„Schatz, mir ist plötzlich so schwindelig, kannst du mir kurz helfen, das Fenster zu putzen?“ eR ist hilfsbereit – aber nur, weil sIE keinen Schlüpfer unterm Mini trägt. Er klettert auf die Leiter, greift nach ihr. sIE fällt – oder sie springt – und er verliert das Gleichgewicht. Das Fenster ist weit offen und liegt im siebten Stock. sIE beugt sich runter: „Ups“.
„Hast du was gesagt, Liebling?“ eR steht am Fuß der Leiter, ein Glas Bier in der Hand. „Cheers!“ Dann macht eR den Fernseher an.
„Halt mal still, sonst schneide ich dir noch ins Fleisch“. Mit geübten Griffen führt sie das Rasiermesser. Macht sIE ja schon seit Jahren. „Wofür Geld ausgeben, das kannst du auch lernen“, hatte eR gesagt. Und so war es gewesen. Nie war er zufrieden, aber zum Barbier ging er trotzdem nicht, kaufte auch kein Rasiergerät. Der Geizkragen. „Verdammt, jetzt pass doch auf,“ brüllt er und fasst sich an den Hals. Seine Augen weiten sich, als er das Blut an seinen Fingern sieht. So viel. So rot. Sie zieht noch einmal nach, von links nach rechts. Geübt ist geübt.
„Blöde Schlampe“, murmelt er, springt auf und holt den Hirschhornstift.
„Lass nur, Schatz, ich fahr den Wagen schnell in die Garage.“ „Gut. Aber pass auf, dass du mein Motorrad nicht rammst.“ „Ich bin doch nicht blind!“ „Aber blöd,“ lacht er. Da kracht die Stoßstange schon in seine Harley. „Schei…“ schreit er und wirft sich dazwischen. „Stopp! Stopp! Stoooopp!“ sIE ist erschrocken. Wird nervös. Verwechselt Gas und Bremse. Vollgas! Kann ja mal vorkommen.
Kann. Darf aber nicht. Sie schaut in den Rückspiegel. Wartet darauf, dass eR sie – wie gewohnt – aus ihrem rachesüßen Tagtraum reißt. Schreit. Schimpft. Brüllt. Schlägt.
Stille.
Manchmal werden Träume wahr.