen Tagen kommt mir die Einladung zu einem Wettbewerb in die Mailbox geflattert. „Make Europa Great Again – oder was?“ so der Titel der Ausschreibung.

Ist doch klar, dass ich dabei bin. Ein wenig Schmunzeln, etwas Utopie und positives Wünschen sind angesagt, meine ich.

So entstand dieser Text, den ich am Samstag, 10.5.2025 ab 19.30 Uhr im Rahmen des Litbox2 Wettbewerbs im KIM Kino Haidhausen, Einsteinstraße 42, 81675 München vorstellen werde. Ich freue mich natürlich RIESIG, wenn ihr kommt und für mich votet.

Aber genauso glücklich bin ich über eure Last-Minute-Anregungen, die ich, falls sie passen, sehr gerne noch mit einarbeite. Denn ich trage das Essay live vor – und stelle mich dem Urteil des Publikums.

NB: Letztes Jahr holte ich mit meinem Griechenland-Krimi als Außenseiterin den 3. Preis. Diesmal konformiere ich mich – und bin gespannt, wie dieses Genre ankommt.

Ich freue mich auf und bitte euch um euer Feedback.

Hier it comes:

Make Europa Great Again

Ein Aufruf zur Rückeroberung von Espresso, Etikette und echter Empörung. Mit einem Augenzwinkern im Knopfloch.

Europa – der Kontinent, auf dem selbst der Käse mehr Reife zeigt als so mancher Politiker.
Wo man im gleichen Atemzug „Liberté, Égalité, Fraternité“ skandiert und sich dann um den letzten Parkplatz bei Lidl prügelt. Wo man Pasta und Schnitzel als Religion behandelt, aber Menschenrechte – leider zunehmend – wie Kantinenessen serviert: lauwarm.

Aber hey – wir waren mal groß. Imperial, denn immerhin erhoben europäische Nationen zeitweise Anspruch auf den Besitz der halben neuen Welt – und unter den Konsequenzen leiden heute nicht nur deren unglücklichen Bewohner*innen, sondern auch wir.

Doch wir waren auch groß an Ideen:

  • Die Demokratie – obgleich auch in Athen nie als Herrschaft des Volkes ausgelegt.

  • Die Aufklärung – sorgfältig portioniert und aufs rein philosophisch Utopische beschränkt.

  • Der Rechtsstaat – vor dem sich in einigen Staaten allerdings im Laufe der Jahr(zehnt)e die Vorsilbe „Un“ positioniert hat.

  • Die Freiheit – jährlich in weiß, rot, blau und grün in den Himmel geblasen, ausgerechnet von Flugzeugen, die generell eher das Gegenteil symbolisieren.

  • Und nicht zu vergessen: Der Feminismus. Geboren auf Lesbos, gelitten unter Catull, gekreuzigt unter Hitler, wiederauferstanden mit der Pille in den 1960ern.  

    Heute stehen seiner endgültigen Vernichtung durch Heidi Klum, Alice Weidel und die Tradwifes Frauen wie Baerbock mit ihrer feministischen Außenpolitik, Luisa Neubauer und ihr Kampf gegen die Ohnmacht und, ja, immer noch und jetzt erst recht Greta Thunberg, auf dem Meer, in der Westsahara und wo immer sie sich für Klimagerechtigkeit und Frauen einsetzt, entgegen.

    Ob der Sieg an den Außengrenzen Europas oder dem Binnenland zwischen Kindern und Küche enden wird, ist noch ungewiss. Wobei der Faktor Kirche nicht zu vernachlässigen sei. Vielleicht bringt ein Kardinal Marx als der nächste Franziskus oder Benedikt auf dem Heiligen Stuhl sogar die Frauenordination ins Spiel und rettet so den Klerus vor dem Alterstod?

Alles von der Wiege bis zur Bahre europäisch.

Und schließlich gibt es da noch so typisch Europäische Werte wie die Liebe zu Wein und Bier, zu Filterkaffee, Latte und Feuilleton, zu Pluralismus, Toleranz und Multikulti… die allesamt in schöner Regelmäßigkeit als gescheitert erklärt oder totgesagt werden, nur um dann, dem Negroni gleich, an irgendeiner Häuserecke wieder aufzuleben. Wie Venedig, die Stadt, die jedes Jahr aus den Wogen der Ozeandampfer im Canale Grande wieder auftaucht, um von den Nachkommen Byrons, Prousts und Guggenheims heimgesucht zu werden, während ein unbekannter Casanova das Eintrittsgeid entgegennimmt als Obulus gegen das Verenden.

Europa heute, das sind Verordnungen anstelle von Visionen. Statt blühender Utopien treibt die Bürokratie all überall üppige Blüten. Wenn’s drauf ankommt, streiten wir, ob eine Gurke krumm sein darf und wieviel Wasser pro Minute aus einem Duschkopf fließen soll – 8 Liter, wussten Sie’s?

Wobei es gleichzeitig nicht gelingt, sich auf ein sinnvolles Tempolimit auf Autobahnen zu einigen. Oder darauf, wie man Migration und Menschenrechte sinnvoll vereinbart. Oder den Flüchtlingsstrom dadurch stemmt, dass man keine Waffen mehr in Kriegsgebiete liefert und aufhört, den Schwellenländern das Wasser abzugraben, wirtschaftlich und wortwörtlich.

Make Europa Great Again? Na klar! Aber bitte anders. Menschlicher. Globaler.

Nicht mit roten Kappen – sondern mit klarem Kopf.
Nicht mit Runenzeichen – sondern Mit-Menschlichkeit.
Nicht mit Mauern – sondern mit Ideen, die verbinden.
Und mit dem festen Vorsatz: Nie wieder Krieg!

Höchstens einen kleinen Europa-internen Streit, z.B. darüber, ob man „Spaghetti Carbonara“ mit Sahne machen darf (Spoiler: nein) oder wer die Pommes erfunden hat (Spoiler: Belgien, aber das darf Frankreich nicht erfahren).

Nein! Europa ist kein Auslaufmodell. Kein Benziner ohne Zapfsäule. Eher eine zu schnell zu groß gewordene WG, ein baufälliges Haus, in dem Stockwerk für Stockwerk besetzt aber nur im Ansatz renoviert wurde. Ein Haus voller Streit, Versöhnung, Diversity, Drama und Dolce Vita. Und das ist gut so.

