Adventskalender MiniKrimi am 18. Dezember


Musikus(s)

Herzlichen Dank, liebe Laura, für den Impuls. Ich freue mich schon auf unsere nächste musikalisch-literarische KrimiPerformance….

Der Konzertsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Strawinskys Psalmen-Sinfonie war selten genug, um großes Interesse bei den Liebhaber*innen von Bläsermusik zu wecken. Tatsächlich spielen die Holz- und Blechblasinstrumente in dieser Sinfonie die Hauptrolle: Flöten, Oboen, Englischhorn, Fagotte und Kontrafagott, Hörner, Posaunen und Tuba sind vertreten. Und so gab sich an diesem Abend die Créme de la créme der Nachwuchs-Bläser-Elite ein illustres Stelldichein.  

Nach Tschaikowsky, Szymanowski und einer ausgedehnten Pause strömte das Publikum, klangbeseelt und weingestärkt, zurück in den Saal – in erwartungsvoller Vorfreude auf den Höhepunkt des Konzerts. Der erste und zweite Satz waren an Brillanz nicht zu überbieten, wie die Kritiker am nächsten Tag schreiben würden. Doch dann geschah es. Mitten im dritten Satz fing die Tuba unvermittelt an zu stottern. Die Musikerin bewegte ihren Oberkörper ganz und gar unrhythmisch vor und zurück, hin und her – und fiel schließlich mitsamt ihrem Instrument vom Stuhl. Der herbeigeilte Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. 

In den Fluren und im Säulengang vor dem Konzertsaal standen die Gäste in glitzernden Trauben und kultivierten wohliges Entsetzen in Abendgarderobe. Natürlich waren alle untröstlich, dass sie den längsten Satz der Sinfonie nur halb hatten genießen können. Doch ein solch tragisches Geschehen machte diesen Verlust beinahe wett, sorgte er doch auch unter den musikalisch nicht so fachbewanderten Besuchern für farbenreichen Gesprächsstoff. 

Drinnen in den Gängen und Garderoben herrschte eine bedrückende Mischung aus geschäftigem Treiben und kontrollierter Panik: Polizei, Erkennungsdienst und aufgeregte Mitarbeitende des Konzertveranstalters auf der einen und betroffene, verängstigte Musiker und Musikerinnen auf der anderen Seite. Nach zwei Stunden gab die herbeigerufene Rechtsmedizinerin die Leiche der jungen Frau frei. Sie hatte am makellosen, marmorblassen Körper keinerlei Spuren von Fremdeinwirkung gefunden, allerdings auch nichts, was eindeutig auf einen Unfall oder Selbstmord hingewiesen hätte. Also wurde Franziska bzw. das, was von dem aufsteigenden Stern am Bläserhimmel übrig war, nämlich eine reglose, zu keiner musikalischen Euphorie mehr fähige Hülle, zur Obduktion in die Rechtsmedizin gebracht.

Die Zeitungen berichteten noch ein paar Tage lang, wobei die Artikel vom Titel immer weiter in die Innenseiten rückten und gleichzeitig von Mal zu Mal kleiner wurden. Als das Ergebnis der Autopsie veröffentlicht und als Todesursache multiples Organversagen ohne erkennbare Causa angegeben wurde, erlosch das Interesse der Öffentlichkeit.

Am Tag der Beerdigung trafen sich die jungen Musikerinnen und Musiker nach Trauerfeier und Beisetzung im Haus ihrer Mäzenin, Friederike von Elms. Eine Trompete und das Kontrafagott tranken starken Earl Grey. Alle anderen hatten das Bedürfnis, Kummer und Ratlosigkeit in Gin, Vodka und Whiskey zu ertränken. „Ich kann mir das einfach nicht erklären“, sagte eine der Flöten. „Ich auch nicht. Sie war immer total auf ihre Gesundheit bedacht. Morgens Yoga und Atemübungen, dann Müsli und Obst, mittags Salat, zwischen dem Üben nur grünen Tee. Kein Alkohol, keine Zigaretten. Nicht mal ein paar Benzos ab und an!“, stimmte eine Oboe zu. „Organversagen, da hätte sie doch vorher krank sein müssen, oder?“, fragte der Fagottist. „In den letzten Tagen vor dem Konzert hat sie schon manchmal über Muskelschmerzen und Kopfweh geklagt,“ erinnerte sich sein Kollege. „Aber sie dachte, sie hätte sich im Zug hierher erkältet.“

