Sonntagsbeichte


„Sprich, mein Sohn“. Die Stimme hallt hölzern von den Wänden des Beichtstuhls, ihr öliger Klang mischt sich in den Geruch nach Mottenkugeln und Politur. „Ich habe gesündigt, Vater“. „“Das ist menschlich, mein Sohn.“ „Ich habe meine Mutter getötet.“ Die Stille hinter dem Gitter spannt sich. Und zerreißt. „Warum, mein Sohn?“ weht es kühl herüber. „Sie hat mir den Namen meines Vaters genannt.“ „Mhm. Und da….?“ Ach, er sitzt schon zu viele Bekenntnisse lang im Beichtstuhl. Kommen denn immer nur die Verrückten, die Psychopathen? Er sehnt sich nach seinen Pantoffeln, der Suppe aus Angelinas demütiger Hand.  Treu und verschwiegen, jahrzehntelang. Ihm zuliebe hat sie das Kind weggegeben. Was er jetzt wohl macht? „Ego te absolvo“, murmelt er und ist plötzlich in Eile. „Aber ich dich nicht, Vater.“ Sein Staunen schluckt den Schmerz, das alte Holz den Knall, der Schalldämpfer den Hall. „Angelina, warte auf mich“, flüstert er noch.

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