Mini Bibel Thriller: Die verkaufte Braut


Was bisher geschah
Als Jakob May klar wurde, dass er im Baugeschäft seines Vaters neben dem Bruder immer nur die zweite Geige spielen würde, entschloss er sich, ein Ende mit Schrecken dem berufslebenslangen Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Er ließ das malerische Provinzstädtchen seiner behüteten Kindheit und Jugend hinter sich und studierte Jura in München und Oxbridge.

Dort knüpfte er viele Kontakte. Nach dem Studium klapperte er, sein Prädikatsexamen in der Tasche, einen nach dem anderen ab. Bei Michael Silberstein musste er trotz Termin über eine Stunde in einem kühlen, lederbestuhlten Foyer warten. Ihm war heiß, denn er war aufgeregt. Die Kanzlei Silberstein, Silberstein und March war sein wichtigster Anlaufpunkt. Wenn er hier als Junioranwalt einsteigen könnte, wäre sein Zukunft schon so gut wie gesichert. Um nicht abgehetzt anzukommen, hatte er sogar ein erster Klasse Ticket nach Monaco gekauft, in die Silberstein Dependance, in der der Kanzleichef ihn in Augenschein nehmen wollte. Gerade als er dachte, man hätte ihn vergessen, kam eine junge Frau durch die Tür, in der Hand ein Tablett mit einer Flasche und einem Krug mit Wasser – gesprudelt und still – und einem Glas. „Es dauert leider noch ein bisschen. Bedienen Sie sich inzwischen.“ Und mit einem Lächeln drehte sie sich um und ging.

Dieses Lächeln war es, das Jakob seitdem nicht mehr losgelassen hat. Er hatte sich vorgenommen, sie als seine Sekretärin zu bekommen, sollte er bei Silberstein anfangen. Als er endlich zum Vorstellungsgespräch gebeten wurde, saß sie ihm gegenüber hinter dem monumentalen Schreibtisch. Ihr Vater musste kurzfristig weg. Sie sei seine Stellvertreterin in der Kanzlei.

Jakob bekam den Job – obwohl oder vielleicht weil – er vor Aufregung stotterte und immer nur in diese unglaublichen blaugrauen Augen starrte. Sobald er Michael Silberstein das erste Mal begegnete, erklärte er ihm, dass er beabsichtige, seine Tochter Rachel zu heiraten.

Silberstein war weder erbost noch belustigt. Er musterte Jakob vielmehr eingehend. Und bot ihm einen Deal an. Zwei Jahre lang sollte er sich in alle Bereiche der Kanzlei einarbeiten. Erfolgreich. Dann würde Silberstein ihm seine Tochter Rachel zu Frau geben. Jakob war so verrückt nach dem Mädchen, dass er sich nie die Frage stellte, ob sie ihn denn auch haben wollte. Es bot sich ihm allerdings auch keine Gelegenheit mehr dazu. Denn unmittelbar nach dem Deal reiste Rachel nach Japan, um die dortigen Filialen der Kanzlei zu betreuen und auszubauen.

Was jetzt geschieht
Jakob May hat es geschafft. In zwei Jahren hat er sich in der Kanzlei alle Meriten erworben, die ihn zu einem unverzichtbaren Partner gemacht haben. Hat alle Büros in Europa und den USA bereist. Wichtige Verfahren gewonnen. Sich einen Namen als versierter und beschlagener Jurist gemacht. Er steht jetzt ganz vorne in der Rehe der Anwärter auf die Nachfolge als Chef des Rechtsimperiums. Er hat Einblick in alle Geschäftsbereiche erhalten, in alle Akten und Fälle. Die legalen. Und die illegalen. Er ist jetzt ein Geheimnisträger. Aber nur, wenn er dabeibleibt und schweigt, ist Rachel ihm sicher

Auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem Jakob den Einstiegsvertrag unterschrieben hat, bittet Silberstein ihn in die Dependance der Kanzlei Silberstein, Silberstein, March und May in Monaco. Das Allerheiligste, in dem Rachel ihm damals auf den Zahn gefühlt hat. Beruflich – aber auch privat, davon ist Jakob inzwischen fest überzeugt. Denn es ist völlig unmöglich, dass der Deal um ihre Hand ganz ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung zustande gekommen ist Aber warum ist sie ihm seitdem so konsequent aus dem Weg gegangen ist? Diese Frage hat Jakob sich jede Nacht gestellt, wenn er ihr Gesicht heraufbeschwor. Die zarte Elfenbeinhaut. Die glänzenden, zu einem hohen Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare. Die großen, leicht schrägen blaugrauen Augen. Die gerade Nase. Den schmalen, ganz sanft geschwungenen Mund, die weißen Zähne. Rachel war groß, aber zierlich, ohne üppige Rundungen. Eher androgyn. Ihre Stimme war ein melodiöser Alt.

Auf dem Weg zu Silbersteins Büro, nur vier Türen entfernt von seinem eigenen, auf der Chefetage, meint Jakob einen Schatten zu sehen, einen Duft zu erhaschen, der ihn an Rachel erinnert, als er sie zum ersten und fast einzigen Mal gesehen hat. Ein Hauch von grünem Tee, ein graues Kostüm, ein Wehen schwarzer Haare.

„Ist Rachel zurück?“, fragt Jakob den Mann, der morgen um diese Zeit sein Schwiegervater sein wird. „Ich habe sie noch nicht gesehen“, antwortet Silberstein. Du wirst dich bis morgen gedulden müssen, mein Lieber. Nur noch wenige Stunden, dann hat das Warten ein Ende. Freust du dich?“ „Ja.“ Jakobs Antwort ist knapp, fast schroff. Langsam wird ihm diese Heimlichtuerei zu bunt. Warum darf er die Frau, mit der er sein Leben teilen wird, erst im Moment der Trauung sehen? Was soll das? Will Silberstein ihn übers Ohr hauen? Aber womit? Eine Hochzeit kann man schließlich nicht faken. Schon allein wegen der vielen geladenen Gäste, darunter reichlich internationale Geschäftsprominenz.

Die Trauung wird auf Silbersteins Yacht stattfinden, im engsten Kreis. Danach geht‘s zur Party im Hotel de Paris. Derweil rauscht das frisch vermählte Paar auf der Yacht nach Antibes, um sich auf die Flitterwochen m Luxus-Compound auf Bali vorzubereiten.

Jakob ist sehr nervös. Seine Eltern sind aus ihrem Rentnerdomizil in Spanien angereist, der Bruder hat für 24 Stunden die Firma verlassen und spielt den „Best man“ (Trauzeuge).  Es ist zehn Uhr. Um punkt zwölf soll er mit Rachel getraut werden, aber er hat die Braut noch immer nicht gesehen. Dafür fließt der Champagner schon seit dem Frühstück. Die erste Flasche kam als Präsent des Hauses mit Croissants und Café au lait. Die zweite brachte sein Bruder mit. Die dritte sein Assistent, der auf Geheiß von Slberstein Senior nach dem Rechten schauen und darauf achten soll, dass Jakob nicht im letzten Moment die Flucht ergriff. Von wegen! Jakob dachte gar nicht daran. Er denkt überhaupt nur eins: an den Moment, wenn er Rachel endlich für immer in seinen Armen halten wird.

