Adventskalender MiniKrimi am 13. Dezember


Erstaunlich, dass manche Dinge sich nicht zu ändern scheinen, Heute habe ich einen DHL Boten glücklich gemacht. Er schleppte 4 Kisten Hundefutter à 24 Kilo an meine Haustür. Vielleicht hätte er sie sogar in den Keller getragen, wenn ich nett darum gebeten hätte. Oder so. Hab ich aber nicht. Stattdessen bot ich ihm einen Espresso an, den er mit Hinweis auf die noch im Transporter befindlichen 300 Pakete, deren Empfänger ihn allesamt sehnsüchtig erwarteten, ablehnte. Woraufhin ich im ein selbstgemachtes Platzerl (ein gutes!) und 5 Euro anbot, welche er beide annahm.

Es ist eine Unsitte, online zu bestellen. Siehe meine gestrigen Ausführungen. Aber es ist zuweilen unumgänglich. Und was der Bote nicht bringt… müssen wir selbst holen. Das ist nicht immer ganz einfach und bringt zuweilen die verrücktesten Geschichten zutage. Wie diese hier.

Apfel, Nuss und… weißes Pulver

Im Zuge der Rationalisierung hat die Post ihre Annahmestellen ausgelagert. In Supermärkte oder Tankstellen, zum Beispiel. Das Personal dort ist vielleicht nicht so geschult wie die Postbeamt*innen hinter den gelben Schaltern, aber dafür in der Regel freundlicher. Die junge Frau, die am späten Nachmittag die Postfiliale in der Allguth-Tankstelle betritt, ist sichtlich überfordert, verschwitzt und ungekämmt. Sie schaut sich suchend um, dabei schiebt sie die dichten Haarsträhnen zur Seite, die ihr immer wieder ins Gesicht fallen. Vor ihr stehen zwei Männer und eine Frau in der Schlange. Wollen Pakete von Amazon und Zalando zurückgeben. Sie könnte schreien vor Glück.


Hilflos zuckt sie die Achseln und reiht sich ein. Da taucht neben dem Mitarbeiter, der für die Nachmittagsschicht am Schalter abgestellt worden ist, eine Blondine auf. Mittelblond, mittelalt und nur mittelgut geübt im Posthandwerk, soll sie ganz offensichtlich eingearbeitet werden. Die überforderte junge Frau strahlt sie aus unschuldig blauen Augen an. „Entschuldigung, können Sie mir vielleicht helfen, einen passenden Karton hierfür zu finden? Sonst halte ich den ganzen Betrieb auf, wenn ich dran bin….“. Und sie hält etwas in die Höhe, was aussieht wie ein sehr grober, überdimensionierter und arg verbeulter Strumpf. „Mein Sohn ist im Schullandheim, wissen Sie. Aber er wartet ganz bestimmt auf seinen Nikolaus.“


Die Blonde lächelt, sie hat vielleicht auch ein Kind. Schließlich finden sie einen geeigneten Karton. „Ist zwar für Flaschen, aber wenn wir den Strumpf etwas anpassen….“ „Ich mach schon“, sagt die junge Mutter. „Ach, lassen Sie mal. Ich mach das hier fertig, und Sie gehen heim und trinken eine große Tasse Kaffee. Die Adresse haben Sie schon auf den Versandschein geschrieben, sehe ich. Und das Porto online bezahlt. Vorbildlich.“ Sie lächelt. „Na gehen SIe schon. Ich krieg das hin, sind ja nur weiche Sachen drin, außer dem Apfel.“

„Wenn der nicht reinpasst, lassen Sie ihn einfach weg. Essen Sie ihn doch auf. DIe Sorte ist echt lecker. Und vielen Dank. Den Kaffee und ein paar Minuten ohne Stress kann ich echt brauchen.“ Mit einem letzten Strahlen geht die junge Mutter beschwingt aus der Tankstelle. Es gibt doch noch nette Leute. Am Postschalter hätte sie stundenlang gewartet und wäre dann noch reihum von den Leuten hinter ihr und dem oder der Postangestellten wegen der vielen Umstände fertig gemacht worden.

Die nette blonde Aushilfe geht mit Strumpf und Karton nach hinten. Sie drückt und quetscht, und in der Tat lässt sich der Inhalt gut genug verformen, um in die Verpackung zu passen. „Nur ein paar Tüten mit Mandeln“, ruft sie lachend ihrem Kollegen zu, der die beiden Frauen stirnrunzelnd beobachtet hat. Am Ende bleibt der Apfel draußen. Schließlich ist alles verpackt, die Adresse des Schullandheims ist ein einfacher Postkasten an einer oberbayerischen Straßenkreuzung.


Die Blonde freut sich über ihre gute Tat. Sie hat eine Mutter glücklich gemacht. Und ihren Partner, der das reine Kokain am Nikolausmorgen aus dem Postkasten an der oberbayerischen Straßenkreuzung fischen wird.  Spurlos verschwunden aus der Asservatenkammer am Münchner Flughafen. „Apfel, Nuss und Mandelkern. Nur, dass der Apfel durch den Koks ersetzt wurde.  

Den Nikolausstrumpf wird er natürlich im Postkasten lassen. Für den kleinen Jungen, der dafür hoffentlich von seinen Klassenkamerad*innen nicht ausgelacht werden wird.