„Wie dem auch sei. Franziska ist tot. Das ist furchtbar, und glaubt mir, ich weiß genau, wie Ihr Euch fühlt. Aber wir müssen nach vorne schauen. Ist denn schon entschieden worden, wer ihren Platz einnimmt? Der nächste Konzerttermin ist doch schon in 14 Tagen…“

Die Flöte nickte leise, die Oboe fixierte einen blauen Vogel auf dem Perserteppich zu ihren Füßen. Die anderen schauten betreten überall hin, nur nicht auf Frau von Elms. Natürlich verstand sie, wie es den jungen Musiker*innen ging. Egal, wie sehr diese der Tod ihrer Kollegin getroffen hatte. Sie war keine Schwester, keine Tochter. Nicht wie Antonia, Franziskas Vorgängerin. Sie hatte sich vor einem Jahr bei einem unglücklichen Sturz in den Orchestergraben das Genick gebrochen. War auf einer Wasserlache ausgerutscht. Genau deswegen war es verboten, Flaschen oder offene Gläser mit zur Probe zu nehmen. Damals hatten alle versichert, keiner von ihnen habe dieses Gebot missachtet. Es musste jemand vom Putzpersonal gewesen sein. Antonia war eine der talentiertesten Nachwuchsbläserinnen gewesen. Und Friederike von Elms einzige Tochter. 

Trotzdem hatte sie das junge Orchester weiter gefördert, es sogar zu den bedeutendsten Auftritten begleitet. Es hatte lange gedauert, bis Franziska soweit war, Antonias Platz einzunehmen. Und dann, beim allerersten Konzert – dieses Unglück! „Es ist, als sei das Instrument verflucht“, murmelte die Flöte jetzt.

Die Tage vergingen, der Dirigent überredete eine junge Musikerin aus Frankreich, kurzfristig einzuspringen. Sie hatte vor kurzem den Aeolus Wettbewerb gewonnen und war eine absolute Bereicherung des jungen Orchesters. Knapp eine Woche vor dem Konzert trafen sich alle noch einmal bei Friederike von Elms. Es gab viel zu essen – feine Sandwiches, Hühnerbrüstchen, Salate, die seltensten Obstsorten. Und natürlich Wein und Champagner in Hülle und Fülle. Céline hatte wohl etwas zuviel von allem. Doch als ihr nach dem letzten Glas übel wurde, nahm Frau von Elms sie fürsorglich mit ins Bad und gab ihr eine homöopathische Spritze. 

Am Konzertabend übertraf das Orchester sich selbst. Céline spielte wie eine junge Göttin. Bis zur Mitte des zweiten Aktes. Da brach sie plötzlich zusammen. Als Todesursache wurde wiederum multiples Organversagen diagnostiziert. Erst Tage später erinnerte sich Posaunist Arno, Franziskas heimlicher Verehrer, dass auch seiner Angebetete ein paar Tage vor dem verhängnisvollen Auftritt bei Friederike nach dem Essen schlecht geworden war, worauf diese ihr im Bad eine heilende Substanz injiziert hatte.

Arno packte seine Sachen, nahm den nächsten Flieger nach Amerika und trat dort in das Chicago Symphony Ochestra ein, bei dem er sich schon vor Monaten beworben hatte. Er kaufte sich eine Wohnung im Pullman Historic District und lebte dort stilvoll zurückgezogen. Zuvor hatte er in einem langen Telefonat mit Frau von Elms seine Kenntnisse über die Wirkung von Rizin erläutert und eine Vereinbarung getroffen, die ihm moderaten Luxus und den Mitgliedern des jungen Blasorchesters, besonders denen an der Tuba, ein unfallfreies Leben sicherte. 

c0109 oder warum ich nicht nach Chemnitz fahre. Heute.


Bei uns daheim herrscht dicke Luft. In der Familie wurde gestern Abend heiß darüber diskutiert, wie und mit wem wir heute nach Chemnitz fahren sollten. Ob – das stand zunächst nicht zur Debatte. Bis ich das Gespräch darauf brachte. Seitdem bin ich Persona non grata im Hause.