Europa heute ist ein Traum zwischen Tiefschlaf und Erwachen. Eine Skulptur, von der, wie Michelangelo sagte, nur der überflüssige Marmor abgeschlagen werden muss.

Europa war jahrhundertelang die Bühne der Ideen, die die Welt veränderten, der Revolutionen, deren Kinder sich nie ganz auffraßen, sondern glanzäugige Enkel bekamen. Der Kontinent der großen Kunst und der schiefen Kirchtürme. Hier wurde gedacht, gemalt, diskutiert, geliebt und natürlich gestritten – manchmal ein bisschen zu laut, manchmal mit ein bisschen zu viel Pulver. Und meist mit ganz viel Dampf.

Doch dann kamen die Jahrzehnte des Zauderns: zu kompliziert, zu démodé, zu viel Bürokratie, zu viele alte Menschen und zu wenig Begeisterung. Die Welt blickte nach Westen – auf Silicon Valley, Harvard und Hollywood. Nach Osten – auf Hongkong, Taiwan, Shanghai und Bangalore.

Europa? Saß mit ihrem Cappuccino auf dem Bordstein und philosophierte über alles – außer über die Zukunft, während ihre Kinder Weine aus Yantai und Biere aus St. Louis und Mexiko süffelten.

Jetzt kommt unsere Stunde!

Wenn sich jenseits des Atlantiks politische Abgründe auftun und Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Freidenker*innen ihre Koffer packen, öffnet sich hier bei uns ein Fenster. Ach was, eine Tür. Ein Portal!

Denn Europa kann jetzt wieder zum Magneten werden – für kluge Köpfe, wilde Träume, mutige Kunst. Für Nobelpreisträger*innen und Novellen. Für Start-ups und Streichquartette. Für Debatten, die mehr können als nur Schlagworte.

Wenn wir die Bühne freigeben. Wenn wir Platz schaffen für neue Gedanken, neue Farben, neue Stimmen. Dann wird aus „Good Old Europe“ plötzlich das Next Big Thing.

Und stellen wir uns das mal vor:

  • Ateliers voller Sprachengewirr, aber ohne Babel.
  • Forschungsinstitute, die in hundert Dialekten und mit bunten Händen die Zukunft bauen.
  • Literaturhäuser, in denen sich Bronx-Slammer*innen und Brüsseler Romanciers treffen.

Make Europa Great Again?
Aber sicher. It’s so easy. Mit offenen Türen, offenen Köpfen – und einem gigantischen kreativen Feuerwerk. Nur die strammen Rechten müssen leider draußen bleiben.

Europa hat die schönsten Kulissen der Welt – jetzt müssen nur wieder großartige Geschichten darauf gespielt werden. But: Yes we can.

Auf Instagram (semisappho) und Facebook (mariebastide75) indet ihr mein EInladungsvideo.

Was macht eigentlich…..


Was macht Jesus eigentlich am Samstag nach seiner Keuzigung? Am Karsamstag oder am Ostersamstag? Schon, wie wir diesen Tag zwischen Tod und Leben nennen, hat viel mit unserer Gewichtung dieser Zeit zu tun.

Karsamstag verharrt in der Trauer, gefangen in Tod und Vergänglichkeit. Ostersamstag öffnet den Hoffnungsblick hinter den Horizont.

Am Samstag zwischen Karfreitag und Ostersonntag ist der Spalt dieser Tür schon ein wenig geöffnet, die den Raum zum Leben freigibt.

Was macht Jesus am Samstag? In einigen Kirchen liegt er aufgebahrt in einem Blumenmeer. Eine Tradition, die bis ins 10. Jahrhundert zurückführt. Ein mir sehr lieber Monsignore schrieb heute auf Instagram dazu, Jesus räume heute schon mal die Unterwelt auf.

Oder ruht er im Grab? Ist er sich vielleicht selbst nicht ganz sicher, ob er auferstehen wird, morgen? Oder schläft er, endlich, geborgen und unerreichbar für die Welt mit ihren Wünschen, Forderungen, Drohungen, mit ihrer Heldenverehrung und ihrem Hass. Mit ihrer tödlichen Gewalt?

Natürlich ist es müßig, sich solche eine Frage zu stellen. Sie kam mir gestern während eines Orgelkonzerts in der Sendlinger Himmelfahrtskirche. Die Töne brausten, rauschten, zischten, dröhnten, sie flüsterten und schmeichelten. Und da es um Jesus ging, in diesem Bachkonzert, kam mir die Frage in den vom Alltag leergefegten Sinn.

Was mache ich an diesem Samstag? Ergebe ich mich der Hektik, die einem Fest beinahe zwingend vorauszugehen scheint? Wenn Menschen kaufen, als stünde das Ende der Konsumwelt bevor, über ich mich in Zurückhaltung.

Aber ich mähe und pflanze und dünge, als gäbe es morgen kein Urbi et orbi, sondern ein Obi et Orbi, wie der Kolumnist im Sonntagsblatt treffend schrieb.

Nein. ich feiere kein Frühlingsfest und auch nicht das Erwachen der Natur. Das zelebriere ich bei meinen täglichen Hunderunden und dokumentiere seit 2 Monaten, wie sich die Knospen aus dem Winterschlaf schälen.

Ich feiere das Licht, das meine Dunkelheit zerreißt. Nachhaltig. Auf ewig.

Auch, wenn mir gerade jetzt die Menschen und die Tiere, die ich liebe und die ich nicht mehr um mich habe, ganz besonders fehlen. Auch, wenn mir gerade jetzt die Kraft ausgeht und ich tatsächlich denke, dass ich im Grunde gerne dieser Sehnsucht und meinen Lieben folgen möchte. Lieber früher als später. Jetzt sofort. Gerade dann spüre ich die Dankbarkeit darüber. dass ich daran glauben darf: es geht weiter. Besser. Ohne diesen Glauben wäre ja auch meine Trauer abgrundtief und bodenlos.

Jesus, der Christus, war vielleicht nie so sehr Mensch wie am Karfreitag. Welche Schmerzen, welches Leid. Und welche Ängste. Jeder, ob er oder sie glaubt oder nicht, kann das nachvollziehen. Jedem ist Jesus an diesem Tag nah. Als einer von Millionen, die gequält, gefoltert und getötet wurden und werden. Als einer von uns, die wir sterben werden. Viele, die nicht glauben – an Gott. an Götter, an Schuld und Erlösung, betrachten mich heute mitleidig oder, auch das, verächtlich. Manche werden angesichts meiner Osterfreude sogar aggressiv. Dabei ist unsere Motivation genau die gleiche. Nur mit umgekehrten Vorzeichen.

