All Hallowes Eve. Let’s reform it!


Ich liebe Halloween. Nein, nicht die kostümierten Kinder, die nicht wissen, warum sie bei Dunkelheit, mit knappem Sicherheitsabstand verfolgten von ihren helikopternden Eltern, mit Tüten durch die Straßen laufen uns „Süßes oder Sauers“ rufen sollen. Natürlich machen sie es trotzdem, weil Verkleiden Spaß macht und weil sie vielleicht nicht jeden Abend Süßigkeiten satt bekommen dürfen – oder können.

Diesmal habe ich mir vorgenommen, auf jedwede Belehrung zu verzichten und den Kleinen auch nichts von den Toten zu erzählen, die – darum geht’s ja schließlich – im Dunkeln in die Oberwelt gleiten und, ja, und was? Rache üben? Das hingestellte Essen genießen? Oder einfach nur die Orte ihrer Sehnsüchte besuchen?

Stattdessen habe ich nach Schloss Dackula eingeladen, wo Gräfin und Graf schon bellend auf sie warten. Allerdings ist bislang niemand gekommen. Ich fürchte, das Bellen hat die Kinder – oder doch eher die Eltern? – schon von weitem verschreckt.

Ich liebe Halloween, schrieb ich. Nicht wegen der Kinder, nicht wegen der sauren Süßigkeiten. Sondern weil ich spüren möchte, dass mir in diesen Stunden, in denen sich die Welten berühren, meine Mutter nahe ist. Weil ich an sie denke, sie sehe. Heute habe ich mir zugehört, beim Telefonieren, und gedacht: „Du sprichst wie sie!“ Und statt zu erschrecken, musst ich lächeln. Ich bin gespannt, ob ich ihr heute Nacht begegne. Im Traum, nicht im Garten. Obwohl auch das passieren kann, also dass ich nachts im Garten bin. Falls einer der Dackel oder auch Bruna ein dringendes Bedürfnis verspüren, bin ich mit ihnen wach und draußen. Aber wer weiß – vielleicht erahnen sie ja ihre Nähe?

Bevor ich metaphysich, transzendent und schlicht okkult werde, lasse ich euch lieber an meinen Gedanken zu dem Feiertag teilhaben, den wir Protestanten heute begehen, den Reformationstag.

Hier eine kleine Zusammenfassung aus Wikipedia: Laut der Überlieferung soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Abend vor Allerheiligen 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen in lateinischer Sprache zu Ablass und Buße angeschlagen haben, um eine akademische Disputation herbeizuführen. Damit leitete er die Reformation der Kirche ein. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, dass eine Erlösung von der Sünde durch einen Ablass in Form einer Geldzahlung möglich sei. Dies sei schon durch das Opfer Jesu Christi am Kreuz geschehen.

Ob der Thesenanschlag tatsächlich stattgefunden hat, ist umstritten. Und egal. Wir alle wissen, wie es weiterging. Die Folgen reichen bis in die Gegenwart, und letztendlich ist auch der Wahlsieg Donald Trumps irgendwie auf Martin Luther zurückzuführen. Mittelbar, zumindest. Denn ohne Schisma kein Protestantismus, und ohne diesen keine Evangelikalen. Und nein, bei den Katholiken gibt es nicht diese große Spannbreite an gelebten Glaubensinterpretationen. Dem steht der Papst entgegen.

Ich bin Theologin. Ich praktiziere meinen Glauben ganz individuell und, als Prädikantin, auch innerhalb des kirchlichen Regelwerks. In den Sozialen Medien folge ich den digitalen Pfarrer*innen. Ich lese und erlebe ihr Engagement für Queerness, für Gendergerechtigkeit, für Inklusion und Integration. Und ich erlebe wie die Kirchen immer leerer und die Mitgliederzahlen immer ausgedünnter werden.

Und ich denke: da passt etwas ganz und gar nicht zusammen.. Kirche, so vermute ich, geht konsequent an dem vorbei, was die Menschen auf der Straße gerne hätten, sich wünschen und erträumen. Ja, sie geht auf die Bedürfnisse von Minderheiten ein, und vielleicht erreicht sie damit ein paar Tausend Leute. Die sind wichtig. Keine Frage. Aber sie sind nicht die Masse. Nach wie vor gehen sie davcn aus, was sie gerne machen würden, was sie zeitlich leisten können, und nicht davon, was nötig wäre, aber vielleicht unbequem.