Damit kann ich leben. Schlecht. Daher, und auch für mich selbst, damit ich meine Gedanken mal klar auf Linie bringe, hier der Versuch einer Argumentation. Ich hoffe, dass die Kette nicht reißt, zwischen den Zeilen. Und ich bin gespannt, ob es anderen da draußen ähnlich geht, ob ich einen Shitstorm auslöse, bedauerndes Kopfschütteln oder, und das wäre mir am liebsten, klare Kante Gegenargumente. Oder Pro. Oder so.

Ehrlich gesagt, hatte ich vorher nur ein leises Unbehagen, wenn es darum ging, sich zu Demos an entfernten Orten aufzumachen. Noch ehrlicher gesagt, habe ich dieses Unbehagen erst, seitdem ich die Teens+ hinter mir gelassen habe. Vorher, diese Erinnerungen will ich nicht der selektiven Amnesie anheim fallen lassen, vorher also waren Fahrten nach Wackersdorf, La Hague, Dannenberg Ehrensache. Nein, Fukushima nicht. Mehr.

Gestern dann las ich einen Thread auf Instagram, Kommentare zum Post von FeineSahneFischFilet über das Konzert am Montag in Chemnitz. Da äußerten junge AntiFaschisten aus Sachsen ihren Unmut über das Konzert. Da kämen Tausende aus ganz Deutschland wegen der Musik und/oder weil sie Flagge zeigen wollten, gegen die Rechten. „Und am Dienstag sind sie wieder weg, und wir haben hier bei uns niemanden dazu gewonnen, aber die Stimmung ist noch aufgeheizter“, so klagten sie.

Und da begann der Unmut in mir Worte zu finden. Klar, es ist wichtig, zu zeigen: #wirsindmehr! Ebenso klar ist es, dass wir tatsächlich mehr sind. Mehr Demokraten, mehr Leute, die nie wieder Faschismus haben wollen, in Deutschland. Mehr, die nichts gegen Flüchtlinge haben (statistisch gesehen sogar rund 70%, das besagen alle Umfragen).

ABER die Frage, die sich mir stellt, lautet: wie bekommen wir die Lage in Ostdeutschland in den Griff? Als Krimitautorin habe ich schon einen Plot im Kopf, der im Deutschland nach dem Wiederaufbau der Mauer spielt. Aber das ist Autorenfiktion. Wie kriegen wir die Ostdeutschen (also diejenigen von ihnen, die bei Mahnwachen blank ziehen, den Hitlergruß zeigen und „absaufen“ skandieren, wenn es um Flüchtlinge im Mittelmeer gehr) dazu, daran zu glauben, dass Demokratie etwas gutes ist, dass sie weiter ihre Klöße und Rostbratwürste essen können, auch, wenn nebenan eine Dönerbude steht. Ehm – aber das tut sie doch schon, und da gehen sie sogar hin, und gerne….. letztendlich reduziert sich die Frage dann so: wie kriegen wir die rechten Demonstranten dauerhaft von der Straße, in Chemnitz, Dresden und anderswo? Und dann, in der Erweiterung: wie verhindern wir rechte Parolen, Angriffe auf Ausländer und, ja, auch die AfD? Aber diese Frage ist dann schon nicht mehr auf den Osten Deutschlands begrenzt! Tja, so ist das!

Warum also fahre ich nicht nach Chemnitz? Weil ich glaube, dass ich den Chemnitzern, die keine rechten Parolen schreien oder denken, die nichts gegen Geflüchtete haben, die sich noch gut an den zweiten Teil des Rufes „Wir sind das Volk“ erinnern („keine Gewalt“), die sich für die Bilder der nazigrüßenden deutschen Randalierer schämen, die derzeit durch die internationalen Medien kreisen – dass ich diesen Chemnitzern mit meiner Anwesenheit nicht helfe. Nicht wirklich und auch nicht ideell.