All das Leid, die Ungerechtigkeit, das Unvollkommene, all die Gewalt auf unserer Erde und in unserer Welt – für mich sind gerade sie Grund und Anlass zum Glauben. Verankert im Ostergeschehen.

Egal, was Jesus heute gemacht hat.

Ich gehe ins Bett. Und freue mich darauf, morgen das Licht zu feiern. In mir. Und zu hoffen, dass ich es weitergeben kann. Wortlos und nur mit einem Lächeln.

Information und Predigt am Sonntag Reminiszere

Eine brennende Kerze steht vor einem Fenster

Fürbitte für die Christ*innen und Jesid*innen im Irak

Nachfolgend findet ihr den Text meiner Predigt von heute, 16.3.2025.

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

einmal im Jahr gedenken wir der verfolgten Christ*innen in der ganzen Welt. Sie bilden nach wir vor die größte verfolgte religiöse Gruppe. Weltweit sind mehr als 380 Millionen Christ*innen in 78 Ländern wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Tendenz leider steigend.

Für uns schwer vorstellbar – aber wir haben bei uns ein Gemeindeglied, dass genau aus diesem Grund hierher geflohen ist. Wer mit ihm gesprochen hat, hat vielleicht eine Ahnung davon, wie gefährlich der Glaube in manchen Teilen der Welt sein kann, während er für uns selbstverständlich oder für viele sogar nebensächlich ist.

Dieses Jahr hat die EKD den Irak in den Mittelpunkt des Gedenkens gestellt.

Steht in der „Rangliste“ der Länder, in denen Christ*innen verfolgt werden,
auf Platz 17. Auf den Plätzen 1-5 stehen Nordkorea und Somalia, der Jemen, Libyen und der Sudan. Wir selbst kennen Menschen, die aus dem Irak bis zu uns nach München geflohen sind.

Aktuelle Situation im Irak

Auch wenn im Irak kein offener Krieg mehr herrscht und die Isis-Krieger als besiegt gelten – die Gewalttäter des Krieges leben weiter in dem Land. Vielen von ihnen waren aus der Armee von Saddam Hussein zur Isis übergetreten, die die Christ*innen und Jesid*innen verfolgt und ermordet haben.

Die Hauptsorge der Minderheiten im Irak ist es, dass es dem Iran gelingt, seinen Einfluss auszuweiten, um auch den Irak in einen Gottesstaat iranischer Prägung zu verwandeln. Ihre einzige Hoffnung ist die Erhaltung einer religiösen und kulturellen Vielfalt im Land, damit auch die Minderheiten in Zukunft friedlich dort leben können. Deshalb halten die Minderheiten im Irak zusammen. Meist treten Jesid*innen und Christ*innen gemeinsam auf, wenn sie ihre Stimme erheben.

Die Minderheiten im Irak tragen wesentlich zum reichen kulturellen und sozialen Mosaik des Landes bei. Ihre einzigartigen Sprachen, Kulturen, Traditionen und religiösen Praktiken machen den Irak zu einer lebendigeren Gesellschaft und zu einem der vielfältigsten Länder im Nahen Osten. Diese Vielfalt fördert den Zusammenhalt und das Verständnis füreinander. In wirtschaftlicher Hinsicht haben die Minderheiten im Irak seit jeher zur Alphabetisierung, zum Finanzwesen, zum Handel, zum Handwerk und zu verschiedenen qualifizierten Berufen beigetragen und das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Mehrheit bereichert.

Übrigens: Die ständige Sorge vor neuer Gewalt bewirkt, dass bisher nur etwa fünf bis zehn Prozent der Christ*innen in ihre alte Heimat zurückgekehrt sind, nachdem sie aus Angst um ihr Leben geflohen waren. Nicht nur in die autonome Region Kurdistan, sondern in die ganze Welt. Das gleiche gilt für die Jesid*innen.

Die chaldäische katholische Gemeinde in München schätzt die Zahl der chaldäischen Christ*innen in Deutschland auf rund 20.000, mit Schwerpunkten in Bayern, insbesondere in München, Augsburg und Nürnberg. In München leben geschätzt rund 4000 Jesid*innen.

Der Predigttext, den wir gerade gehört haben, spricht davon, mit welcher Motivation und Aufgabe Jesus auf die Welt kam und was daraus folgt. Er verbindet den Glauben sehr eng mit dem, was wir an Gutem tun, in G*ttes Namen. Jesus will die unheilvollen Verflechtungen lösen und uns durch seine Liebe zur Wahrheit führen, steht da. Wer die Wahrheit tut, der kommt zum Licht. Und im Licht brechen die Gebäude aus Lügen und Bosheit zusammen.


Das klingt abstrakt? Für uns vielleicht. Denn wir sind meist nicht lebensbedrohlich von solchen bösen Verflechtungen betroffen. Gottseidank. Aber die Christ*innen und die Jesid*innen im Irak klammern sich täglich an diese Gewissheit, dass die bösen Werke im Licht Jesu zerfallen werden. Der chaldäische Erzbischof Najeeb Michael von Mossul betont, dass allein dieser Glaube seinen verfolgten Gemeinden Hoffnung gibt – für uns kaum vorstellbar!

Gerade das Johannesevangelium gibt den Gemeinden Kraft. Denn auch Johannes stellt in einer Situation der Bedrängnis das Vertrauen auf die Kraft der göttlichen Liebe als Trost und Mutmacher immer wieder heraus.

Jesid*innen leiden noch mehr unter Verfolgung

Ich arbeite u.a. für eine private Hilfsorganisation, die schwer kranken Kindern in Deutschland lebensrettende Behandlungen ermöglicht. Eines dieser Kinder ist Aza – auf dem Faltblatt. Aza und ihre Familie sind Jesiden.

Die Situation der Jesid*innen ist noch dramatischer als die der Christen im Irak. Das sich hartnäckig haltende Vorurteil, sie würden eigentlich den Teufel anbeten, war in der Geschichte immer wieder Grund, sie blutig zu verfolgen. Bis heute werden Jesid*innen in weiten Kreisen der muslimischen Mehrheitsbevölkerung im Irak als Ungläubige gesehen. 

