Adventskrimi vom 22. Dezember


Die Keule

Hmm, wie das duftet! Andreas liegt auf der Couch und genießt die Fußballbundesliga, ein Glas Chardonnay vor sich auf dem Tischchen, die Flasche im Kühler in Reichweite.

„Was für ein Glück, dass ich bei Marion geblieben bin“, denkt er – nicht zum ersten Mal. Natürlich war Suse viel attraktiver gewesen. Noch heute, zwei Monate, nachdem sie ihn sitzen gelassen hat, befällt ihn beim Gedanken an Suses pralle Brüste dieses heiße Gefühl der Erregung, das er bei Marion nur nach einer Flasche Wein heraufbeschwören kann, und auch das nicht immer.

Aber der Mann lebt nicht vom Sex allein, und poppen macht eben nicht satt. Andreas braucht Befriedigung rundum. Und kulinarisch ist Marion top of the list. Sie hat sogar schon mal beim perfekten Dinner mitgemacht! Fürsorglich ist sie außerdem. Gut, keine Spur von Abenteuer hier. Das Prickeln der Gefahr, das er mit Suse verspürt hat, wenn sie sich hinter den Müllcontainern geliebt haben oder auf dem Rücksitz eines Leihwagens, dieses Gefühl kann Marion ihm nicht geben.

Aber wofür gibt es Internet? Selbst Hand anlegen und dabei zuschauen, wie die virtuelle Partnerin am Bildschirm sich vor Lust verrenkt, ist letztendlich bequemer. Und danach kann er nach ein paar Papiertaschentuch-Anwendungen runter in die Küche und seinen Hunger mit Marions Köstlichkeiten stillen, statt noch ewig mit dem Auto fahren zu müssen, um eventuelle Spuren zu verwischen.

Aber komisch ist es schon, denkt Andreas, dass die Suse so einfach verschwunden ist, von einem Tag auf den anderen….ohne Ciao und Servus. Dabei ist sie so auf ihn gestanden. Ach ja…. Schnell schüttelt Andreas die Erinnerungen ab. Besser so. Marion hatte ohnehin schon Lunte gerochen. Einmal hat er sogar gedacht, sie hätte Suse erwischt, als sie aus dem Haus schlich. Das war, als Marion unangekündigt zwei Stunden zu früh nach Hause kam, weil die blöde VHS-Stunde „kochen wie in Papua-Neuguinea“ ausgefallen war. Kein Verlass auf diese Institutionen. Direkt danach ist Suse aus Andreas Leben verschwunden. Egal, denkt er pragmatisch.  „Mausi, das riecht ja so dermaßen lecker, heute. Was gibt’s denn?“

„Keule in Rotwein, mein Hase“, ruft Marion aus der Küche. „Ich glaube, jetzt muss ich ihm bald mal wieder ein Date arrangieren“, denkt sie. „Außer ’nem Stück Rücken und ’nem bisschen Lende ist von Suse nix mehr übrig.“

 

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