MiniKrimi Adventskalender am 19. Dezember


Amigos gibt es nicht nur in Spanien. Auch Bayern hat da so einige zu bieten. Und sehr selten bekommen sie die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren. Autorin Lycia H. weist ausdrücklich darauf hin, dass Personen und Handlung völlig frei erfunden und etwaige Ähnlichkeiten rein zufällig und nicht beabsichtigt sind.

Maskerade

Die Tat

Ein lauter Knall zerriss die gepflegte vorweihnachtliche Stille in der Minervastraße. Die von den Anwohnern sofort alarmierte Polizei stand wenig später vor dem offenbar durch einen illegalen Böller demolierten Briefkasten eines Markus Hahn. Daneben, in seinem Blut, besagter Herr. Der illegale Böller hatte ihm beide Arme abgerissen, der starke Blutverlust hatte in Minuten zum Tod geführt. Ein ebenso sinnloser wie zu verurteilender Tod, wie es in der Stellungnahme seiner Partei, der Bayerisch Christlichen Vereinigung (BCV), wenig später hieß.

Der Vorfall, der den aufstrebenden Politiker das Leben gekostet hatte, blieb im sozialen wie medialen München natürlich nicht unkommentiert. Einige Medien befürchteten, die furchtbare Tat hätte ihre Ursache im Schwulenhass der weniger erfolgreichen Konkurrenten in der BCV. Andere mutmaßten, der luxuriöse Lebenswandel von Hahn und seinem Ehemann Andreas könnte angesichts des sogenannten Maskenskandals, in den er verwickelt war, zu der furchtbaren Bluttat geführt haben.

Dabei hatte doch gerade der Umzug von Berlin zurück in die bayerische Heimat die Wogen glätten sollen, die bei der Aufarbeitung besagten Skandals sehr hochgeschlagen waren. Nicht sofort natürlich. Solange Markus Hahn noch Gesundheitsminister in der vorangegangenen Regierung war, beließ man es in Berlin bei dem dort üblichen Gemunkel über Insidergeschäfte, illegale Bereicherung auf Kosten des steuerfinanzierten Staatshaushaltes und so weiter. Wie immer eben. Erst nach dem Ende der Regierungszeit fühlte sich der Staatsapparat dazu berufen, dem Skandal auf den Grund zu gehen. 

Doch das erwies sich im Verlauf der Ermittlungen als gar nicht so einfach. Nicht nur, dass Herr Hahn, mit der Begründung, es gäbe auf dem gesamten Weltmarkt nach Ausbruch der Corona Pandemie keine Masken mehr, seinen bevorzugten Münchener Herrenausstatter mit der Anfertigung entsprechender Stoffmasken beauftragt hatte, Er setzte den Preis für die bestellten Masken auch noch willkürlich in schwindelerregenden Höhen an. In Bayern heißt so ein Verhalten spätestens seit Streibl Amigo-Affäre und wird dort auch nach wie vor gerne, wenn auch mit größerer Zurückhaltung, praktiziert. In Berlin stieß der bayerische Stil-Import übel auf. So übel, dass dem nunmehr entlassenen Gesundheitsminister dringend nahegelegt wurde, seinen Lebensmittelpunkt bitte wieder in die bayerische Landeshauptstadt zu verlegen. Niemand hatte damit gerechnet, dass gerade in München eine Amigo-Affäre zu einem brutalen Mord eskalieren würde.

Darum favorisierte die BCV strikt ein schwulenfeindliches Tatmotiv und verwahrte sich entschieden gegen anderslautende Vermutungen. Schließlich war diese Erklärung sowohl der Bevölkerung als auch den Parteigenossen deutlich besser zu vermitteln als das Bild eines arroganten Machtpolitikers, dessen korruptes und unverbesserliches Verhalten derart extreme Rachereaktionen hervorrufen konnte. Das hätte womöglich noch Nachahmer auf den Plan gerufen. Im herrschaftlichen Freistaat. Also beklagte die BCV laut die schwulenfeindlich rückschrittliche Athmosphäre in der Landeshauptstadt – und nutzte dies gleich zu einem geschickten Seitenhieb auf die angeblich so queerfreundliche Kommunalpolitik.

Der Blick zurück

 Zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 befand sich der damalige Gesundheitsminister Markus Hahn, unbestrittener Hoffnungsträger der BCV, auf Stippvisite in seiner Heimatstadt München. Wohlgefällig drehte er sich vor dem großen Spiegel seines exklusiven Herrenausstatters Meyer in der Maximilianstraße. Je nach Lichteinfall changierte der Kaschmirstoff seines neuen Anzugs zwischen blau und grau. Gerade wollte Herr Meyer die Ärmel des Maßanzuges an die beeindruckend muskulösen Oberarme des Gesundheitsministers anpassen, also weiten, als dieser energisch einschritt. „Das soll genau so bleiben“, blaffte er den Herrenausstatter an. Schließlich waren Jacketts, deren Ärmel leicht spannten, sein Markenzeichen. Bei seinen politischen Feinden, und davon hatte er auch in der eigenen Partei eine ganze Menge, hatte er den Spitznamen Eitler Gockel weg. Was Markus Hahn allerdings nicht störte. Im Gegenteil. Er wertete es als Neid der weniger erfolgreichen und charismatischen Kollegen in der Fraktion.