Wenn ich zu Beginn der Sommerferien Kinder unterm (Plastik-)Regenborgen segnen möchte, „einfach so“, begegnen mir so viele Wenn und Aber, dass ich das am Ende nicht machen soll kann darf. Ich möchte rausgehen und die Leute ansprechen, in der Kneipe, an der U-Bahn. Nein, nicht ohne Genehmigung. Von der Kirche und von der Stadt, auf deren Gelände ich mich bewegen würde.

Leute, so wird das nichts. Ich möchte keinen Reformationstag feiern in einer erstarrten Kirche. Wofür bin ich Luther dankbar? Das ist schnell gesagt: dafür, dass er begonnen hat, Mädchen die Schule zu ermöglichen. Davon zehren wir bis heute. Und dafür, dass er die Möglichkeit einer Revolution gelebt hat, entgegen allen Prognosen, Prophezeiungen und allen Widrigkeiten, allen Ummöglichkeiten zum Trotz.

Vielleicht ist es das, was wir brauchen: eine neue Revolution. Weg mit den Honoratioren, weg mit den Kirchenleitungen. Weg mit dem Regelwerk. Weg mit dem Geländer, weg mit den Strukturen. Sehen, was bleibt. Und einfach losgehen. Auch, wenn wir gestoppt werden, auch, wenn das, was wir tun, geahndet wird. Das hat es alles schon gegeben. Bei den Propheten, den Jüngern, den Mönchen.

Das wäre mein Traum zum Reformationstag. Leute zu finden, die so denken und so handeln wollen wie ich. Damit aus dem Traum ein erster Schritt wird. Und dann noch einer. Und noch einer.. Übrigens; diese Leute müssten nicht zwingend evangelisch sein, auch nicht christlich. Einer schwindenden Zahl von bekennenden Gläubigen (der Trend wird auch den islam erreichen, zeitverzögert, und den Hinduismus, den Buddhismus, alle Religionen) steht eine wachsende Zahl von Sinnsuchenden gegenüber.

Vielleicht sollten auch wir, die wir glauben, nach einem gemeinsamen Sinn suchen, ihn formulieren und dann zu den Leuten bringen. Ohne großen Plan. Mit viel Mut.

Das wäre mal eine Utopie, die sich umzusetzen lohnen würde.. Frieden und Verständigung und Gerechtigkeit könnten die Folge sein. Langfristig. ok. Von uns sicher nicht erlebbar. Aber Gott hat Zeit. Unabhängig davon, wie sie gelesen wird. Denn er/sie ist ewig. Im Gegensatz zu uns. Das ist ein Vorteil, weil dadurch immer neue, frische Ideen und Impulse geboren werden. Neue Lösungen. Während die Probleme die alten sind.

Ja, das wäre schön.

Herbst-Zeit-Lose


Ihr Lieben, ja, ich gebe es zu: ich bin eine Herbst-Zeit-Lose. Eine, die ihren Blog vernachlässigt. Und euch, die ihr – vielleicht – ab und zu mal was Neues von mir lesen wollt.

Hier deshalb zumindest eine Skizze. Und ein Versprechen.

Zunächst die Skizze:

Viel ist passiert, im Sommer. Ich habe mich für viele Events beworben,, viele Beiträge eingereicht. Eine Einreichung – bis jetzt – war erfolgreich: Ich werde auf der Ladies Crime Night im Rahmen des Ladies Crime Festival in Speyer lesen und meine dreizehnte Fee, die böse Mary Poppins, zum Leben erwecken. Am 8. November!

Weil Ihr diese Lesung leider sehr wahrscheinlich nicht live erleben könnt, lade ich euch ganz herzlich ein, am 27. November um 19 Uhr dabei zu sein. Ganz egal, wo ihr dann gerade seid. Daheim oder im Urlaub, auf der Couch oder im Auto. Ihr braucht nur einen Computer, einen Laptop, ein Tablet oder ein Smartphone. Und schon seid ihr mittendrin in der ersten Online-Lesung der Mörderischen Schwestern!

