Mein Kampf


Das Gedächtnis meiner Mutter ist wie ein Aprilhimmel. Oder ein Junihimmel. In diesem Jahr. Sie lehnt in der Tür, so klein und faltig in Gesicht und Hosen. Der Rückzug ist nicht nur innerlich. Auch dem draußen entzieht sie sich immer mehr, in einem globalen Schrumpfungsprozess. Vergessen das Drama vor einer Stunde. Worum ging es noch? Medikamente? Das Auto? Der Hund? Sie schaut mich an. Sagt: „Weißt du, wenn ich in deiner Situation wäre und meine Mutter hätte diese Krankheit (sie vermeidet den Namen, umgeht und umschreibt ihn, schützt Vergessen vor, wobei dies vielleicht ihr letztes erinnertes Wort sein wird, so, wie ich sie kenne), dann würde ich Mitleid mit ihr haben. Ich würde sie bewundern dafür, wie stark sie ist, wie sie um ihre Unabhängigkeit kämpft! Aber du….“ Weiterlesen „Mein Kampf“