Auf dem Weg zum Aufzug fragt Jakob sich kurz, ob sie etwa schon auf der Yacht sind. Der Boden schwankt leicht unter seinen Füßen. Oder war das etwa ein Erdbeben? Ein Seebeben? „Alles beschtens, das isch höschtensch der Schampus“, beruhigt ihn sein Bruder. Und „Das geht allen Bräutigamen so, das ist die Aufregung“, doziert der Assistent, der, soweit Jakob weiß, noch nie auf einer Hochzeit gewesen ist, und auch nicht auf seiner eigenen.

Vor der Yacht ist ein roter Teppich ausgebreitet, und unzählige gut gelaunte, elegant gekleidete und „absurd behütete“, ihm zumeist völlig unbekannte Menschen stehen Spalier und begrüßen den Bräutigam mit Willkommensrufen, Applaus – und noch mehr Champagner. Noch bevor er das Deck betritt, hält er schon wieder ein volles Glas in der Hand. Wenigstens ist er vom Feinsten. Da kann mir eigentlich nichts passieren, denkt Jakob. Und bald hält Rachel mich fest. Dann ist sowieso alles gut.

Auf Deck gilt es, Hände zu schütteln, Küsschen zu verteilen, Nichtigkeiten zu wechseln. Er erkennt einige Klienten. Kollegen mit Familien. Seine Verwandtschaft ist überschaubar und hält sich zurück, um nicht aufzufallen. Seine Eltern strahlen. Stolz auf den Jüngsten, der das große Los gezogen hat. Fast so, als hätte er nicht Jahre harter Arbeit investiert, um an dieses Ziel zu kommen. Das Studium. Das Ackern über Akten. Vor allem auch – zu lernen, dass Recht haben nicht gleich Recht bekommen ist. Dass es ihm immer gelingen muss, seinen Klienten zum Sieg zu verhelfen. Auch, wenn das ungerecht ist. Oder ungesetzlich. Jakob runzelt die Stirn. Solche Gedanken passen so gar nicht zu diesem herrlichen Tag. Und doch kann er sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass genau dieser Lernprozess ihn bis hierhin gebracht hat. Aus den Augenwinkeln betrachtet er Silberstein Senior, wie er sich zwischen den Gästen bewegt, hier ein Schulterklopfen, dort eine kurze Umarmung, und immer wieder ein Nicken, ein Zeigen mit der Hand in seine, in Jakobs Richtung. Die Zukunft ist gesichert. Die Jakobs, aber auch die der Kanzlei. Und der Klienten. Keine Sorge! Wir haben alles im Griff.

Wo Rachel nur bleibt. Wenn sein bester Freund ihm erzählt hätte, dass er im Begriff sei, eine Frau zu heiraten, die er nur zweimal ganz kurz gesehen und kaum gesprochen hat, von der er nicht einmal weiß, ob sie ihn mag, geschweige denn liebt – er hätte einen Lachanfall bekommen und seinen Freund für verrückt erklärt. Aber dann fällt Jakob ein, dass er gar keine Freunde mehr hat. Nur noch Kollegen.

Die Schiffsglocke ertönt, und ein Mensch in dunklem Blau mit dem dreifarbigen Band der Schalflagge betritt die Yacht. Nickt nach links und recht und geht schließlich mit ausgestreckter Hand auf Michael Silberstein zu. Die beiden Männer begrüßen sich, Köpfe eng zusammengesteckt. Dann winkt Silberstein: „Jakob, der Bürgermeister ist da. Die Zeremonie kann beginnen.“

Inzwischen ist es schon halb eins. Von Rachel noch immer keine Spur. Felicitations, mon ami, sagt der Bürgermeister und drückt ihm ein Glas Champagner in die Hand. Sie stoßen an, und Jakob stürzt es hinunter. Er schwitzt. Die vor zwei Stunden frisch frisierten Haare kleben an seiner Stirn. Sicher hat er Schweißränder unter den Achseln. Außerdem schwanken die Planken unter ihm bedenklich. Ihm ist nun schon beinahe alles egal.  Wenn Rachel nicht mehr auftaucht – dann hat sie eben Pech gehabt. Oder er.

So langsam wird auch Silberstein senior unruhig. Immer wieder schaut er auf die Armbanduhr. Er gibt der Combo unter Deck ein Zeichen, und sie spielen sanfte Lounge Musik.

Um 13 Uhr kommt Bewegung in die Menge. „Die Braut, die Braut.“ Immer mehr Stimmen, immer lautere Rufe. Michael Silberstein springt von Bord, seiner weiß verhüllten Tochter entgegen. An seinem Arm schreitet sie den roten Teppich entlang, die Gangway hinauf und zum Trautisch, vor dem der Bürgermeister und Jakob warten.

Die Trauung erlebt Jakob wie im Nebel. Sein Bruder muss ihn anstoßen, damit er die Ringe nimmt. Auf die Frage des Bürgermeisters krächzt er ein heiseres „Ja, ich will.“ Auch Rachel scheint aufgeregt zu sein, denn ihre Antwort ist kaum mehr als ein gehauchtes Flüstern. Schließlich hebt er den Schleier und sieht ihr, das erste Mail seit 2 Jahren, in die großen, graublauen Augen. Ist es die Aufregung, oder kommt es ihm nur so vor, als habe sie einen leichten Silberblick? Aber der Kuss! Während Jakob ihre Lippen nur zart berührt, presst sie die ihren fest auf seinen Mund, und zu seiner maßlosen Überraschung schiebt sie ihre Zunge dazwischen, kühl und fordernd. Jakob ist überrascht. Und beruhigt. Sie will ihn, das ist klar. Alles ist gut!

Nach den schier endlosen Ansprachen von Bürgermeister, Eltern, Kolleginnen und Kollegen schieben sich Jakob und seine Frau durch eine nicht enden wollende Schar von Gratulanten. Küsschen links und rechts und links. Und – natürlich – Champagner. In Strömen.

Irgendwann gehen auch die letzten Gäste von Bord. „Auf euer langes, glückliches Eheleben, meine Kinder. Wie schön, Rachel, dass du dich dafür entschieden hast, ab jetzt nur noch für die Familie da zu sein und das Arbeiten deinem Mann zu überlassen!“ Das hört Jakob zum ersten Mal. Aber es macht ihm nichts aus. Im Gegenteil. Rachel will ihr gemeinsames Nest bauen. Wie romantisch. Michael Silberstein nimmt die frisch Vermählten in die Arme. Er sieht zufrieden aus. Mehr noch. Erleichtert. „Genießt eure Flitterwochen. Macht das allerbeste daraus“, flüstert er ihnen ins Ohr, bevor auch er die Yacht verlässt.