2014 verübte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) einen brutalen Völkermord an den Jesiden. In nur wenigen Tagen brachten sie 10.000 Jesid*innen jeden Alters auf grausame Weise um. 7.000, vor allem Frauen und Mädchen, wurden verschleppt und als (Sex)-Sklavinnen an IS-Kämpfer verkauft. Einige konnten sich selbst befreien oder wurden mit hohen Lösegeldsummen von ihren Familien freigekauft. 3.000 sind aber noch immer in Gefangenschaft.  Der deutsche Bundestag hat den Völkermord an den Jesid*innen im Januar 2023 anerkannt. 

Aza und ihre Familie sind Jesiden. Das Mädchen kam als Baby nach Deutschland. Ihr Dorf wurde angegriffen, Frauen verschleppt. Wenn die Flucht nicht gelungen wäre, wäre Aza ganz sicher getötet worden, denn sie kam mit einer Behinderung auf die Welt: ihr linkes Bein ist nur halb so lang wie das rechte. Inzwischen ist Aza schon 7 Jahre alt. Sie geht in Deutschland in die Schule, und ein amerikanischer Beinverlängerungsspezialist bemüht sich, die Beine so weit wie möglich anzugleichen. Wäre sie im Irak geblieben, wäre sie tot.

Die Mutter spricht gut Deutsch und macht eine Ausbildung zur Familienhelferin. Aber es hat lange gedauert, bis sie die Ängste vor Verfolgung und die Albträume hinter sich lassen konnte.

380 Millionen Schicksale

Liebe Brüder, liebe Schwestern, hinter jedem der 380 Millionen Verfolgten steckt ein Mensch mit einem Schicksal, so wie Aza. Es ist wichtig, sie nicht zu vergessen. Es ist wichtig, auf verschiedenen Ebenen für sie einzutreten. Politisch. Kirchlich. Betend – wie wir das heute tun.

Und helfend. Zum Beispiel, wenn Geflüchtete es bis zu uns schaffen. Viele kommen nicht mit einem perfekten Aktenordner mit allen Papieren, die in Deutschland verlangt werden. Das bringt die Flucht so mit sich. Bzw. gibt es in vielen Ländern gar nicht all die Dokumente, die die deutschen Behörden verlangen. Das fängt bei der Geburtsurkunde an und hört bei der Heiratsurkunde noch lange nicht auf. Dennoch brauchen die Allermeisten Hilfe. Dennoch suchen die Allermeisten Schutz. Dennoch wollen die Allermeisten nur in Frieden und Sicherheit leben. Mit ihrer Familie und ihrem Glauben. Das gilt nicht für verfolgte Christ*innen.

Es ist unsere Aufgabe, ihnen nicht die Tür vor der Nase zuzuknallen. Es gibt einen Unterschied zwischen Migration und Flucht. Während Flucht eine erzwungene Entscheidung aufgrund von Gewalt und Konflikten ist, stellt Migration eine freiwillige Bewegung aus sozialen und wirtschaftlichen Notlagen dar. Auch diese Notlagen können lebensbedrohlich sein, fallen aber nicht unter die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK, 1951). Deutschland hat diese Konvention unterzeichnet, und das gibt uns Helfenden den rechtlichen Rahmen für unser Engagement. In der Konvention steht u.a. – Grundsatz des Non-Refoulement (Art. 33 GFK):

Als Christ*innen müssen wir, wo und wie es in unserer Macht steht, helfen

Geflüchtete dürfen nicht in ein Land abgeschoben werden, in dem ihnen Verfolgung aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität, politischer Überzeugung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe droht. Dieser Schutz gilt unabhängig davon, ob die Person als Flüchtling anerkannt wurde oder nicht.

Einmal im Jahr an die religiös Verfolgten zu denken, ist wenig. Aber nehmen wir es als Erinnerung, auch während der restlichen 364 Tage offen zu sein, sie zu sehen, für sie einzutreten, wo es uns möglich ist, und für sie zu beten – für alle aus religiösen Gründen Verfolgten in aller Welt. Heute können für als Zeichen dafür eine Kerze ins Fenster stellen.

Amen.

Hier findet ihr Informationen und Texte der EKD zur Fürbitte für verfolgte Christ*innen

Und hier erfahrt ihr mehr über die Situation von verfolgten Christ*innen weitweit

Um ein Haar vergeben


Ich sitze auf meinem Bett, viel goldfarbenes Metall, eines, vor dem meine Mutter mich mit wohldosierten Hinweisen auf unterschiedliche wissenschaftliche Studien gewarnt hätte und das ich genau deswegen ausgsucht habe. Übrigens kauere ich mehr, als ich site. Die Finger meiner rechten Hand umkrampfen ein Messer. X-beliebig, aus der erstbesten Küchenschublade gerissen. „Nur einen Schritt weiter, und ich steche zu.“ Meine Stimme so rau, mein Blick so heiß. Er bleibt auf der Schwelle zu meinem Zimmer stehen. Schwankt ein wenig. Aber kommt nicht näher.

Wie lange wir so da saßen und standen, ein makabres Tableau vivant – keine Ahnung. Dann kam sein Vater. „Du hast keine Polizei gerufen? Gut. ich hab dir gesagt, ich bringe das in Ordnung.“ Statt einer Antwort stehe ich auf, das Messer in meiner ausgestreckten linken Hand. Mit der rechten greife ich nach Tasche und Jacke, schlüpfe in der erste Paar Schuhe im Flur und öffne die Wohnungstür. „Warte, setz dich erst mal hin und lass uns alles in Ruhe besprechen. Mein Sohn hat das nicht ernst gemeint. “ Ich starre ihn an, den braungebrannten, weißhaarigen Freimaurer. Er hat keine Angst um mich, hat mich nicht gefragt, wie es mir geht. Er hat nur Angst um seinen Ruf. Seinen Job. Sein Amt in der Loge. „Also, er hat das nicht gewollt. Du siehst doch, dass er betrunken ist. Was hast du denn gesagt, um ihn so aus der Fassung zu bringen?“

Ich antworte nicht. Starre nur weiter. Als ich mit seinem Sohn zusammengezogen bin, haben die Eltern gesagt: „So, ab jetzt ist er deine Verantwortung.“

Die Verantwortung bestand dann darin, ihn, wenn er nicht in der Kaserne Dienst hatte, aus der griechischen Spelunke ums Ecke zu holen, sturzbetrunken. Und seine Zeche zu zahlen. Als ich darauf keine Lust mehr hatte und ihn verlassen wollte, hatte er mich geschlagen, zu Boden geworfen und dann mit seinem Bundeswehrstiefel auf mich eingetreten. Bis ich auf stehen, in die Küche gehen und mich mit einem Messer bewaffnen konnte. in der Küche lag aus das Telefon, Bis heute frage ich mich, warum ich seinen Vater angerufen habe. Vielleicht dachte ich, er würde mir helfen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich auf diesen Gedanken gekommen war.

