Bamhackleter!
Wie aus dem Nichts kommt die Tanne herabgesegelt. So federleicht und geräuschlos, dass Salvatore deMicco sich der Gefahr nicht bewusst wird. Er setzt gerade das Glas mit dem heißen Caipi an die Lippen, als sich die Spitze des gusseisernen Weihnachtsbaumes in Salvatores Genick bohrt. Ein leises Stöhnen, fertig.
Die Gäste des Weihnachtsmarktes scharen sich um dem Toten mit dieser so menschlich unmenschlichen Mischung aus Neugier, Entsetzen und Sensationslust. Einer ruft nach dem Rettungswagen, einer nach der Polizei. Zwei Frauen klammern sich hysterisch schluchzend aneinander. Ratlosigkeit macht sich breit, unter den Budenbesitzern. Wenn die Polizei den Platz absperrt, war’s das mit dem Geschäft. Was ist denn passiert? Wer war das? War das ein Unfall oder …? Vielleicht die Mafia? Ach Schmarrn! Ausgerechnet der Salvatore! Gerade haben wir ihn noch gehört, wie er sich über den singenden Weihnachtsmann lustig gemacht hat. Bamheckleter, hat er ihn beschimpft. Was heißt das eigentlich?
Da läuten die Glocken der alten Martinskirche, und die Besucher der Abendmesse strömen auf den Platz vor dem Weihnachtsmarkt. Schnell wissen alle, dass Salvatore deMicco, Inhaber der Pizzeria hinter der Kirche, von einer gusseisernen Tanne erschlagen wurde.
Als die Hiasl-Schwestern aus der Kirche kommen, verstecken sie die Gesichter hinter hochgeschlagenen Mantelkrägen, um nicht erkannt zu werden. Zu spät. „Hey, ihr Wahrsagerinnen, was ist hier passiert?“ Resigniert bleiben Walli und Traudl stehen. Seit sie damals auf der Kirchweih die Wahl von Ratzinger zum Papst vorhergesagt haben, trauen Ihnen die Moosacher alles zu. Also auch, das Geheimnis um Salvatores Tod zu lüften.
„Was hat er vor seinem Tod gemacht?“, fragt Walli. Den Weihnachtsmann beschimpft. „Welchen Weihnachtsmann?“ Den, der auf dem Markt gesungen hat. „Ach so. Das ist doch der Steffinger Wastl, oder? Und wie hat er ihn geschimpft?“ Bamhackleter! So ein aufgefallenes Schimpfwort. Das kennt doch hier kaum einer! „Bamhackleter? Dann ist die Sache sonnenklar!“ Wieso das denn? „Als der Salvatore den Steffinger als Bamhackleten beschimpft hat, da hat dieser gewusst, dass der Salvatore das Wort von seiner, also dem Wastl seiner, Frau gehabt haben muss. Woher soll einer aus Neapel dieses Wort kennen? Der Wastl hat schon lange geahnt, dass seine Frau ihm Hörner aufsetzt. Und als er vorhin den Beweis dafür bekommen hat und auch gewusst hat, mit wem, da hat er sich in der Glühweinhüttn versteckt und dem Salvatore die Tanne auf den Kopf geworfen. So, und jetzt lassts uns heim, Leute, s’is kalt, hier heraußen. Komm, Traudl.“