Am nächsten Morgen wacht Jakob völlig verkatert auf. Er hat Mühe, sich zurechtzufinden. Wo ist er? Und wer ist die Frau neben ihm im zerwühlten Bett? Langsam und in einzelnen Puzzleteilen kommt die Erinnerung. Aber es sind zu viele Eindrücke, zu schnell hintereinander. Er schließt die Augen. Öffnet sie, weil sich alles um ihn herum dreht. „Hier, Liebling, trink. Das wird dir ganz schnell helfen.“ Eine sanfte, helle Stimme. Freundlich herb. Sopran, eindeutig. Jakob zwingt sich, wach zu bleiben. Um sich zu schauen. Vor ihm steht eine junge Frau mit schwarzen Locken. Eine zartes Neglige umspielt ihre Rundungen. Ihr voller Mund nähert sich seiner Stirn. Mechanisch nimmt er die Farbe ihrer Augen wahr. Strahlend blau. Nur eines blickt in seine Richtung. Das andere geistert umher, als hätte es seinen Kompass verloren. „Oh“, erschrickt sie, stellt die Espressotasse ab und setzt sich an den Schminktisch.  Sucht und findet etwas, und als sie sich umdreht, sind ihre Augen wieder graublau, und der Silberblick nur angedeutet.

Kontaktlinsen. Jetzt fällt ihm auch auf, dass sie kleiner ist, als er seine Rachel in Erinnerung hatte. Weicher. Nicht so knabenhaft, sondern weiblich. Können zwei Jahre sie so verändert haben? Oder war sein Bild von ihr so verzerrt? Dann fällt ihm ein, wo er diesen Körper schon mal gesehen hat, diese Stimme gehört. Bei einem seiner seltenen Besuche im Hause Silberstein. Flüchtig begrüßt und schnell verschwunden, ein Termin, leider. Wie hieß sie gleich?

„Wer bist du? Du bist nicht Rachel!“

„Was? Jakob, bist du noch betrunken? Natürlich bin ich es. Rachel. Deine Frau! Die ganze Nacht hast du mich so genannt. Und jetzt fragst du mich, wer ich bin?“

„Die Nacht war dunkel. Und außerdem sind da alle Katzen grau. Versuch nicht, mich anzulügen. Wer bist du? Was machst du hier? Und wo ist Rachel? Was hast du mit ihr gemacht?“

Jakob spürt, wie die Wut in ihm aufsteigt. Heiß. Unbezähmbar. Zwei lange Jahre hat er auf diesen Moment hingewartet. Hat seine Energie kanalisiert. Prozesse gewonnen für Menschen, die er vor Beginn seiner Karriere hinter Gitter hätte bringen wollen. Hat seine Grundsätze über Bord geworfen. Der Liebe wegen. Heute ist er nicht mehr der Jakob, den er vor zwei Jahren morgens im Spiegel angrinste. Der sich darauf freute, den Tag zu erleben, zu prägen und in seinem kleinen, sehr überschaubaren Rahmen besser zu machen. Heute ist er ein korrupter Jurist von seines Schwiegervaters Gnaden. Ja, die Verwandlung ist  nicht über Nacht geschehen. Er ist kein Gregor Samsa. Er hat sich ganz bewusst in diese neue Form gepresst. Der Liebe wegen.

Und jetzt? Alles Lug und Trug. Betrug! Aber was hat er erwartet? Wer sich mit Pack einlässt… Jakob fragt sich nur, wie weit dieses Netz aus Lügen und Intrigen gewoben ist. Und wer die Fäden zieht. Tatsächlich Michael Silberstein? Er hat gestern so gelöst gewirkt, entspannt. Glücklich. In seinen Augen stand deutlich die Zuneigung zu der Frau, die er Jakob übergeben hat, vor dem Altar. Ist sie vielleicht seine Geliebte? Ist diese Ehe die Legitimation für Michaels Affäre?

„Wer bist du? Wie kommst du hierher? Pass auf“, sagt Jakob und zwingt seine Stimme zu kalter Ruhe. „Ich gebe dir genau 5 Minuten. Nutze sie gut. Denn danach will ich keine Erklärung, sondern die ganze Wahrheit. Wo ist Rachel? Wen habe ich gestern geheiratet? Wer steckt hinter diesem Plan? Wenn du mir das nicht sagst, werfe ich dich auf der Stelle über Bord. Dann rufe ich die Polizei und beschreibe in allen Einzelheiten, wie du dich auf die Yacht geschlichen und für Rachel ausgegeben hast. Wie du versucht hast, mich umzubringen – mit diesem Messer hier“  – er greift nach ihrer Hand und legt ihre Finger fest um das spitze Obstmesser, das sie ihm, mit einem goldenen Pfirsich und einer rosaroten Papaya, vor wenigen Minuten ans Bett gebracht hat. Als liebevolle Frühstücksgabe.   „Und wie du, nachdem ich dir das Messer entwunden habe“, – der Glaubwürdigkeit halber rammt Jakob sich die Spitze in die eigene Hand – „über Bord gesprungen bist, bevor ich dich zurückhalten konnte. Willst du das?“

Die junge Frau, die behauptet, Rachel zu sein, die ihr auch irgendwie ähnelt, aber so, als habe sich die knabenhafte Zartheit in reife Weiblichkeit gewandet, diese Frau setzt sich auf das Bett, schlägt die Hände vors Gesicht und beginnt, hemmungslos zu weinen. Sie schluchzt, und ihr ganzer Körper bebt. Schultern, Bauch und Beine. Sogar die Füße zittern. „Ich wusste es. Das konnte nicht funktionieren. Ich hätte nie mitmachen sollen. Aber… aber… ich liebe dich so. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe!“

„Schwachsinn. Sowas gibt’s doch gar nicht. Ich kenne dich ja nicht einmal!“

„Doch, Denk nach. Obwohl – so ist das immer und mit allen. Sie schauen mich an, aber sie sehen mich nicht. Als wäre ich ein Geist. Oder ein missglücktes Hologramm meiner Schwester.“

„Deine Schwester? Ach, hör auf. Du verlierst nur kostbare Zeit. Dir bleiben jetzt noch genau… (Blick auf die Uhr) drei Minuten.“

„Gib mir mein Handy“, bittet die junge Frau ihren Mann. „Bitte, ich rufe Rachel an. Sie, er wird dir alles erklären. Aber hör mir zu, Jakob. Mein Name war Lea. Jetzt heiße ich Rachel. Und ich bin deine Frau – ich werde alles für dich tun. Immer! Ich liebe dich. Nur das zählt.“

„Du machst was? Rachel? Bist du verrückt? Du bist verrückt!“

„Denk doch, was du willst. Ich rufe Rachel an. Ich hoffe, dass du dann alles verstehst. Und trotzdem bei mir bleibst.“

Lea, die neue Rachel, drückt auf die Schnellwahltaste. Wartet. Versucht es noch einmal. Nichts“ „Das versteh ich nicht…“, murmelt sie verzweifelt.

Da hören sie Schritte an Deck. „Lea?“ Eine melodiöse Stimme, mehr Tenor als Alt. „Lea, Jakob, seid Ihr unten?“

„Rachel!“ Jakob springt auf. Zieht sich die Boxershort über und ein T-Shirt und sprintet die schmale Treppe hinauf. Oben an Deck steht ein junger Mann. Schmalhüftig, das schwarze Haar zu einem Manbun gebunden. Stechende graublaue Augen schauen Jakob an. „Wo ist Lea? Was hast du mit ihr gemacht?“

„Rachel?“, fragt Jakob. Er ist verunsichert. Der Mensch vor ihm ähnelt seiner großen Liebe. Zweifellos. Die gleichen androgynen Gesichtszüge, die gleiche Größe. Der Körper ist immer noch zierlich, aber muskulös. Vor allem – das ist keine Frau. Das ist ein junger Mann. Oder?