Insgesamt werden 5 Autorinnen lesen. Ich bin mit meiner dreizehnten Fee dabei. Und ich zeige euch die wichtigsten Protagonist*innen. Und Ellens Münchner Villa.

Klickt auf unseren Youtube-Kanal, schaut und hört zu. Es lohnt sich!

Alle Infos findet ihr auf dem Plakat. Wenn euch was fehlt – fragt mich!

Und jetzt noch das Versprechen:

Ich habe soviel auf dem Herzen. Zu Gaza, zum Rechtsruck, der immer mehr zum Erdrutsch wird, nicht nur in Deutschland. Und zu mir. Ich schreibe. Es. Auf. Versprochen.

Bella Ciao! Mitsing-Konzert und Krimilesung


Wie sagen Frauen CIAO zum Sommer und HALLO zum Herbst? 

Mit Schwung, Spannung und jeder Menge guter Laune.

Vera v. Schumann (Gitarre und Vocals) und Marie Bastide (Krimis und Vocals) laden ein zu einem Mitsingabend mit bekannten, eingängigen Songs und herbstfrischen MiniKrimis.

Von Bella Ciao über Mantras bis zu Gstanzln ist alles dabei. Und auch in den MiniKrimis geht es um Frauen und darum, wie sie das Leben mit seinen unüberwindlich scheinen Hindernissen meistern.

Seid dabei, singt mit und drückt den Krimiheldinnen die Daumen

am Sonntag, 21. September 2025 um 19 Uhr in der Moosacher Magdalenenkirche, Ohlauer Straße 16. 

Der Eintritt ist frei – Spenden sind herzlich willkommen. Männer natürlich auch!

Vera v . Schumann leitet in und um München Singgruppen und tritt mit den Ladybugs regelmäßig in der Magdalenenkirche auf.

Marie Bastide schreibt Krimis und ist mit ihren szenischen Lesungen in ganz Deutschland unterwegs.

Für Rückfragen stehe ich euch gerne zur Verfügung. Schreibt einfach einen Kommentar, ich antworte sehr schnell.

Make Europa Great Again – oder was?


Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein. Heute jährt sich das Ende des 2. Weltkrieges. Demokratische Politiker*innen betonen, dass unter dieses Kapitel der deutschen Geschichte nie ein Schlussstrich gezogen werden darf.

Denn, wie Max Mannheimer sagte: „Ihr seid nicht für das verantwortlich, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.

Aktuell erleben wir, dass die Rufe nach einem „Ende der Schuld“ in Bezug auf die von Deutschland verübten Verbrechen an Jüdinnen und Juden, An Sinti und Roma, an politisch Andersdenkenden immer lauter werden. Deckungsgleich mit der Forderung „Deutschland den Deutscher“ – wer immer angesichts von 30% deutscher Staatsbürger*innen mit Migrationshintergrund (mich eingeschlossen) damit gemeint ist.

Es wird nach einem Einwanderungsstopp geschrien, ganz offensichtlich von Leuten, die keine Ahnung von der Genfer Konvention und Deutschlands Unterschrift darunter haben. Es wird davon gefaselt, Ausländer abzuschieben, ganz im Stil von Gauland, der suggerierte, in Anatolien würden sie dann schon entsorgt werden. Er wird solchen Leuten wohl zukünftig Blut abnehmen, das Krankenhausbett machen und im Altenheim den Po abwischen? Hoffentlich haben sie genug Rssourcen unter Gleichgesinnten. Sonst wird’s unter Umständen ungemütlich, bei Pflegebedarf.

