Adventskalender MiniKrimi vom 24. Dezember 2018


So schnell sind alle Türchen aufgegangen. Ich wünsche Euch eine gesegnete Weihnacht! Der MiniKrimi geht in unregelmäßigen Abständen weiter, vielleicht bis Maria Lichtmess, wenn Ihr wollt….

Heute Abend präsentiere ich froh und dankbar den Krimi von Bettina Reimann. Herzlichen Dank dafür!

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Leuchtende Sterne

Er roch es, gleich nachdem er die Tür aufgehebelt hatte. Hier hatte doch jemand Kekse gebacken!

Man sollte keinen Einbruch begehen, wenn man Hunger hat, dachte er. Leise schlich er durch die Küche, deren Außentür jetzt offen stand. Das Licht der Taschenlampe fiel auf ein großes Blech mit Keksen. Es roch nach Zimt und wunderbar süß.

Er konnte ja mal einen probieren. Ein zweiter ging auch noch.

Das Haus hatten seine Freunde ausgespät. Er wusste genau, wohin er jetzt gehen musste. Die Besitzer waren nicht im Haus, das hatten seine Kumpels herausgefunden und warteten vor dem Restaurant, in dem die Hausbewohner speisten, um ihn gegebenfalls zu warnen.

Im Wohnzimmerschrank, linke Tür, untere Schublade, da waren sie, die Werte, auf die er es abgesehen hatte. Er lachte auf dem Weg in das Wohnzimmer. Und drehte plötzlich um, denn er wollte auf jeden Fall noch so einen Keks. Mann, waren die lecker.

Er stopfte die Kekse gierig in sich rein und konnte schon bald ein glückliches Lachen nicht mehr unterdrücken. Auch kam ihm das Haus jetzt gar nicht mehr so dunkel und leer vor, es schien sogar zu leuchten. Und der Himmel da draussen, in der kalten Nacht, er strahlte auf einmal – alle Sternen schienen zu leuchten und ihn anzuziehen.

Ohne nachzudenken verließ er das Haus wieder, er wollte diesen Sternen nah sein. Er ging immer weiter, bis er am Fluss angekommen war. Die Weihnachtslichter der Gebäude am anderen Ufer strahlten so herrlich! Er stellte die Tasche mit dem Einbruchswerkzeug ab und lief eine ganze Weile lang auf dem Uferweg. Dann setzte er sich auf eine Bank, immer noch lachend, ganz allein in frostiger klarer Luft.

Als sie nach Haus kamen, merkten sie gleich, dass etwas nicht stimmt. Der kalte Luftzug aus der Küche….

Der Polizei sagten sie später, es fehle nichts. Das stimmte ja auch – und von den frisch gebackenen Haschkeksen mussten die Freunde und Helfer wirklich nichts wissen.

Die Spur des Einbrechers endete an der Straße – da war nichts zu machen. Er konnte überall sein.

Er konnte das Handyklingeln nicht hören – seine verlassene Tasche stand weit entfernt, achtlos am Wegesrand. Seine Freunde fuhren noch ein paar Mal die Gegend ab, um ihn zu finden und verließen die Stadt vor dem Morgengrauen.

Schließlich schlief er ein – auf der einsamen Bank am Flussufer in eisiger Nacht. Seine letzten Gedanken galten den Sternen, die in dieser Nacht so viel schöner geleuchtet hatten als je zuvor.

Ein erfrorener Mann auf einer Parkbank, nur eine kleine Meldung wert in einer Stadt, in der es in jedem Winter Obdachlose erwischte.

Wieder jemand, der nicht vermisst wurde – ohne Ausweis und viel zu dünn angezogen, um draußen zu übernachten. Traurig.

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