„Wo ist Lea?“, Rachel – oder wer auch immer das jetzt ist – schiebt Jakob unsanft beiseite und geht schnell Richtung Treppe. Da kommt Lea von unten herauf. Die Tränen haben ihre Kontaktlinsen herausgespült, ihr linkes Auge irrt angstvoll umher. „Oh, Rex. Ich wusste, das geht nicht gut. Er liebt mich nicht. Er kann mich nicht lieben. Nie! Was machen wir bloß?“

„Wir setzen uns hin und besprechen die Lage. Jakob hat natürlich ein Recht darauf, dass wir ihm alles erklären. Und dann – musst du dich entscheiden, Jakob May.“

Rachel – Rex? – deutet auf die gepolsterten Bänke an Deck. Es könnte wundervoll sein. Ein Moment für die Ewigkeit. Das Meer so still und blau wie der Himmel. Der Yachthafen und dahinter die bunten Häuser. Möwen kreisen über ihnen. Jakob hockt sich auf die Bank, stützt den Kopf in die Hände. Die Aufregung der letzten Tage, der viele Alkohol, die stürmische Nacht, und dann der Schock nach dem Aufwachen. Das Leben schlägt über ihm zusammen. Er will nichts mehr hören. Nichts mehr fühlen. Nur Stille.

Aber dazu lässt Rex ihm keine Zeit.

„Jakob. Entschuldige! Wir haben dich verletzt. Missbraucht. Belogen, zum Teil. Du hast allen Grund, wütend zu sein. Das verstehen wir. Bitte, gib uns die Chance, dir alles zu erklären. Aber wenn du sagst, dass du das partout nicht willst – dann geh. Weit weg. Von uns. Von der Kanzlei. Fang ein neues Leben an. Wir geben dir 24 Stunden Vorsprung.“

„Vorsprung? Vor was?“

„Bevor wir dich anzeigen. Wegen Korruption und Steuerhinterziehung.“

„Was? Spinnst du? Was soll das?

„Du hast die Wahl. Hörst du uns an?

„Ok“, sagt Jakob, der vor kurzem noch damit gedroht hatte, Lea über Bord zu werfen und der Polizei als Mörderin zu präsentieren.

„Das wird eine längere Geschichte. Pablo, machst du uns ein paar Drinks? Limonade, am besten“, lächelt Rex, und der junge blonde Mann neben ihm geht unter Deck in die Kombüse.

„Lea und ich sind Zwillinge. Zweieige. Aber dafür sehen wir uns sehr ähnlich. Lea war schon immer die Weichere. Das Mädchen. Ich wurde auch als Mädchen erzogen. Meine Eltern nannten mich Rachel. Aber das bin ich nicht. Ich bin intersexuell. Zwitter, das Wort kennst du vielleicht eher. Und ich fühle mich nicht als Frau. Hab ich noch nie. Naklar, als Kind und auch noch als Jugendliche habe ich mich so verhalten, wie meine Eltern das wollten. Aber als ich nicht in die Pubertät kam, fing ich an, Fragen zu stellen. Mein Vater wollte nicht mit mir darüber reden. Du bist meine Tochter Rachel. Wenn du keine Periode bekommst, sei froh. Bleibt dir viel erspart. Er verlangte von mir, weiter Röcke anzuziehen. Ich rebellierte. Lief weg. Mein Vater ließ mich suchen und fand mich immer.

Irgendwann hielt meine Mutter, unsere Mutter, das nicht mehr aus. Sie hat sich besser versteckt als ich. Keine Ahnung, wo sie heute lebt. Ich stieg in die Kanzlei ein. Und ich war gut. Wurde immer besser. Mein Vater schickte mich ins Ausland. USA, Asien. Aber mit meinem Erfolg wuchs auch mein Wunsch nach Unabhängigkeit. Nach meiner Identität. Ich war in einer ausweglosen Situation. Mein Vater hätte mich als Sohn nie toleriert. Er hätte mich gezwungen, immer weiter als Rachel zu leben. Oder ausgestoßen zu werden.

Und dann kamst du, Jakob. Und hast dich unsterblich in mich verliebt. Zuerst war ich entsetzt. Aber dann erkannte ich die Riesenschance. Als mein Vater dir anbot, dich zwei Jahre lang einzuarbeiten und mich dann zu heiraten, meinte er das erst. Du warst auch für ihn ein Gottesgeschenk. Die widerspenstige Rachel endlich unter der Haube!

„Aber – und Lea?“, hört Jakob sich fragen. Er sieht sich suchend um und entdeckt sie neben sich. Sie legt ihre Hand auf seinen Arm und lächelt. Voller Liebe.

„Ja, Lea. Sie…“

„Nein, Rex. Jetzt bin ich dran. Ich habe viel zu lange im Schatten geschwiegen. Ich erzähle meine Geschichte selbst. Die ganze Kindheit war für mich genauso ein Horror we für Rachel – Rex. Ich war unsichtbar. Keiner kümmerte sich um mich, die kleine schielende Lea. In der Pubertät bekam ich weibliche Formen. Aber auch dann war die androgyne Rachel immer der Star. Ich studierte Malerei, mein Vater verschwendete keinen Gedanken daran, mich in die Kanzlei aufzunehmen. Wenn wir Gäste hatten, wurde ich nach einer kurzen Begrüßung immer weggeschickt. Die peinliche Lea.

Ja. Und dann kamst du. Jakob. Ich wusste von den Plänen unseres Vaters und war einfach neugierig auf dich. Ich schlich die Treppe hinunter – und es war für mich Liebe auf den ersten Blick.“ Sie drückt Jakobs Arm, und er – lässt sie gewähren. „Ich schiele eigentlich nur noch, wenn ich aufgeregt bin“, sagt Lea plötzlich. Und lächelt. Schon wieder.

„Der Rest ist schnell erzählt“, nimmt Rex den Faden auf. „Während deiner „Probezeit“ nahm ich in Japan männliche Hormone. Inzwischen ließ Lea sich die Haare wachsen und ihr Auge behandeln. Damit sie mir bei der Hochzeit so ähnlich wie möglich sehen würde.“

„Und euer Vater hat nichts gemerkt? Nichts gewusst?“

„Nein. Erst als die Hochzeit immer näher rückte und ich nicht nach Hause kam, wurde er unruhig. Er überraschte mich in Tokyo. Und dann kam natürlich alles raus.“

„Aber warum hat er dann mitgespielt?“

„Wir haben ihm keine Wahl gelassen,“ sagt Lea ganz sachlich. „Wenn er mitnachte, wäre seine Tochter Rachel unter der Haube und würde sich aus dem Geschäftsleben  zurückziehen. Das klingt auch heute noch für viele plausibel. Leider. Statt ihrer würde Cousin Rex aus Atlanta, Georgia, ihre Arbeit fortführen. Die ideale Lösung für ihn: Lea würde statt einer Jungfer die Frau seines Nachfolgers. Und Mutter seiner Enkel. Rachel würde ihn nie blamieren. Und mit Rex wäre der Geschäftsbereich Asien weiterhin in besten Händen.“

„Und Michael hat zugestlmmt“, stellt Jakob fest.