Weil ich davon überzeugt sind, dass sie wissen: wirsindmehr! Weil ich nicht davon überzeugt bin, dass, weil ich auf ihre Straßen gehe, sie das auch tun werden. Weil meine von Bundespolizisten geschützte Anwesenheit sie nicht davor bewahren wird, morgen, wenn ich weg bin, von sächsischen Polizisten, die „im Umgang mit demokratischen Mitteln wie Demonstrationen“ geschult sind, angegriffen zu werden. Oder vom Nachbarn angepöbelt, ausgebuht, im Job gemobbt oder schlimmeres zu werden.

Weil ich denke, dass zu beweisen, dass wir mehr sind, bedeutet, Eulen nach Athen zu tragen, wenn „wir“ aus allen Ecken Deutschlands anreisen. Weil das „wir“ aus den Menschen im Osten heraus kommen muss, um einen Zusammenhalt zu schmieden, um einen Sinneswandel anzustoßen.

Auf meine Frage, warum so viele Menschen im Osten so fremdenfeindlich seien, so demokratieverdrossen nach so kurzer Zeit, so unheimlich hasserfüllt, antwortete mir eine junge Studentin, die als Kind in Dresden gelebt und später nach München zurück gekommen ist. Ihre Antwort gibt mir zu denken:

Die Menschen im Osten haben Angst. Es leben kaum Ausländer dort, aber sie haben Angst, dass in der Zukunft viele Geflüchtete dorthin kommen könnten. Weil so viele Häuser leer stehen, weil im Osten mehr Platz ist als im Westen. Sie haben Angst, dass die ihnen dann was wegnehmen von dem wenigen, was sie haben. Weil sie das Gefühl haben, von der Wende übervorteilt worden zu sein. Weil sie unzufrieden sind und jemanden suchen, dem sie dafür die Schuld geben können. Weil sie mit der großen Freiheit, der Meinungen, der Wahl, der Freiheit zu gewinnen – aber auch zu verileren, nichts anfangen können. Weil es ihnen Angst macht, dass keiner mehr für sie entscheidet. Weil sie selbst nicht entscheiden können, sondern nur fordern und dann erwarten, dass sie alles kriegen.

Boah, starker Tobak. Ist das so? Ich habe selbst Verwandte „drüben“. Und ich kann eines beisteuern, hier. Ich habe erlebt, dass die Abgrenzung zum Westen in den Köpfen der Menschen dort erfolgt. Dass sie, nachdem sie „eins“ geworden sind mit den Geschwistern im Westen, einen Identitätsverlust erlebt haben, den sie mit DDR- Reminiszenzen kompensieren. Von der Spreewaldgurken über die Datsche bis hin zu Redewendungen. Wir haben das DDR-Sandmännchen schon immer schöner gefunden und freuen uns, es jetzt deutschlandweit zu haben. Sie sagen, wir haben es geklaut. Wie die Ampelmännchen.

Und singen das Deutschlandlied und brüllen den Hitlerruf – und vergessen, dass er es war, der „unsere Heimat“ in Schutt und Asche gelegt hat und letztendlich daran Schuld ist, dass sie 40 Jahre in der DDR gefangen waren. In die sie jetzt zurück möchten, oder? Mensch, was wollen die eigentlich???

Vielleicht ist das die Kernfrage, die wir uns alle stellen müssen. Vielleicht wäre die Antwort darauf die Lösung des Problems. Denn dass es ein Problem ist, ist unbestritten. Die auf der Straße haben ein Problem, und die hinter den Vorhängen auch, und wir ebenfalls.

„Unsere Frauen haben Angst, auf die Straße zu gehen. Wegen der Ausländer.“ Das mag sein, aber das Problem existiert nur in den Köpfen. Statistisch gesehen verüben viel weniger Ausländer Straftaten als Deutsche. In Westdeutschland, und allemal in Ostdeutschland, denn dort gibt es praktisch keine Ausländer. Aber wie geht man mit einer Fake Reality um, die sich ausbreitet wie Masern in den Köpfen der Leute?

Ich fahre nicht nach Chemnitz. Aber ich möchte dazu beitragen, dass rechte Gedankengut aus den Köpfen der Menschen zu vertreiben. In Dresden, in Karl-Marx-Stadt und überall. Ich glaube, das geht nur durch Erziehung. Durch kulturelle Begegnungen. Von Kindern. Und Eltern. Nur so geht das!