Der neue Innenminister (OMG, dass wir das noch erleben müssen, der wäre ja sogar als Verkehrsminister noch etwas weniger schädlich gewesen) hat gleich am ersten Amtstag den Ärger Europas auf sich gezogen, ganz zu schweigen davon, dass seine vollmundige Ankündigung wahrscheinlich rechtlich gar nicht durchzuziehen ist. Asylbewerber pauschal an der deutschen Grenze abzuweisen verstößt gegen diverse Rechte und Abkommen, stößt die Nachbarn vor den Kopf und sorgt sofort für den ersten Streit in der Koalition. So wird das nix mit der vollen Amtszeit der Regierung. Nun gut, wie ein Freund von mir schrieb: „Merz hat schwach angefangen, wird aber stark nachlassen.“

Und genau in diesen Tagen kommt mir die Einladung zu einem Wettbewerb in die Mailbox geflattert. „Make Europa Great Again – oder was?“ so der Titel der Ausschreibung.

Ist doch klar, dass ich dabei bin. Ein wenig Schmunzeln, etwas Utopie und positives Wünschen sind angesagt, meine ich.

So entstand dieser Text, den ich am Samstag, 10.5.2025 ab 19.30 Uhr im Rahmen des Litbox2 Wettbewerbs im KIM Kino Haidhausen, Einsteinstraße 42, 81675 München vorstellen werde. Ich freue mich natürlich RIESIG, wenn ihr kommt und für mich votet.

Aber genauso glücklich bin ich über eure Last-Minute-Anregungen, die ich, falls sie passen, sehr gerne noch mit einarbeite. Denn ich trage das Essay live vor – und stelle mich dem Urteil des Publikums.

NB: Letztes Jahr holte ich mit meinem Griechenland-Krimi als Außenseiterin den 3. Preis. Diesmal konformiere ich mich – und bin gespannt, wie dieses Genre ankommt.

Ich freue mich auf und bitte euch um euer Feedback.

Hier it comes:

Make Europa Great Again

Ein Aufruf zur Rückeroberung von Espresso, Etikette und echter Empörung. Mit einem Augenzwinkern im Knopfloch.

Europa – der Kontinent, auf dem selbst der Käse mehr Reife zeigt als so mancher Politiker.
Wo man im gleichen Atemzug „Liberté, Égalité, Fraternité“ skandiert und sich dann um den letzten Parkplatz bei Lidl prügelt. Wo man Pasta und Schnitzel als Religion behandelt, aber Menschenrechte – leider zunehmend – wie Kantinenessen serviert: lauwarm.

Aber hey – wir waren mal groß. Imperial, denn immerhin erhoben europäische Nationen zeitweise Anspruch auf den Besitz der halben neuen Welt – und unter den Konsequenzen leiden heute nicht nur deren unglücklichen Bewohner*innen, sondern auch wir.

Doch wir waren auch groß an Ideen:

  • Die Demokratie – obgleich auch in Athen nie als Herrschaft des Volkes ausgelegt.

  • Die Aufklärung – sorgfältig portioniert und aufs rein philosophisch Utopische beschränkt.

  • Der Rechtsstaat – vor dem sich in einigen Staaten allerdings im Laufe der Jahr(zehnt)e die Vorsilbe „Un“ positioniert hat.

  • Die Freiheit – jährlich in weiß, rot, blau und grün in den Himmel geblasen, ausgerechnet von Flugzeugen, die generell eher das Gegenteil symbolisieren.

  • Und nicht zu vergessen: Der Feminismus. Geboren auf Lesbos, gelitten unter Catull, gekreuzigt unter Hitler, wiederauferstanden mit der Pille in den 1960ern.  

    Heute stehen seiner endgültigen Vernichtung durch Heidi Klum, Alice Weidel und die Tradwifes Frauen wie Baerbock mit ihrer feministischen Außenpolitik, Luisa Neubauer und ihr Kampf gegen die Ohnmacht und, ja, immer noch und jetzt erst recht Greta Thunberg, auf dem Meer, in der Westsahara und wo immer sie sich für Klimagerechtigkeit und Frauen einsetzt, entgegen.

    Ob der Sieg an den Außengrenzen Europas oder dem Binnenland zwischen Kindern und Küche enden wird, ist noch ungewiss. Wobei der Faktor Kirche nicht zu vernachlässigen sei. Vielleicht bringt ein Kardinal Marx als der nächste Franziskus oder Benedikt auf dem Heiligen Stuhl sogar die Frauenordination ins Spiel und rettet so den Klerus vor dem Alterstod?

Alles von der Wiege bis zur Bahre europäisch.