„Ja. Natürlich. Die Alternative wäre gewesen, dass wir all seine schmutzigen Geschäfte, die wir über die Jahre sorgfältig dokumentiert und sicher verwahrt haben, ans Licht bringen. SingSing statt Côte d’Azur. Das gleiche gilt übrigens auch für dich, mein Liebster, solltest du aussteigen wollen. Was ich nicht hoffe, denn ich liebe dich“, flüstert Lea, die Süße, Zärtliche.

Jakob schluckt. Ein knallhartes Geschwisterpaar.

„Denk drüber nach, Jakob. Aber nicht zu lange. Schau, das Ganze hat für dich nur Vorteile. Du wirst Chef einer mächtigen Kanzlei. Hast eine liebende Ehefrau und Mutter deiner Kinder. Die übrigens ganz offiziell ihren Namen von Lea auf Rachel geändert hat. Ganz ehrlich – würdest du dein Leben mit Rex verbringen wollen? Mit allen Konsequenzen? Frag Pablo, ich bin sehr anspruchsvoll. Auch, was das Liebesleben betrifft.“

Jakob schwirrt der Kopf. Aber irgendwie – findet er die Situation spannend. Und der Anwalt in ihm wittert eine Chance: „Abgemacht. Unter einer Bedingung. Ihr bringt euren Vater dazu. Im nächsten halben Jahr abzudanken. Die verbleibende Zeit muss ihm genügen, um all seine halbseidenen Geschäftspartner abzuschießen. Wenn ich die Kanzlei übernehme, wird Silberstein, March & May nur saubere Arbeit machen. Ich bin kein Verbrecher und will es niemals werden.“

Was die Zukunft bereit hält
Jakob führt die renommierteste Kanzlei für Fälle, in denen sich David gegen Goliath durchsetzt. In allen Bereichen. Seine Frau Lea Rachel stellt erfolgreich in Galerien aus, gibt aber hauptsächlich maltherapeutische Kurse für Kinder aus schwierigen Familien. Michael Silberstein teilt sich die Rolle als Vollzeit-Opa mit seiner wieder aufgetauchten Ehefrau. Und wird dabei immer wieder von Jakobs Eltern unterstützt.

Und Rex? Leitet den gesamten Asien Bereich der Kanzlei. Und lebt immer noch mit Pablo zusammen. Inzwischen haben sie bereits vier Dobermänner, allesamt unkupiert und unkastriert.

Mini Bibel Thriller: Das Abschiedsgeschenk


Merle und David waren eigentlich schon immer zusammen. Als Nachbarskinder zogen sie zu Halloween als Hexe und Vampir von Tür zu Tür und teilten sich die gesammelten Süßigkeiten. In der Grundschule saßen sie so lange nebeneinander, bis die anderen anfingen, sie deshalb zu hänseln. Irgendwann zwischen Tanzkurs und Abi hatten sie dann ihre erste gemeinsame Nacht. Und allen war klar: Merle und David gehören zusammen, sind einfach DAS Paar.

David machte nach der Schule eine Lehre als Bankkaufmann und stieg schnell im Devisenbereich auf. Merle wusste nicht so recht, was sie studieren sollte. Schließlich entschied sie sich für Sozialpädagogik. Da hatte David schon einen Karriereboost hingelegt und wurde von seiner Bank ins Ausland geschickt. England, dann Spanien. Merle machte verschiedene Praktika bei Wohlfahrtsverbänden und Projekten. Dazwischen jobbte sie als Kellnerin.

Wenn David nach Hause kam, erzählte er vom spannenden Leben in London und Barcelona. Von der Hektik an der Börse, von brenzligen Situationen und davon, wie er sie gerettet hatte. Als er immer weniger davon berichtete, wie er seine Freizeit verbrachte, begann Merle notgedrungen, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen.

Und dann war da noch Jonas. Den kannte sie eigentlich schon genauso lange wie David. Jonas wohnte im Haus gegenüber und war ihr bester Freund. Er tröstete sie, als die Eltern sich scheiden ließen, er fälschte die Unterschrift unter dem schlechten Zeugnis. Half ihr beim Kellnern, holte sie ab, wenn es regnete. Kennt Ihr das Lied „Tausend mal berührt, tausendmal ist nix passiert…. Tausendundeine Nacht, und es hat boom gemacht“.

Jonas hatte Merle schon immer geliebt. Jetzt waren sie ein Paar. Zogen zuhause aus und in eine kleine gemeinsame Wohnung. Bescheiden, denn Jonas machte sich gerade selbständig mit einem Weinladen. Öko und Orange Weine waren seine Nische. Als Merle eine Festanstellung in einem Projekt für Kinder mit psychischen Entwicklungsstörungen bekam, brachte Jonas vorsichtig das Thema Verlobung zur Sprache. „Hm. Ja, warum nicht? Aber eigentlich geht’s uns doch auch so sehr gut, oder?“ Merles Reaktion hätte Jonas auf die zukünftigen Ereignisse vorbereiten können. Aber er zog es vor, darüber hinwegzuhören.

Und dann kam David zurück. Ohne Job, ohne allzu viel Geld – denn er hatte sich verspekuliert – und ohne Frau. Er saß eines Abends in der Kneipe, in der Merle nostalgiehalber noch samstags kellnerte. Nachdem alle gegangen waren, saß er immer noch da, und Merle daneben. David schüttete ihr sein Herz aus. Schonungslos ging er mit sich selbst ins Gericht. Und erwartete nichts von Merle. Vielleicht war es das. Vielleicht waren es die vielen Erinnerungen, die sie teilten und sich erzählten. „Hey, weißt du noch?“ „Wahnsinn, wie hieß dieser Typ, der uns damals fast…“ „Wenn ich mir vorstelle, dass wir beide in Las Vegas beinahe…“ Spätestens nach der zweiten Flasche Wein was das Ende vorprogrammiert.

Merle wachte in Davids möbliertem Einzimmerappartement auf. So gelöst, so rundum glücklich und vollkommen. Und als David mit einer Tasse Kaffee vor ihr stand, ein Löffel Zucker, zwei Schuss Hafermilch, war beiden klar: wir gehören zusammen. Wir sind ein Paar.

Merle ist ein zutiefst ehrlicher Mensch. Sie scheut keine Konflikte, bleibt bei der Wahrheit, auch, wenn das schwerer ist als eine Lüge. Doch als sie in ihre Wohnung kam, waren keine Erklärungen nötig. Jonas saß am Küchentisch. Vor sich ein kalter Espresso. Er blickte aus dem Fenster, ohne draußen etwas zu sehen. Aber so intensiv, dass Merle dachte, er habe sie nicht kommen hören. „Wann heiratet ihr?“, fragte er, ohne sie anzuschauen.