Das alles ist lange her. Sehr lange. Die Zeit mit dem psychisch gestörten und alkoholabhängigen Bundeswehrsoldaten war nur eine kurze Episode in meinem Leben, kurz nach meiner Ankunft in München. Aber sie blieb nicht ohne Folgen. Der Arzt, den ich tags darauf konsultierte, sagte lapidar: „Ein Millimeter weiter, und sie wären tot.“ Ich bin zur Polizei gegangen, ich habe Anzeige erstattet. Sein Vater hat gegen mich ausgesagt, und am Ende ist der Sohn ungeschoren davongekommen. Es war alles meine Schuld. Die klassische Täter-Opfer-Umkehrung, wie in so vielen Fällen männlicher Gewalt gegen Frauen.

Aber waas heißt ungeschoren? Jahrzehnte später habe ich ihn auf Twitter „getroffen“. Da war ein Frührentner, Sozialhilfeempfänger und Aktivist einer Gruppe, die sich unter dem #Ichbinarmutsbetroffen austauscht und präsentiert. Er hat über 4000 Follower, Presse, Funk und Fernsehen berichten über ihn. Ich sehe ihn und erkenne – was Alkohol und Nikotin mit ihm und aus ihm gemacht haben. Ein Wrack. Jetzt auch physisch. Und ich erkenne auch, dass er die Realitäten nach wie vor nach seinem Empfinden buchstabiert.

Trotzdem bin ich mit ihm in Kontakt. Sehr sporadisch. Warum? Weil ich wissen will, ob er sich an diesen Vormittag in einer kleinen Wohnung in Haidhausen erinnert, an dem er um ein Haar – wortwörtlich – zum Mörder und ich zum Femizid-Opfer geworden wäre. Weil ich darauf warte, dass er seine Schuld eingesteht. Sich bei mir entschuldigt.

Nichts.

Letztes Jahr dann eine Nachricht von ihm: er ist schwer an Krebs erkrankt. Die Lunge. Es wundert mich nicht, nach über 40 Jahren massivem Nikotin-Abusus. Ich willige in ein Treffen ein. In einer Kneipe neben seiner aktuellen Wohnung. Er sitzt da mit Bier und Zigarette. Und berichtet. Vom Sohn, den er alleine großgezogen hat, nachdem die Mutter weggelaufen ist. Misshandelt? Und der Vater hatte wieder seine Freimaurerhände im Spiel? Aber das ist meine Spekulation. Er berichtet davon, wie schlecht er behandelt wurde, von Behörden, Kolleg*innen. Der Welt. Erzählt, dass er mit einer bekannten jungen Unternehmerin ein Buch schreibt – über Armutsbetroffenheit. Und kramt Erinnerungen aus.

An Gedichte, die ich geschrieben, Gerichte, die ich gekocht habe. Prahlt vor Saufkumpanen mit meinem Intellekt und meinen Büchern.

Ich gehe.

Lese noch zwei, dreimal auf Whatsapp. Es gehe ihm gut, er habe alles im Griff. Sein Sohn kümmere sich rührend um ihn.

Und dann auf Facebook. dass er „an seiner Krankheit verstorben“ sei. Viel zu jung. Ein weiteres Opfer der Armut Lange überlege ich, was ich unter diesen Post schreiben möchte. Formuliere eine Mail an seinen Sohn. Aber dann schreibe ich doch lieber diesen Beitrag hier in meinem Blog.

Warum hat mich sein Tod so betroffen?

Weil ich bis zuletzt auf die Chance gehofft habe, ihm zu vergeben. Nachdem er mich darum gebeten hat. Ist nicht passiert. Aber ich vergebe ihm trotzdem. Dennoch: ich werde mich immer an ihn erinnern. Besonders, wenn das Wetter umschwingt und mein Nacken schmerzt. RIP.

Es brennt! Löscht mit!


Brandmauer, Flächenbrand, Beben, Dammbruch, Flut – schon die Sprache, mit der das aktuelle politische Geschehen in Deutschland behandelt wird, ist dramatisch und katastrophenschwanger. Mit Neuwahlen am Horizont und wenig Aussicht auf einen erfolgreichen winterlichen Mikrowahlkampf (zu wenig Zeit, zu wenig Aktive, zu wenig Menschen auf den Straßen und Plätzen) verlagert sich der Showdown im Kampf um die Wähler*innengunst ins Parlament. Ins Allerheiligste unserer Demokratie, also.

Dort gehört er m.E. nicht hin. Denn im Bundestag sollen Entscheidungen getroffen werden, die unmittelbare Auswirkungen auf das Leben der Menschen im Land haben, so sie die weiteren rechtstaatlichen Instanzen erfolgreich durchlaufen. Was dem Migrationsantrag von Friedrich Merz nie gelungen wäre. Verfassungsrechtliche Bedenken, Widerstand aus der Gesellschaft, fehlender Konsens im Bundesrat – und schließlich die Unpraktikabilität und Unausgereiftheit hätten dem Entwurf sehr bald den Garaus gemacht.

Warum also hat Fritze Merz diesen Antrag überhaupt eingereicht? Ich halte es für lohnend und wichtig, diess Frage zu beantworten (was in diversen Talkshows ja bereits gemacht wurde).

Wir rekapitulieren zunächst die zentralen Punkte des Antrags:

  1. Dauerhafte Grenzkontrollen und Zurückweisungen: Die Einführung permanenter Kontrollen an den deutschen Grenzen, mit der Möglichkeit, Personen ohne gültige Papiere oder ohne Aufenthaltsrecht direkt zurückzuweisen.
  2. Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte: Ein vorläufiger Stopp des Familiennachzugs für Personen, die nur einen eingeschränkten Schutzstatus besitzen.
  3. Verschärfte Abschieberegelungen: Die Einführung strengerer Maßnahmen zur Abschiebung ausreisepflichtiger Personen, einschließlich längerer Abschiebehaft für Straftäter.
  4. Ablehnung der erleichterten Einbürgerung: Eine klare Absage an die von der aktuellen Regierung geplanten erleichterten Einbürgerungsregelungen.
  5. Steuerliche Entlastungen: Vorschläge zur Steuerbefreiung von Überstundenzuschlägen und eine Reduzierung der Umsatzsteuer in der Gastronomie.
  6. Sozialpolitische Maßnahmen: Die Einführung einer sogenannten „Aktiv-Rente“ zur Unterstützung älterer Arbeitnehmer.