Und schließlich gibt es da noch so typisch Europäische Werte wie die Liebe zu Wein und Bier, zu Filterkaffee, Latte und Feuilleton, zu Pluralismus, Toleranz und Multikulti… die allesamt in schöner Regelmäßigkeit als gescheitert erklärt oder totgesagt werden, nur um dann, dem Negroni gleich, an irgendeiner Häuserecke wieder aufzuleben. Wie Venedig, die Stadt, die jedes Jahr aus den Wogen der Ozeandampfer im Canale Grande wieder auftaucht, um von den Nachkommen Byrons, Prousts und Guggenheims heimgesucht zu werden, während ein unbekannter Casanova das Eintrittsgeid entgegennimmt als Obulus gegen das Verenden.

Europa heute, das sind Verordnungen anstelle von Visionen. Statt blühender Utopien treibt die Bürokratie all überall üppige Blüten. Wenn’s drauf ankommt, streiten wir, ob eine Gurke krumm sein darf und wieviel Wasser pro Minute aus einem Duschkopf fließen soll – 8 Liter, wussten Sie’s?

Wobei es gleichzeitig nicht gelingt, sich auf ein sinnvolles Tempolimit auf Autobahnen zu einigen. Oder darauf, wie man Migration und Menschenrechte sinnvoll vereinbart. Oder den Flüchtlingsstrom dadurch stemmt, dass man keine Waffen mehr in Kriegsgebiete liefert und aufhört, den Schwellenländern das Wasser abzugraben, wirtschaftlich und wortwörtlich.

Make Europa Great Again? Na klar! Aber bitte anders. Menschlicher. Globaler.

Nicht mit roten Kappen – sondern mit klarem Kopf.
Nicht mit Runenzeichen – sondern Mit-Menschlichkeit.
Nicht mit Mauern – sondern mit Ideen, die verbinden.
Und mit dem festen Vorsatz: Nie wieder Krieg!

Höchstens einen kleinen Europa-internen Streit, z.B. darüber, ob man „Spaghetti Carbonara“ mit Sahne machen darf (Spoiler: nein) oder wer die Pommes erfunden hat (Spoiler: Belgien, aber das darf Frankreich nicht erfahren).

Nein! Europa ist kein Auslaufmodell. Kein Benziner ohne Zapfsäule. Eher eine zu schnell zu groß gewordene WG, ein baufälliges Haus, in dem Stockwerk für Stockwerk besetzt aber nur im Ansatz renoviert wurde. Ein Haus voller Streit, Versöhnung, Diversity, Drama und Dolce Vita. Und das ist gut so.

Europa heute ist ein Traum zwischen Tiefschlaf und Erwachen. Eine Skulptur, von der, wie Michelangelo sagte, nur der überflüssige Marmor abgeschlagen werden muss.

Europa war jahrhundertelang die Bühne der Ideen, die die Welt veränderten, der Revolutionen, deren Kinder sich nie ganz auffraßen, sondern glanzäugige Enkel bekamen. Der Kontinent der großen Kunst und der schiefen Kirchtürme. Hier wurde gedacht, gemalt, diskutiert, geliebt und natürlich gestritten – manchmal ein bisschen zu laut, manchmal mit ein bisschen zu viel Pulver. Und meist mit ganz viel Dampf.

Doch dann kamen die Jahrzehnte des Zauderns: zu kompliziert, zu démodé, zu viel Bürokratie, zu viele alte Menschen und zu wenig Begeisterung. Die Welt blickte nach Westen – auf Silicon Valley, Harvard und Hollywood. Nach Osten – auf Hongkong, Taiwan, Shanghai und Bangalore.

Europa? Saß mit ihrem Cappuccino auf dem Bordstein und philosophierte über alles – außer über die Zukunft, während ihre Kinder Weine aus Yantai und Biere aus St. Louis und Mexiko süffelten.

Jetzt kommt unsere Stunde!

Wenn sich jenseits des Atlantiks politische Abgründe auftun und Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Freidenker*innen ihre Koffer packen, öffnet sich hier bei uns ein Fenster. Ach was, eine Tür. Ein Portal!