Das ist jetzt sechs Monate her. Gestern hat Merle Jonas zum ersten Mal seit diesem Sonntagmorgen wiedergesehen. Da kam er mit einer Flasche Wein zu ihren Eltern, wo Merle die letzte Nacht und die letzten Stunden vor der Hochzeit verbringt. „Merle, bitte. Ich kann nicht so ganz ohne dich leben. Lass uns Freunde sein. Wie früher. Hier, das ist aktuell mein allerbester Wein. Der ist nur für euch, für dich und für David. Ich lasse euch ein paar Kisten mit einer Auswahl aus meinem Laden ins Restaurant schicken. Als Hochzeitsgeschenk.“

„Ach, Jonas!“ Merle fällt ihm um den Hals. Küsst ihn links, rechts, und wieder links auf die Wange. „Dass du gekommen bist ist das allerschönste Geschenk. Du hast mir auch so gefehlt! Ja klar, wir sind Freunde. Für immer! Und David auch. Er mag dich. Wir müssen uns treffen, regelmäßig. So wie früher. Wir alle drei!“

Jonas erinnert sich nur schemenhaft und äußerst ungern an die paar Male, als er mit Merle und David unterwegs war. Früher. Sie waren das typische Pärchen, dass den ganzen Abend turtelt und die Begleitperson wie das völlig überflüssige fünfte Rad am Wagen behandelt. Nämlich gar nicht. Nein, Jonas will ganz bestimmt nie wieder etwas zu dritt unternehmen, mit den beiden. „Ja klar“, lächelt er und zwickt Merle kumpelhaft in die Schulter. Sie zuckt zusammen. „Au“. „Oh, sorry.“ Wie oft hat er diese Schulter massiert. Mit sanften Händen. Mit zärtlichen Lippen. Nein. Hör auf, Jonas. Das ist vorbei, weist er sich selbst zurecht.

„Wenn du mir sagst, wo ihr feiert, lass ich den Wein hinbringen.“ „Quatsch, Jonas. Du kommst natürlich zur Hochzeit! Nein, keine Widerrede. Jetzt, wo wir uns wiedergefunden haben, lass ich dich nicht wieder aus!“

  „Na gut. Dann sehen wir uns morgen. Soll ich eure Flasche dann auch wieder mitnehmen?“ „Nein. Die bekommt einen Ehrenplatz auf unserem Tisch. Bis morgen. Ich hab dich lieb!“ Merle drückt Jonas fest an sich, dann schließt sie die Haustür.

Jonas bleibt außen vor. Ausgeschlossen aus dem Leben, von dem er geträumt hatte und das schon zum Greifen nah war. Bevor David zurückgekommen ist.

„Das Leben geht weiter. Für die einen. Für die anderen…“, murmelt er vor sich hin. Dann steigt er ins Auto. Er hat noch einiges zu organisieren.

„Stell dir vor, Jonas spendiert uns den Wein für morgen. Was sagst du dazu?“ Zunächst ist David reserviert. Ganz hinten in seinem Kopf lauert immer noch die Eifersucht. Aber dann denkt er: Was soll’s. Jonas ist Merles ältester Freund. Der beste. Ist doch schön, wenn die zwei sich wieder vertragen. Und dass er uns den Wein schenkt ist ne tolle Geste!

Der Hochzeitstag bricht an. Und mit ihm die ganz normale Hektik. Wo sind die Ringe? Am Kleid fehlt ein Knopf! Wann kommt Papa mit dem Mercedes? Hilfe, die Blumen lassen die Köpfe hängen! Nur eines verspüren weder Merle noch David: Torschlusspanik und die Angst, einen Riesenfehler zu machen. Sie wissen: wir gehören zusammen. Ist das nicht schön?

Jonas hat sich sorgfältig angezogen. Seine Geschäfte gehen gut, er kann sich elegante Kleidung leisten. Wahrscheinlich hat er bedeutend mehr Geld zur Verfügung als David, im Moment. Aber Kohle hat Merle noch nie beeindruckt. Oder interessiert.

Es ist Zeit für die Kirche. Mit Schrecken stellt er fest, dass Merle ihn in der zweiten Reihe platziert hat, neben ihrer Schwester Jette. Sie ist auch ohne Begleitung da. Hoffentlich ist das kein Versuch, ihn zu verkuppeln! Denn Jonas hat sein Herz schon verloren. Damals. Und als die Liebe vorüber war, war sein Herz zerbrochen. Bis heute. Heute wird er es wieder ganz machen. Und füllen. Wenn schon nicht mit Liebe, dann mit Hass.

Die nächsten Stunden ziehen an Jonas vorbei, und er zieht mit, ferngesteuert. Lächelt fürs Gruppenfoto, hilft Merles Mutter aus dem Auto. Rückt Jette den Stuhl im Restaurant zurecht. Schon wieder neben ihm!

Gespannt schaut er zum Brauttisch hinüber. Sie sitzen ihm schräg gegenüber, nur einen Meter entfernt. Rote Rosen auf weißem Damast. Wie altbacken und kitschig. Typisch David. Weiße Teller, silberne Untersetzer, funkelnde Gläser. Und genau in der Mitte zwischen den Gedecken des Brautpaars prangt seine Flasche Wein. Das goldene Etikett fängt die Sonnenstrahlen ein, die durch die französischen Fenster fließen. Jonas greift automatisch unter seinen Stuhl. Dort steht in einem reich verzierten Präsentkorb eine zweite, identische Flasche. Schon geöffnet. Bereit, in der Panik vertauscht zu werden, die losbrechen wird. Gleich. Sobald das Brautpaar die Gläser gehoben hat.

Das Leben geht weiter. Für die einen. Aber für die anderen… endet es genau dann, wenn es am schönsten ist. Vermeintlich. Denn wer Wind säht, darf sich nicht wundern, wenn er Sturm erntet. So ist das, David. So ist das, Merle.

Genau in diesem Moment schiebt sich eine Wolke vor die Sonne. Eine einzige schwarze Wolke im ansonsten tiefblau ungetrübten Himmel. Ein Windstoß bläht die Vorhänge, und ein Donner zerschlägt die Sommerluft.

Merle zuckt zusammen. Sie greift nach Davids Hand. Es ist eine unbewusste Geste. Aber er umschließt sie, behutsam und sehr sanft. Und schaut sie an. Seine Frau. Mit einem Blick, so tief, so dunkel, so geborgen, dass Merle sich darin versenkt. Sie entspannt sich. Und dann – lächeln sich die beiden an. Ort- und weltvergessen. Yin und Yang. Ein Paar, das zusammengehört. Im Leben. Und danach.

Aber bis dahin haben die beiden noch einen langen gemeinsamen Weg vor sich. Das erkennt Jonas jetzt, nachdem die Brille aus Hass und Neid zersplittert ist, zertrümmert durch diesen einen mächtigen Donnerschlag.

Nachdem die Festgesellschaft sich von dem Schreck über den himmlischen Paukenknall erholt hat, greift Jonas zur goldenen Weinflasche. Schenkt seiner Frau und dann sich selbst etwas ein, steht auf und erhebt das Glas. Jonas starrt gebannt auf Davis Hände. Gelähmt. Dann, plötzlich, unvermittelt und beinahe ungewollt zieht er mit einem Ruck am Tischdamast. Krallt sich daran fest und kippt seitwärts mitsamt dem Stuhl zu Boden. Teller, Gläser, alles fällt. Die Gäste rufen, Merle reißt die Augen auf. In dem Tumult gelingt es Jonas, die Flaschen zu vertauschen. No harm done. „Mir geht’s gut. Der Donner hat mich umgehauen, buchstäblich. Sorry!“, entschuldigt sich Jonas und mimt den Zerknirschten.