Dieses 15-Punkte-Programm soll im Falle eines Wahlsiegs der Union innerhalb der ersten 100 Tage umgesetzt werden.

Schon der erste Punkt ist wegen Deutschlands Unterschrift unter die Genfer Konvention nicht durchsetzbar. Warum? Stellt euch vor, ihr müsst eure Heimat bei Nacht und Nebel verlassen und habt keine gültigen Papiere (nicht jedes Land ist so bürokratisiert wie Deutschland, und selbst hier gibt es Menschen ohne gültigen Ausweis – mich z.B.). Bzw. Ihr habt aufgrund der politischen Situation nicht die Möglichkeit, Papiere zur Ausreise zu erlangen. Gerade, wenn tatsächlich Gefahr für Leib und Leben besteht, kommen Geflüchtete oft ohne Papiere hier an. Oder die Schlepper haben ihnen alles abgenommen. Die geringste Zahl von Menschen auf der Flucht hat einen sauberen Ordner mit allen Papieren dabei, die in Deutschland gefordert werden (Ausweis, Geburts- und ggf. Heiratsurlunde, Schulabschlusszeugnisse, Diplome etc.).

Tatsächlich habe ich während meiner Arbeit im Bereich Migration nur wenige Menschen erlebt, die mit Papieren gekommen sind. Darunter die Familie eines hochrangigen togoischen Generals. Der hätte die aber gar nicht gebraucht, denn er war bekannt. Die allermeisten stehen ohne Papiere vor dir – dafür mit blankem Entsetzen im Gesicht. Natürlich gibt es unter ihnen auch Kriminelle und psychisch Kranke. Erstere kommen allerdings meistens sehr schnell durchs Asylverfahren, weil sie durch die internationale Mafia mit allem Nötigen versorgt werden. Die deutschen Behörden nicken dann sehr oft einfach alles ab.

Und die psychisch Kranken? Erhalten leider allzu oft nicht die dringend notwendige Behandlung – was der Verweigerung eines Menschenrechts nahe kommt. Dadurch verschlimmert sich ihre Krankheit. Hinzu kommt, dass die deutschen Beörden, Ämter etc. in solchen Fällen nicht ausreichend kooperieren („ist ja nur ein Ausländer“) – mit in Einzelfällen katastrophalen und tödlichen Folgen.

WIchtig ist, festzuhalten: die Zahl solcher von Geflüchteten begangener Straftaten ist in der Relation sehr gering, auch, wenn die Medien und die Rechtsrextremen anderes sagen. Die meisten Femizide passieren durch deutsche Männer, z.B. Trotzdem sagt mir eine Krankenschwester beim Blutabnehmen, sie habe im Dunkeln Angst vor ausländischen Männern. So funktioniert „gute“ Propaganda. Interessanterweise habe ich noch nie gehört, dass jemand Angst vor ausländischen Frauen hat. Aber „alle Ausländer raus“?

Doch ich schweife ab. Auch die weiteren migrationsspezifischen Punkte des Merz-Antrags kollidieren mit gesundem Menschenverstand (wir brauchen Arbeitskräfte, sollen denen aber die Arbeitsaufnahme erschweren?) oder dem Rechtsstaat.

Warum also dieser Antrag?

Alle möglichen Antwortszenarien machen mir Angst.

  • Merz will die Wähler*innen am rechten Rand abfischen und zeigen, dass, wie schon von Frau Klöckner auf Instagram formuliert („Für das, was ihr wollt, müsst ihr nicht AfD wählen. Dafür gibt es eine demokratische Alternative: die CDU.“), die CDU auch für rechtsnationalistische Gesinnungen eine Heimat sein kann.
  • Merz will ausprobieren, ob die anderen Parteien, die den Brandmauer-Konsens unterschrieben haben, damit erpressbar sind – und er also alles durchsetzen kann, was er sich so vorstellt.
  • Merz will sich, das Parlament und die Öffentlichkeit schrittweise darauf vorbereiten, dass er seine Politik auch gerne mithilfe einer faschistischen Partei verwirklichen wird.
  • Merz ist so dermaßen von sich selbst eingenommen, dass er fest davon überzeugt ist, sein Wort sei Gesetz bzw. könne es jederzeit werden, unabhängig von jeglichen demokratischen Prozessen. Er kennt keine Verantwortung, außer für sich selbst.

Egal, welches Szenario der Wahrheit am nächsten kommt: alle sind erschreckend und beweisen, dass es diesem Kanzlerkandidaten nicht um das Wohl der Menschen in Deutschland geht, sondern einzig um sich. Nicht mal um seine Partei. Denn sonst hätte er sich einen Moment Zeit genommen, um auf diejenigen zu hören, die ihn (und als Kennerin der Prozesse, die einem solchen Antrag innerparteilich vorausgehen, bin ich davon überzeugt, dass es die gegeben hat) vor den möglichen Konsequenzen in der Öffentlichkeit gewarnt haben. Warum haben einige CDU-Abgeordnete bei der namentlichen Astimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz dagegen gestimmt? Vielleicht aus demokratischem Pflichtbewusstsein. Aber ich denke, sie taten das vor allem, weil ihnen im Zweifel das Hemd näher ist als die Hose, sprich, weil der Protest in ihrem Wahlkreis sie für den 23. Februar ein persönliches Debakel befürchten ließ.

In diesem Zusammenhang frage ich mich, worauf die ungewöhnliche Stille des Bayerischen Ministerpräsidenten bezüglich der aktuellen Ereignisse im politischen Berlin beruhen mag…

Erstaunlich auch, dass Merz offenbar nicht mit den erfolgten deutschlandweiten Protesten gerechent zu haben scheint. Das deutet für mich schon fast auf „trumpeske“ Züge hin.