Denn Europa kann jetzt wieder zum Magneten werden – für kluge Köpfe, wilde Träume, mutige Kunst. Für Nobelpreisträger*innen und Novellen. Für Start-ups und Streichquartette. Für Debatten, die mehr können als nur Schlagworte.

Wenn wir die Bühne freigeben. Wenn wir Platz schaffen für neue Gedanken, neue Farben, neue Stimmen. Dann wird aus „Good Old Europe“ plötzlich das Next Big Thing.

Und stellen wir uns das mal vor:

  • Ateliers voller Sprachengewirr, aber ohne Babel.
  • Forschungsinstitute, die in hundert Dialekten und mit bunten Händen die Zukunft bauen.
  • Literaturhäuser, in denen sich Bronx-Slammer*innen und Brüsseler Romanciers treffen.

Make Europa Great Again?
Aber sicher. It’s so easy. Mit offenen Türen, offenen Köpfen – und einem gigantischen kreativen Feuerwerk. Nur die strammen Rechten müssen leider draußen bleiben.

Europa hat die schönsten Kulissen der Welt – jetzt müssen nur wieder großartige Geschichten darauf gespielt werden. But: Yes we can.

Auf Instagram (semisappho) und Facebook (mariebastide75) indet ihr mein EInladungsvideo.

Reform? Norm? Oder einfach nur Kürbis?


Heute ist Reformationstag. Ja, es gibt auch in Europa immer mehr Menschen, die heute Abend verkleidet auf die Straßen gehen, um andere zu erschrecken. Nein, um selbst Spaß zu haben, natürlich. Und die Kinder nicht vergessen! Für sie ist das ein Riesenspaß. Als Hexe, Vampir oder einfach als man selbst an Haustüren klingeln und Süßes oder Saures verlangen. Und erhalten. So oder so.

Ich halte für diese Zwecke immer ein paar Zitronen parat. Und erkläre den erstaunten Kids dann, worum es an diesem Abend eigentlich geht. Denn das wissen die Allermeisten nicht. Und ihre Eltern, Lehrer*innen, Erzieher*innen offensichtlich auch nicht. Sonst hätten sie ihr Wissen ja weitergegeben, oder?

Über die Ursprünge von Halloween gibt Wikipedia hinlänglich Auskunft. Ähnlich wie bei vielen Festen mit religiösem Hintergrund versandet das Wissen darüber. Was bleibt, ist die pure Lust am Feiern, Toben, Konsumieren.

Aber während Weihnachten, Ostern & Co. irgendwo doch immer noch Familienfeste sind, findet Halloween für Kinder draußen statt. In dunklen, bestenfalls nebeldurchwaberten Straßen. Das ist gruselig. Und im Grunde bräuchte es dafür eine ganz gehörige Portion Gottvertrauen, denn so manches Schwarze lauert doch in dieser Vornovembernacht.

Ich erkläre den Kids also, was wir in Italien in der Nacht vor Allerheiligen feiern. Im Norden läuteten die Glocken, um die Seelen der Verstorbenen auf die Erde und in die Häuser zurückzuholen, wo man den Tisch gedeckt ließ, damit sie sich dort stärken konnten.

„Habt ihr vielleicht drüben im Park eine alte Dame gesehen? Mit weißem Haar? Vielleicht ist das meine Mum, die gerade auf dem Weg hierher ist.“ Große Kinderaugen. Hastiges Umdrehen.

„Auf Sizilien“, erzähle ich dann weiter. „werden die Festgelage direkt auf dem Friedhof abgehalten. Cool, oder? Macht das doch morgen auf dem Grab von eurem Opa.“

Spätestens jetzt fragen die Kids nicht mehr nach Süßem. Und wenn doch? Dann bitte ich sie, eine Handvoll Raffaello für meine Mum mitzunehmen und ihr zu geben, wenn sie ihr auf dem Rückweg durch den kleinen Park gleich begegnen werden.

Wow. Kinder können so schnell rennen.