Nun denn: Neue Gläser, neuer Inhalt. Und dann die Rede. Alle trinken auf das Brautpaar. Auch das Brautpaar.

Der Rest der Feier verläuft so, wie bei Hochzeiten üblich. Jonas tanzt mit Jette. Und wird von Merle abgeklatscht. Als er sie in seinen Armen hält, taucht er tief ein in ihren Duft und ist unendlich glücklich, dass er nicht zum letzten Mal mit seiner besten Freundin tanzt. Der Frau eines anderen. Ja. Aber ein Teil von ihr gehört zu ihm. Und das genügt ihm. Jetzt.

Und hier eine andere Schluss-Variante. Welche gefällt euch besser?

Es ist weit nach Mitternacht. Ganz hinten am Horizont lungert schon der neue Tag und wartet auf Einlass. Das Dunkel trägt einen rosenroten Saum. Merle geht an den verwaisten Tischen entlang, streicht mit leichten Fingern hier über eine welkende Rose, dort über ein gekraustes Blatt. „Ich kann es gar nicht glauben. Heute ist der Anfang unserer gemeinsamen Unendlichkeit“, sagt sie. Und dann: „Hey. Schau mal, hier unterm Tisch steht noch ne offene Flasche Wein. Komm, mein lieber Mann. Auf uns und unser Leben!“ Sie nimmt einen Schluck aus der Flasche und reicht sie David, der ebenfalls genüsslich daraus trinkt.

Adventskalender MiniKrimi am 20. Dezember


Bluthochzeit

Keiner von beiden hatte geglaubt, dass das Glück in diesem Leben nochmal an ihre Tür klopfen würde. Nicht, dass ihr Dasein bisher unerfüllt gewesen wäre. Im Gegenteil. Sie war eine erfolgreiche Modedesignerin mit eigenem Label und Geschäften in München, Köln und Kitzbühel. Er war ein ebenso erfolgreicher Autor von Heimatkrimis. Beide hatten einen ausgedehnten Bekanntenkreis, der nicht nur aus Bewunderern, sondern durchaus auch aus echten Freunden bestand. Und natürlich hatten beide auch die eine oder andere Beziehung durchlebt, von schwindelnden Höhen hinunter zu abgründigen Tiefen. Und beide hatten für sich beschlossen, dass in punkto Beziehungen die Ebene einen weit besseren Lebens- und Liebesweg bot.

Bei gelegentlichen Treffen im Hause ihrer gemeinsamen Freundin Ella hatten sie sich, nach dem ein oder anderen Glas Champagner, sogar darüber unterhalten, wieviel angenehmer der Alltag ohne emotionale Komplikationen und ergo bar fester Bindungen sei. Ella aber war ganz offensichtlich anderer Meinung gewesen. 


Ganz sanft hatte sie einen Komplott mit Eros, Amor und Aphrodite geschmiedet und die beiden mit viel Geduld und List in einem zarten Liebesnetz gefangen. Und so waren aus tausend freundschaftlichen Berührungen zärtliche Umarmungen geworden und aus belanglosen Begrüßungs-Bussi-Bussis leidenschaftliche Küsse. Das Besondere an diesem Wunder war, dass das Glück der beiden zwar himmelwärts, aber dabei doch immer auf geraden Wegen verlief, ohne steiles Bergauf-bergab, sondern vielmehr auf einer Hoch-Ebene. Das beflügelte ihr Wesen und machte beide auch im Beruf, der für ihn wie für sie gleichzeitig eine Berufung war, noch produktiver.

Soviel Erfolg, das fühlten beide, wollte auf eine solide Basis gestellt werden. Nicht der anderen wegen! Nein, sie selbst wünschten sich für Ihre Beziehung die höchste Vollendung. Es war nur selbstverständlich, dass Ella von ihnen zur offiziellen Hochzeitsplanerin bestellt wurde.

Das beste Hotel Münchens wurde ausgesucht, und dort natürlich die Panorama-Suite mit einem Blick über die Dächer der Innenstadt und weiter bis zu den Bergketten am Horizont. Ella höchstpersönlich schmückte Schlafzimmer und Hochzeitsbett. Wie, das blieb ihr streng gehütetes Geheimnis. 

Die Feier war, wie nicht anders erwartet, atemberaubend schön. Vom Ja-Wort im romantischsten Standesamt der Stadt über den Nachmittag auf einem Schiff am Starnberger See bis hin zum opulenten Abendbuffet im Bayerischen Hof. Zum Ausklang tanzten und tranken Brautpaar und Gäste ausgelassen im Night Club bis in die frühen Morgenstunden.

Dann torkelten die Frischvermählten in ihre Suite. Ohne das Licht anzumachen – das schadet ab einem gewissen Alter sowohl dem Teint als auch der Illusion – öffnete die Braut als erstes die hohen Fenster und lehnte sich, übervoll mit Glückseligkeit und Alkohol, in die dunkle Morgenbrise. Als sie sich umdrehte, lag ihr Göttergatte bereits auf dem Bett, in Frack, Seidenstrümpfen, Halstuch und Lackschuhen – und schnarchte. Leidenschaftlich, das schon. Aber tief und fest. An die Vollendung der Hochzeitsnacht war nicht zu denken. Sie war nicht besonders enttäuscht. In ihrem Alter konnte sie Bedürfnisse sowohl emotional als auch geistig steuern, und schließlich hatte sie die Katze nicht im Sack gekauft. Seine Qualitäten und Fertigkeiten waren ihr bis ins kleinste Detail bekannt. Und da auch sie zwar im Herzen blutjung, an Jahren jedoch ebenso fortgeschritten war wie ihr nun Angetrauter, fühlte sie wie er die magische Anziehung eines rosenduftenden Bettes mit dem Versprechen, das berauschende Fest durch einen erholsamen Schlaf zu krönen. 

Am nächsten Morgen dann wäre sie, frisch geduscht und neu geschminkt, dem opulenten Frühstück zwischen Kissen und Federn ebenso wenig abgeneigt wie einem zärtlichen Liebesdessert.

Sie sank neben ihn und fiel sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf – aus dem sie, mitten in der Nacht, wie ihr schien, auf grausame Weise geweckt wurde. Sie hatte das Gefühl, als habe jemand ihren Kopf mit einem Gong verwechselt und schlage ihr mit einem Knüppel gegen Schläfe und Ohren, immer und immer wieder. Sie fuhr hoch, starrte mit zugekniffenen Augen in das halbdunkle Zimmer und erkannte, dass das Geräusch von außen durch die weit geöffneten Fenster hereindrang. Es waren die Glocken der ehrwürdigen Münchner Kirchen, die die Gläubigen, von denen wahrscheinlich niemand die halbe Nacht durchgefeiert hatte, zum Morgengebet riefen. Der Dom, Sankt Peter, die Heilig Geist Kirche und Sankt Michael vereinten ihre Stimmen zu machtvollem Geläut. Ihren Mann schien das nicht zu stören, er lag weiter reglos unter der Decke. Sie aber sprang auf, stolperte brillenlos durch das Zimmer, schob die Vorhänge leicht beiseite und schloss die Fenster. 