So betrachtet, ist also auch das knappe Scheitern des Gesetzentwurfs am Freitag (349 Abgeordnete stimmten gegen den Entwurf, 338 dafür, bei fünf Enthaltungen) kein Sieg der Demokratie. Aber es bedeutet eine Atempause, in der wir uns sammeln können für weitere Proteste. Für ein Aufschreien, Aufschreiben gegen das rechte Schreckgespenst an den parlamentarischen Wänden.

ich fürchte, es ist in der Tat 5 vor 1933. Und wir wissen, wie das Wegschauen ausgegangen ist, damals. Das „ich bin ja nicht betroffen“ – weil kein Jude und keine Jüdin, kein*e Behinderte*r, kein*e Sinti oder Roma, kein*e Linke*r. Am Ende war ein ganzes Volk be- und getroffen. Ein ganzes Land. Ganz Europa.

Ha, sagt ihr, schau doch mal in dein italien. Was macht die Meloni denn da? Ja, ich schaue dorthin. Mit Bangen. Aber – wir italiener sind halt doch anders. Zu individualistisch für eine stringente Massenbewegung. Was sich in der Vergangenheit als politische Instabilität erwiesen hat, ist jetzt vielleicht ein Glück. Übrigens: auch der zweite Transport von Geflüchteten nach Albanien musste zurückgepfiffen werden. Wäre das in Deutschland auch möglich?, frage ich.

Fazit: Merzens Generalprobe ist im Parlament im zweiten Anlauf gescheitert. Das ist kein Grund zum Aufatmen, aber ein Beweis dafür, dass „das Volk“ sehr wohl Macht hat.

Meine Bitte: Nutzt diese Macht. Zeigt durch eure Haltung, durch eure Präsenz, durch das, was ihr sagt, jeden Tag, beim Bäcker, in der Kirche, an der Ampel., im Büro, in der Kita, dass wir mehr sind. Mehr als die Neofaschisten, mehr als die Fake News Verbreiter. Mehr als die Hasser. Dass wir daran glauben, dass auch komplizierte Situationen am besten in einer Demokratie zu bewältigen sind. Und dass Wohlstand immer ein Geben und Nehmen ist, dass wir „ein gutes Leben“ nie für uns alleine werden verwirklichen können, sondern nur in der Gemeinschaft.

Und: lest euch das Wahlprogramm der AfD durch – in Häppchen, mit Tee oder Wein zur Beruhigung, und zitiert es in euren Gesprächen! Denn, frei nach dem Film „One life“: Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt.“ D.h. wer einen AfD-Sympathisanten gewinnt, gewinnt die ganze Wahl.

MiniKrimi Traumgespinst


Ich möchte vorausschicken, dass dieser MiniKrimi einzig meiner Fantasie entspringt und jede Ähnlichkeit zu real existierenden Personen rein zufälliger Natur ist!

Spannende Caption: ich habe bewusst die WordPress-eigene KI für das Beitragsbild genutzt – und jede Ähnlichkeit von Big D mit bekannten Menschen wurde „vorauseilend“ minimiert. Es brauchte 6 Versuche, um zumindest das aktuelle Bild zu kreieren…..

Leider (?) nur ein Traum

Mal ehrlich, meine Herren – Jungs? Wovon habt ihr geträumt, nachts, in eurer Pubertät? Was hat euch angefixt, unter der Bettdecke, so mit 15? Der Bravo Starschnitt von Suzy Quatro? Jeanne Moreau in Jules et Jim? Oder doch Sophia Loren mit „tu vuoi fa l’americano“?

Big D hatte als 15-Jähriger nur einen Traum. Nacht für Nacht. In seinem schmalen Bunkerbett in der NYMA träumte er nicht von seinem Elternhaus oder seiner Schule in Queens, die ihn wegen „Verhaltensproblemen“ vor die Tür gesetzt hatte. Nein. Er sah sich in einem nur von Kerzen erleuchteten Saal, umringt von einer Schar glühender Anhänger in Smoking und Abendkleidern, die alle gekommen waren, um seinen Geburtstag zu feiern. Als Höhepunkt – im wörtlichen Sinn – wurde dann eine riesige Torte hereingeschoben, so eine wie in Singing in the rain, und heraus sprang: Marilyn Monroe. Sie schmiegte sich an ihn und hauchte verführerisch „Happy Birthday, Mister President“.

Dieses Bild verfolgte den ebenso unglücklichen wie missglückten Jungen durch seine gesamte – wir müssen ehrlich sein – nicht sonderlich erfolgreiche Schulkarriere – und weit darüber hinaus.

Big D – der damals noch nicht so genannt wurde, wobei das erstaunlich ist, weil sein Ego eigentlich schon immer mindestens so groß war wie seine Selbstüberschätzung – wusste genau: Um in den USA ganz nach oben zu kommen, brauchst du vor allem Geld. Und Beziehungen. Aber die erkaufst du dir am einfachsten mit – Geld. Also setzte der junge Mann alles daran, das familieneigene Immobilienunternehmen zu einem Imperium auszubauen. Weil er einerseits sehr risikofreudig und andererseits von keinerlei ethischen Skrupeln geplagt war, gelang ihm das eine ganze Zeit lang ziemlich gut. Denn während andere in seinem Alter Sportwagen sammelten, Yachten oder Freundinnen, galt seine Sammelleidenschaft vor allem einer „Sache“: der Macht. Er wurde reicher, er wurde bekannter. Und in dem Maß, in dem sein Einfluss auf die Finanz- und Wirtschaftswelt wuchs, wuchs auch die Zahl der Menschen, die ihn nicht mochten, verachteten, hassten.

Aber „D“ hatte sich aus dem Geschichtsunterricht genug gemerkt, um zu wissen, dass mit Anerkennung und Berühmtheit auch viel Missgunst einhergeht. Viel Ruhm, viel Neid – ihr kennt den Spruch. Gleichzeitig war D fest entschlossen, nicht solch kapitale Fehler zu begehen wie einige seiner Vorgänger, etwa Julius Caesar oder Napoleon. Nein. Er war nicht nur vorsichtig – er verstand es, sich mit einer mehrschichtigen getreuen Phalanx zu umgeben, die über ihn und seine Schritte und Tritte wachte.

Den engsten Kreis bildeten dabei Leute, die ihn nicht unbedingt mochten oder seine Meinungen teilten, die aber von ihm unmittelbar und in großem Ausmaß profitierten. Das waren seine treuen Opportunisten.

Dann gab es solche, die an gar nichts glaubten und niemanden mochten, außer eine sehr gute Bezahlung. Das waren seine Bodyguards.