Und jetzt Ihr: bin ich gemein? Nein! Ich kann es nur absolut nicht leiden, wenn Erwachsene Kinder nicht darüber aufklären, warum sie etwas machen sollen. Ja, sollen. Denn von alleine kommt kein Kind darauf, im Dunkeln an fremden Haustüren zu klingeln. Ja, ich weiß, die Peergroup. Aber der gehören dann meistens auch die Eltern an.

Im Übrigen feiere ich heute natürlich weder All Hallows‘ Eve noch die Nacht vor Ognissanti.

Allerdings feiere ich auch nicht wirklich das Protestanten höchstes Fest, den Reformationstag. Warum? Weil ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich so eine tolle Sache war, im Nachhinein betrachtet. Wie viel Leid ist daraus hervorgegangen, völlig unbeabsichtigt von Martin Luther. Aber dennoch.

Wäre die Kirche heute stärker, moderner, geeinter, akzeptierter, ohne Schisma? Wären Missbrauch von Macht und Menschen, Gewalttaten, psychische Folter dann seltener gewesen? Gäbe es dann mehr Frauen als Männer im Priester*innen-Amt? Würde Gott dann nicht mehr als rein männlich angesehen, mehrheitlich?

Meine Erfahrung als Theologin: Die Menschen, die ich kenne, unterscheiden nicht zwischen evangelisch und katholisch. Sie unterscheiden zwischen Angeboten, die ihnen guttun, und solchen, die ihnen schaden oder nicht helfen.

Tatsächlich ist in meinen Augen der einzige Vorteil der Reformation, dass Frauen in der evangelischen Kirche – theoretisch – gleichberechtigt sind.

Gut, das könnte ich feiern. Tue ich auch. In jedem Gottesdienst, der von Frauen gehalten wird. Auch von mir. Hallelujah.

Die Zeit vergeht schneller. als ich ihr folgen kann….



Die Frankfurter Buchmesse war TOLL. Es war wunderschön, so viele liebe Kolleginnen und Mörderische Schwestern zu treffen.

Das Gastland Italien hat mich mit seinem Auftritt begeistert. Nein, nicht (oder nicht nur), weil das meine emotionale Heimat ist, also mein „Vaterland“ im Wortsinn. Es war ein eindrucksvoller, Herz und Sinne ansprechender Mix dessen, was Italien und seine Kultur ausmacht. Schade nur, dass Meloni linken Autor*innen den Aufritt dort verweigert hat. Nie wieder Faschismus, das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Italien! Ich werde mich, wenn ich dort wohne, ganz sicher für den antifaschistischen „Kampf“ engagieren. Friedlich, selbstverständlich.

Ja – und dann war da die Notte Criminale im Café Wacker. Sehr schön, sehr spannend, mit kriminell guter Musik – von Mimi bis zu Macki Messer und dem Kriminal Tango. Danke Michael Klimo (Trompete) und Pit Gerten (Keyboard).

Ich habe dort meine neueste Episode der Agentur zweites Glück vorgestellt; Bella und ihr Gespür für Leichen. Was soll ich sagen? Kam gut an 🙂

Toll waren auch die Lesungen meiner Mörderischen Schwestern Franziska Franke, Monja Luz, Andrea Maluga und Cornelia Mohrmann. Sie entführten das Publikum ins England Sherlock Holmes‘, in Casanovas Venedig – komplett mit Kleid und Perücke!, auf die düstere Seite von Mainz und in die mafiöse Umgebung eines Italienischkurses bei der Berliner VHS.

Es war MEGA.

Und dann hatte und habe ich noch andere Highlights. Der zweite Arche Noah Gottesdienst in der Magdalenenkirche war so schön. Mit Hunden und Menschen und swingender Musik von Raphaela Ulrich und Vera v. Schumann.

Manchmal bedauere ich schon, dass ich nächstes Jahr nicht mehr „einfach so“ Events in München und Deutschland planen kann. Aber ich komme immer mal wieder. Für einen Auftritt allema!.

Heute habe ich noch etwas ganz besonderes vor: ich lese im Seniorenclub der Diakonie Moosach vor krimibegeisterten Menschen, die beinahe mein Alter haben. Tja, let’s face it 🙂

Ich freue mich riesig darauf, habe Emma Peel und John Steed im Gepäck – und werde euch berichten.