Während er sich so im Spiegel des Herrenausstatters betrachtete, fiel sein Blick auf den Ballen Stoff am Eingang des Geschäftes. Feinster Hemdenstoff aus ägyptischer Baumwolle, wie Herr Meyer ihm auf seine Nachfrage erklärte. Und somit hervorragend geeignet zur Herstellung von provisorischen Masken, dachte Hahn. Die Idee war geboren. Nach einigen vertraulichen Beratungen waren sich der Gesundheitsminister und Herr Meyer einig. Markus Hahn bestellte für den Anfang kurzerhand 500.000 Stoffmasken bei dem Herrenausstatter seines Vertrauens. Schließlich war gewissermaßen Gefahr in Verzug für die Bevölkerung. Natürlich sollte auch ein nicht unerheblicher Teil des zu erwartenden enormen Gewinnes Herrn Hahn selbst zufließen. Schließlich war er gerade dabei, im Alleingang das deutsche Volk zu retten. Da war so ein heimlicher Bonus durchaus angemessen. Die genauen Modalitäten wurden schriftlich fixiert und Stillschweigen darüber vereinbart.

Leider kam es im Verlauf der folgenden Jahre anders. Wie viele andere Maskenlieferanten, so ging auch Herr Meyer leer aus, und das bis heute. Von Wuchermasken war jetzt die Rede, von unberechtigten Ansprüchen der geldgierigen Maskenhersteller. Auch Meyer blieb somit nicht nur auf den gesamten Kosten der Produktion sitzen, sondern erlebte dazu auch die Schadenfreude seiner Kollegen. Schließlich musste der Herrenausstatter sogar sein alteingesessenes Unternehmen in der Maximilianstraße schließen, sehr zum Leidwesen der Mitglieder der BCV, deren bevorzugter Maßschneider er war. Herr Meyer war zu einem Kollateralschaden im Bereicherungsplan eines eitlen Gesundheitsministers geworden. Und er begann, auf Rache zu sinnen. Der Rest war ein Kinderspiel.

Conclusio

Polizei und Staatsanwaltschaft blieben – wen wundert’s – bei der anfänglichen Vermutung eines schwulenfeindlichen Mordanschlags und verzichtete im Sinne der Einsparung von Steuergeldern auf anderweitige Ermittlungen. Leider, so hieß es in Legislative, Judikative und Exekutive unisono, sei Bayern – natürlich mit Ausnahme der sehr toleranten BCV – doch nach wie vor als extrem konservativ und in jeder Hinsicht genderresistent einzuordnen. Eine Interpretation, der sich schließlich auch die Medien widerwillig beugen mussten. Die guten Kontakte der Partei beschränkten sich ja nicht auf exklusive Herrenausstatter. Auch die gesamte bayerische Medienlandschaft inklusive namhafter, auch überregional agierender Verlage und TV-Imperien, profitierte regelmäßig von ebendiesen guten Kontakten.  Ein Täter wurde folgerichtig nie ermittelt und Herr Meyer konnte, dank der innigen Beziehung zur BCV, nach kurzer Zeit wieder ein Geschäft eröffnen. Vamos, Amigos!

Wer nichts „kann“, wird Politiker? Meine Antwort auf einen Blogbeitrag.


Ich bin auf FB auf einen Beitrag gestoßen,der dort u.a. von Leuten, die eindeutig der Antisemitischen Szene angehören, geteilt wird. Ich bin auf die Blogseite gegangen und habe einen Kommentar abgegeben. Ich veröffentliche ihn auch hier, weil ich mich über die Plattheit der Argumente geärgert habe, die die Lebensläufe von Politikern kritisieren. Ok, naklar, es gibt ganz sicher schwarze Schafe unter den Politikern. Vielleicht sogar eine ganze Menge. Aber Pauschalverurteilungen aufgrund abgebrochener Berufslaufbahnen finde ich…….. blöd. Ich verlinke hier nicht auf den Blogbeitrag, auf den ich antworte, weil ich ihm nicht noch mehr Publicity verschaffen möchte. Auf persönliche Nachfrage schicke ich den Link aber gerne.