Und dann gab es eine riesige und kontinuierlich wachsende Schar von Menschen, die an seinen Lippen hingen und jedes seiner Worte für bare Münze nahmen, oder es je zu hinterfragen – oder hinterfragen zu können. Denn diese Menschen waren schlicht oder, genauer gesagt, dumm. Sie glaubten seinen Versprechungen eines goldenen Zeitalters, in dem ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen und all ihre Widersacher tot umfallen würden. Ein Beispiel: während der Corona-Pandemie erklärte D öffentlich, statt sich mit einem hochgefährlichen und bislang an nur wenigen Millionen Menschen erprobten Vaccin impfen zu lassen, genüge es, einfach Desinfektionsmittel in großen Mengen zu trinken. Ich bin ja der Meinung, das war für ihn sowas wie eine Generalprobe dafür, wie weit er mit der Loyalität seiner Anhänger*innen rechnen konnte. Die Antwort war beeindruckend: tatsächlich bis zum Tod!

Aber ich schweife ab. D, inzwischen von seinen „Freunden“ „The D“ genannt, hatte natürlich nicht nur Erfolge. Im Gegenteil: seine Methode führte zwangsläufig dazu, dass seine geschäftlichen Kartenhäuser zusammenbrachen. Immer und immer wieder. Denn auch die treuesten Gefolgsleute der Kategorie 1 – engste Vertraute und Geschäftspartner – ließen sich nicht auf ewig hinhalten oder sogar verprellen. Und weil The D nur seinen eigenen Profit im Kopf hatte, gingen sie letztendlich leer aus. Und versuchten, es ihm heimzuzahlen.

Doch er schaffte es immer wieder, wie ein Phönix mit neuem Glanz aus der Asche seiner Pleiten aufzuerstehen. Größer und erfolgreicher als zuvor. Denn bei allem Auf und Ab verlor er sein großes Ziel nie aus den Augen. Ihr erinnert euch. Die Torte! Marilyn! Gut, die war inzwischen austauschbar, weil unerreichbar. Aber Blondinen gab und gibt es ja genug. Echte und nicht so Echte.  Bei der Auswahl bediente D sich im Laufe der Jahre natürlich ausgiebig. Sein Herz aber verlor er nie, so viele andere er auch brach. Nicht einmal als Penny, eine süße und äußerst talentierte Musical-Sängerin, sich von seinem D-Tower in den Tod stürzte, spürte er dort, wo bei anderen die Gefühle sitzen, den geringsten Stich. Penny hatte ihre Karriere hingeworfen, um sich ganz und gar ihrem Mentor D zu widmen, nur, um kurz darauf durch eine Fox-News-Journalistin ersetzt zu werden. Die behielt er auch nicht lange, und die Reihe seiner Exxen soll, so sagen sie, so lang sein wie die Panamerikana (immerhin 30 Tsd. Km!).

The D scherte sich nicht um die wachsende Schar der Leute, die ihn hassten. Dank seiner Phalanx fühlte er sich unbesiegbar. Das hatten allerdings auch Caesar & Co. von sich geglaubt.

Und so kam es, wie es kommen musste. Big D, wie er inzwischen von Fans und Gegnern genannt wurde, erkletterte alle Stufen der Macht. Und stand irgendwann ganz oben. Unter seinen Füßen das Volk. Um ihn herum die aktuellen Opportunisten. Und draußen, jenseits eines großen Zaunes, all jene, die sich immer noch fragten, wie er es hatte soweit bringen können. Wie sie es soweit hatten kommen lassen.

Und jetzt, endlich, war es soweit. Big D war wieder 15. Er stand in einem nur von Kerzen erleuchteten Saal, umringt von einer Schar glühender Anhänger in Smoking und Abendkleidern, die alle gekommen waren, um seinen Geburtstag zu feiern. Als Höhepunkt wurde kurz vor Mitternacht eine riesige Torte hereingeschoben, eine genaue Replique von der aus Singing in the rain. Trommelwirbel, dann: Stille. Allenthalben „Ah“ und „oh“! Der Deckel der Gigantentorte wurde von zwei schlanken Armen hochgehoben, und eine langbeinige Blondine entstieg dem kunstvollen Gebäck. Wie lange hatte Big D diesem Moment entgegengefiebert. Wie lange hatte er nach ihr gesucht und sie endlich gefunden. Die Verkörperung all seiner Träume. Stella, blutjung und nur in zarten Tüll gehüllt. „Happy Birthday, Mister President“, hauchte sie. Bückte sich kurz und stand dann in ihrer ganzen Schönheit vor ihm und den Gästen. In den Händen allerdings kein Mikrofon, sondern eine geladene Kalaschnikow. „Fare well now, Mister President“, hauchte sie, immer noch zärtlich. Und schoss. Eine Runde und dann noch eine. Und noch eine.

Tja – statt Singing in the rain hatte sie sich ganz offensichtlich die Schlüsselszene von Some like it hot zum Vorbild genommen.

Bevor sie von den ihr längst treu ergebenen Bodyguards nach draußen geleitet wurde, stupste sie den am Boden liegenden Big D mit der Spitze ihrer Silbersandalette an und sagte noch: „Mit liebsten Grüßen aus dem Jenseits von meiner Mutter Penny. Fahr zur Hölle.“

Auf ein Neues


Ihr Lieben, nur eine Sekunde trennt das neue Jahr vom alten. Und diese Einteilung ist willkürlich und in anderen Kulturen und Religionen anders. Juden feiern heute keinen Jahreswechsel, sondern Rosch-ha-Schana. Im Vietnam, im Iran, in Indien wird kein Silvester gefeiert, bspw.

Binsenweisheiten, ich weiß. Aber zuweilen tut es gut, sich an die Beliebigkeit dieses Datums zu erinnern. Und etwaigen Ballast von Unerledigtem, von zu vielen zu hehren Vorsätzen, von zu hoch gesteckten Zielen und Wünschen abzuwerfen.

Hey, morgen ist ein Tag wie heute. Und wir können uns jederzeit auf den Weg machen. Nicht nur zu Silvester.

Für mich zählt vor allem, dass ich G*tt an meiner Seite weiß. Wohin ich auch gehe, ich habe seine Unterstützung und ihre Liebe dabei. Das macht mich stark für gute Vorhaben. Für mich und für andere.

ich wünsche euch einen wunderschönen Abend und einen guten Start in das Kalenderjahr 2025.

Ein Jahr des Friedens und der Kraft, der Liebe und der guten Initiativen. We can make it if we try!