Und dann… ja dann ist auch schon bald wieder Advent. Und damit wird sich hoffentlich jeden Tag ein MiniKrimi-Türchen öffnen. Nur hier und nur auf mariebastide.blog.

Ach ja: noch etwas gibt es zu berichten. Ich schreibe ja auch Haikus. Und einer davon, der „Tauferer Advent“ wird auf eine Glasstelle geätzt und wird den ganzen Advent über erleuchtet den Marktplatz von Mais im Vinschgau verschönern, zusammen mit 23 anderen Adventstexten übers Licht. Fotos folgen!

Stay tuned.

Täglich was aufs Auge gibt’s bei semisappho auf Instagram. Come in and join!

Meine MiniKrimis auf der Lesebühne Abgebrüht


Am 1. September von 20 bis 22 Uhr lese ich, gemeinsam mit meinen Mörderischen Schwestern Thea Lehmann und Daniela Hartinger im Kulturhaus Milbertshofen.

Musikalisch umrahmt wird der „kriminelle“ Abend virtuos von Multitalent Franz Esser.

Aus aktuellem Anlass werden ich einen brandneuen MiniKrimi präsentieren. ich verrate nur soviel: es geht um etwas richtig Widerliches, das jahrzehntelang in einer Aktentasche schlummerte und dann wieder zum bösen Leben erweckt wurde. Aber von wem?

ich freue mich darauf, euch zu sehen: am 1.9.2023 um 20 Uhr im Kulturhaus Milbertshofen am Curt-Metzger-Platz 1. Das ist quasi im Herzen von München und mit öffentlichen Verkehrsmitteln super zu erreichen (z:B. U 2).

EInlass ab 19.30 Uhr, Eintritt 8 Euro.

Moderiert wird der Abend von der wunderbaren, humorvollen Martina Pahr!

Hier der Link zur Hompage für alle weiteren Infos.

Russisches Roulette am 26.6.2022, 19 Uhr


Russisches Roulette – Musikalische Krimiperformance als Zeichen des Friedens auf den Stadtteilkulturtagen in München-Moosach

Die Idee zur diesjährigen Krimi-Performance auf den Moosacher Stadtteilkulturtagen entstand vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Das Projekt der Krimiautorin Marie Bastide und Julia Korzh, Sängerin und Pianistin mit ukrainischen Wurzeln, war von langer Hand geplant. „Als wir die Korrekturabzüge für den Veranstaltungskalender bekamen, haben wir erstmal geschluckt. Russisches Roulette, eine atemberaubende Reise in Russlands unendliche Weiten, voller Intrigen, Magie und Musik. Können wir das überhaupt so stehenlassen? Aber wir haben uns schnell entschieden. Ja, wir lassen das so. Heute mehr denn je“, sagt Marie Bastide. „Denn Russland ist nicht ‚nur böse‘, die Menschen sind nicht alle mit einem Regime gleichzusetzen. Leider erleben Menschen, die seit Jahren hier leben und sich sogar deutlich gegen Putins Politik positionieren, mitten unter uns Aggression. Dagegen möchten wir ein Zeichen der Verständigung setzen.“

Wie das gelingt? Zum einen durch die Handlung, in der Geschichte und Schicksale von Menschen in Russland, in der Ukraine und sogar in Deutschland miteinander verwoben sind. Zum anderen durch die Musik aus beiden Ländern. „Beim Plotten der Geschichte lasse ich mich von einer jungen Ukrainerin beraten, die derzeit bei uns wohnt“, verrät Marie Bastide. Und etwas persönliche Familienvergangenheit ist auch dabei, denn der Urgroßvater der Autorin war Fechtmeister am Zarenhof. 

„Wir hoffen, dass wir mit dieser spannenden Geschichte um menschliche Schicksale zwischen (Vor-)gestern und heute viele Menschen erreichen.  Mit Spannung und Musik“, sagen Korzh und Bastide. 

Wir laden Euch herzlich ein, dabei zu sein 

am 26. Juni 2022 um 19 Uhr in der Magdalenenkirche, Ohlauer Straße 16, 80997 München-Moosach

bei der musikalischen Krimiperformance RUSSISCHES ROULETTE.