Wenn ich doch nach Chemnitz gehen würde, dann im Rahmen eines Projektes, dass gezielt Familien verbindet. Deutsche und ausländische. Wenn ich denn solche fände, dort. Und ich glaube, auch in Dresden sollten alle, die rechtes Denken bekämpfen wollen, sich solche Projekte suchen, sie aufbauen, sich vernetzen mit Kirchen, ja, mit Kirchen. Mit sozialen Organisationen. Mit linken Strukturen. Mit Studenten. Ich glaube, Veränderung braucht Zeit und muss in die Herzen der Kinder gepflanzt werden.

Wenn oben auf dem Podium bei einer Demo Kinder stünden, blonde Kinder mit großen blauen Augen, schwarze Kinder mit großen braunen Augen, wenn Kinder durch die Reihen der Demonstranten gehen würden, mit offenen Armen. Würde ein Rechter ein solches Kind schlagen?

Eine Freundin von mir, die ich seitdem nicht mehr treffe, erklärte auf einem Fest, es sei jetzt endlich genug mit den Asylanten. Bei uns gäbe es genug Arme. Darauf gehe ich jetzt nicht ein, dazu schreibe ich ein andermal. Auf diesem Fest waren auch Menschen aus Indien, aus afrikanischen Ländern. Zwei kleine Mädchen tanzten zusammen. Ein blondes und ein schwarzgelocktes. „Guck mal, wie süß!“, sagte meine Freundin. „Das Mädchen ist aber eine Asylantin“, sagte ich. „Trotzdem. Die muss natürlich bleiben“, erklärte meine Freundin hingerissen. Vielleicht sollten wir viel mehr auf dieser Logikebene spielen……

Vorweihnachtslustfrust!


Mal was ganz anderes zwischendurch. Der Krimi kommt später, ist janoch früh am Morgen. Obwohl – am letzten verkaufsoffenen Adventssamstag kann es eigentlich nie zu früh sein, sondern immer zu spät. Schon um sieben hat mich Bayern 5 geweckt mit dem Mahnhinweis, wo ich noch „Last Minute“-Weihnachtseinkäufe machen könne. In Bamberg, nämlich. Leider liegt das gefühlte 200 Lichtjahre von hier entfernt. Und wir sind ja praktisch eingeschneit. Allein bei dem Gedanken daran, dass ich mich mit dem Auto in die Münchner Innenstadt begeben und versuchen soll, eine von den durch Schneehaufen nochmal reduzierten, ohnehin megaknappen Parklücken zu ergattern, wird mir schwarz vor Augen. Und  das trotz des freundlich hereinlachenden Sonnenscheins!

Kaum zu glauben. Die Schneeflocken haben sich zu Eiskristallen auf dem Garten entpuppt. Der Himmel ist wunderschön helltürkis. Die Dächer haben weiße Ringelpullis an und aus den Schornsteinen kringelt sich Friedenspfeifenrauch. An solch einem Tag WILL ich KEINE Weihnachtseinkäufe machen müssen. Nicht zu Fuß, nicht in überfüllten, knobi- und glühweingeschwängerten ÖPNV-Mitteln, nicht im Auto. Und bitteschön auch nicht im Internet, wo ich eine unendliche Datenspur hinterlasse, die nur darauf wartet, von fishing-Trailern aufgenommen zu werden.

Was will ich, heute? Mit meinem alten weißen Hund spazieren gehen. Mit meinem Sohn eine Schneeballschlacht machen. Plätzchen backen und dabei Punsch schlürfen, danach. In ein Konzert gehen! DAS ist Weihnachtsvorfreude. Und all das soll ich erst NACH Weihnachten wieder dürfen? Ja wo samma denn?

Weihnachten wird überbewertet. Beschließe ich. Weihnachten ist einfach die Erinnerung an ein zentrales christliches Ereignis. Das feiere ich gerne. Aber den ganzen Glitzerschotter drumrum will ich nicht! Schluss damit!

Das Telefon klingelt. Mein Sohn. Er fährt jetzt los und holt mich in einer halben Stunde ab, um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Er WILL sich mit der Parkplatzsuche plagen. Wofür hat er seit einem Monat den Führerschein? Und ich?

Schaue nochmal aus dem Fenster. Seufze in die Sonne. Und schreibe ergeben meine Einkaufsliste…… WÄÄHHHHHH!

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