Ahhh – Ruhe! Aufatmend machte sie sich auf den Weg zurück ins Bett. Und erstarrte! Was war das? Matratze, Laken, Decke – alles war blutrot. Und er? Machte keinen Mucks! Oh nein! „Das kommt davon, wenn sich alte Leute wie Teenager benehmen. Ich hätte wissen müssen, darauf achten müssen, verhindern müssen…“ Aber was? Ein Blutsturz, was sonst? Oder hatte er das Steakmesser in die Brusttasche gesteckt und sich im Schlaf damit erstochen? Unmöglich! Wut kam in ihr auf. „Er muss doch gewusst haben, wie krank er ist. Warum hat er mir nichts davon gesagt? Warum hat er mich überhaupt geheiratet? Vor allem – warum dann die Gütertrennung? Oder – wollte er eigentlich MICH mit dem Steakmesser erstechen? Aber nein. Davon hätte er ja auch nichts gehabt. Außer, er hat mich so gehasst……“ 

Aus der Tiefe der blutroten Decke kam ein Stöhnen. Dann ein Gähnen. Dann schälte sich eine Hand aus den Falten und tastete die leere Bettseite entlang. „Wo bist du?“ 

Vor Erleichterung wurde ihr schwindelig. Sie glitt an der Wand zu Boden, kroch hinüber zum Bett. Suchte auf dem Nachttisch nach ihrer Brille. „Was machst du denn da?“, fragte er. Statt zu antworten, starrte sie fasziniert auf die Laken und Decken. Erst jetzt nahm sie den intensiven Geruch nach Rosenblüten wahr, süß und stark und, ja, beinahe mazeriert. Die ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg über die Dächer und an den Vorhängen vorbei ins Zimmer gebahnt hatten, malten ein unglaubliches Bild, das sie dank ihrer Brille nun deutlich erkennen konnte:

Auf dem Bett war ein Meer tiefroter Rosenblüten verstreut worden, ohne Zweifel von Ella, der Hochzeitsplanerin. Leider hatte das Brautpaar aus hinlänglich beschriebenen Gründen diese ästhetische Hommage nicht gewürdigt. Mehr noch: es hatte die Pracht nicht, wie vorgesehen, nach ausgiebiger Bewunderung sorgfältig beiseitegelegt, sondern sich einfach mitten hineingeworfen. Die Körperwärme, gepaart mit zwar bekleideten, aber dennoch unruhig wälzenden Bewegungen zweier ausgewachsener Menschen, hatte quasi zu einer heißen Enfleurage geführt. Und die erhitzten, zerdrückten Blätter hatten ihre rote Farbe mit allem geteilt, was sie berührt hatte. 

„Jetzt ist es eh schon passiert“, murmelte sie, schmiegte sich eng an ihren Ehemann – und die beiden holten die Freuden der Hochzeitsnacht am helllichten Morgen ausgiebig nach. 

Das Hotel lehnte ihr Angebot, für den an der Wäsche entstandenen nicht zu behebenden Schaden aufzukommen, ab. Dass Laken und Decken in einer Vitrine ausgestellt und im Rahmen einer Motto-Führung über „Skurrile Episoden eines Grandhotels“ gezeigt werden, ist lediglich ein nicht bestätigtes Gerücht, dass das Ehepaar übrigens selbst in die Welt gesetzt hat. 

AdventsKalender MiniKrimi vom 18. Dezember


Weihnachtskerze bild 2

Das vierte Licht

Blog-Eintrag Samstag, 17. Dezember. „Liebe Online-Freundinnen und Freunde, mein Postulat ist fast vorüber. Wenn die vierte Kerze am Tannenkranz in unserer kleinen Kapelle entzündet wird, werde ich als vollwertiges Mitglied in diesen Orden aufgenommen. Ich freue mich sehr darauf, endlich aller Welt zu zeigen, wohin ich gehöre.

Ich verspreche Euch, ich werde diesen Blog auch nach dem Noviziat weiterführen. Eure vielen Zuschriften haben mir klar gemacht, wie wichtig es ist, mit den Menschen in der Sprache der Zeit zu sprechen und mit ihren Mitteln. Danke für Eure Anteilnahme und für Euer Interesse an meinem Leben. Danke auch für Eure Besuche. Aber eines muss ich Euch versichern: diejenigen unter Euch, die sagen, dass sie durch den Kontakt zu mir zum Glauben gefunden haben, irren sich. Es war Gott selbst, der sie geführt hat. Vielleicht hat Maria, unsere Patronin, Eure Hand genommen, vielleicht hat sie Euch durch mich angesprochen. Aber mir gebührt kein Dank! Soli Deo Gloria.

Schade, dass nicht alle Menschen, vor allem rund um unser Kloster hier im Brandenburger Land, meinen Blog lesen. Sonst hätte der freundliche, aber doch irgendwie unheimliche Mann, der immer auf mich wartet, sobald ich am Marktplatz aus der Straßenbahn steige, längst verstanden, dass er sich keine Hoffnungen zu machen braucht. Sicher hat meine zivile Kleidung ihn getäuscht. Ich habe ihn nie ermutigt, ihm nie ins Gesicht geschaut, und bis gestern nie auf seine Fragen geantwortet. Aber weil morgen der vierte Advent ist, habe ich mich gestern auf dem Weg über den Marktplatz zu ihm umgedreht und habe ihm gesagt: „Bitte folgen Sie mir nicht mehr. Ich bin schon vergeben. Übermorgen werde ich in der Klosterkapelle heiraten.“

Noch jetzt brennt sein Blick in meinem Augen. Fürchte dich nicht, hat Gott gesagt. Aber in diesem Moment hatte ich wirklich Angst.

Nun, meine Freundinnen und Freunde, lösche ich das Licht, mache den Computer aus und gehe zu Bett. Am Montag werdet Ihr mich auf einem Foto sehen, glücklich und in meinem neuen Habit mit dem geweihten Schleier  und meinem neuen Namen: Schwester Angelica. Gute Nacht. Eure Antonia.“

Blog-Eintrag Montag, 19. Dezember. „Guten Tag. Ich bin Hauptkommissarin Engel. Ich wähle diesen ungewöhnlichen Weg, weil ich Sie um Mithilfe bitte bei der Aufklärung des Mordes an Antonia Mittelhuber. Sie wurde in den Morgenstunden des 4. Advent in der Kapelle ihres Klosters ermordet, unmittelbar  vor Beginn des Festgottesdienstes, in dem sie ihr zeitliches Gelübde ablegen sollte. Auf der Leiche lag ein Zettel, auf dem stand „Bitch – außer mir kriegt dich keiner!“ Bitte wenden Sie sich für sachdienliche Hinweise an die Polizeidirektion Brandenburg Süd, Kommissariat A1. Abschließend noch ein Hinweis an den Mörder: in diesem Fall hatten Sie mir Ihrer Behauptung wohl Unrecht.“