Hier mein Beitrag:

Ich gehe davon aus, dass die Antisemitische Szene nicht deine Zielgruppe war? Ich arbeite FÜR Politiker und kenne etliche, die durchaus einen oder mehrere abgeschlossene Berufe haben. Sie sind Erzieherinnen und Juristen, Handwerker und Sozialpädagogen, um nur einige der Berufe zu nennen. Politik kann man übrigens – Gott sei Dank – nicht als Studienfach belegen. Das wissen einige deiner Kommentatoren vielleicht nicht? Schade, denn das ist ein WESENSZUG einer Demokratie! Demokratie kommt aus dem Griechischen und heißt soviel wie Herrschaft des Volkes. Und, ganz ehrlich, ich bin sehr froh darüber, dass bei uns jeder Taxifahrer und jeder Studienabbrecher theoretisch die Politik des Landes mitbestimmen kann. Mir ist es viel lieber, wenn Leute aus dem Volk die Gesetze für das Volk machen, als wenn das „Oberbonzen“ einer „Politikerkaste“ tun – so, wie es in Diktaturen jeder Couleur der Fall ist. Als Politiker durchläuft man die „Parteischule“, man fängt im Ortsverein an und kümmert sich um die Lokalpolitik, das sind die ganz kleinen Themen, vom Bolzplatzlärm über die Bordsteinabsenkungen bis hin zur Straßenbeleuchtung. Dann kommt man in den Stadtrat, dort geht es um kommunale Entscheidungen. Es gibt Bezirkspolitiker, Landräte, und es gibt die Landtagsabgeordneten, die für ein Bundesland entscheiden. Wenige werden Bundestagsabgeordnete, einige Europaabgeordnete. Sie alle haben viel praktische Erfahrung, und das ist wichtiger, als Universitätsseminare besucht zu haben. Die nützen einem nämlich herzlich wenig, wenn es um handfeste politische Probleme geht.

Kann es sein, dass Leute, die gerne über die Lebensläufe von Politikern herziehen, sich vielleicht ähnlich verhalten wie der Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen? Wobei es hier einen deutlichen Unterschied gibt: der Fuchs wird nie auf einen Baum klettern können. Die Querulanten allerdings hätten es in ihrer eigenen Hand gehabt, auch Politiker zu werden. Oder in ihrem Kopf. Ok, oder vielleicht nicht. Ihnen allen möchte ich schreiben: macht’s anders. Engagiert euch! Werdet auch ihr politisch, wenn euch die Politik nicht passt. Das Spektrum der Parteien ist so groß, da findet ihr alle eine Heimat. Oder wollt ihr einfach nur mal ne Runde motzen? Klar, das ist bequemer. Hilft aber nicht mit, unsere Gesellschaft voranzutreiben. In welche Richtung auch immer.

So, nun bin ich gespannt, ob mein Kommentar veröffentlicht wird. Ich stelle ihn parallel auch auf meinen Blog. Ich habe übrigens fertig studiert. Und bewundere die Politiker, für die ich arbeite, für ihr Engagement und ihre Ausdauer und ihre durchaus sichtbaren Erfolge.

MiniKrimis im WahlKampf! Ein Beitrag der IsarChillies München!


Politiker werben mit Wahlplakaten. Klar. Je näher der Wahltermin rückt, desto mehr Plakate säumen die Straßen. Am Ende ist das ein richtiger Wald. Blau, Gelb, Rot, Grün, Bunt. Da kennt sich keiner mehr aus und niemand schaut hin.

Niemand?

Falsch! In Moosach, Neuhausen, Nymphenburg, Laim und im Hasenbergl stehen Menschentrauben vor den Plakaten einer SPD-Politikerin, Diana Stachowitz. Jeder will ganz vorne sein und lesen. Ja, was denn nur?

Die MiniKrimis der IsarChillies, natürlich!

Aber Vorsicht: die Krimis sind rar gesägt, man muss schon Glück haben, um einen zu entdecken. Weil wir euch unsere kriminalistischen Miniaturen aber nicht vorenthalten wollen, werte Leserschar, veröffentlichen wir sie hier und exklusiv.

Im Gegenzug freuen wir uns über Fotos der platzierten Krimis auf den Plakaten, wenn ihr sie entdeckt habt!

CU! Eure IsarChillies

1.
Rote Retter

Die Dämmerung streicht mit langen Schattenfingern über den See und vertreibt die letzten Badegäste. Nur ein Mädchen liegt einsam schlafend auf der Uferwiese, als ein dumpfer Laut sie weckt. Bedrohlich rascheln die Holunderbüsche, und ein Mann steht vor ihr. Splitternackt. Sie schreit, er auch, geht auf sie zu, die Arme nach ihr ausgestreckt. Sie rennt davon. Er hinterher.  Kommt näher.  Da! Wie aus dem Nichts steht eine rote Frau vor ihr, auf Siebenmeilenstiefeln.  Stellt sich dem Nackten in den Weg.  Der deutet hinter sich, auf das Gebüsch, auf seinen Körper, wie wild und immer wieder. Endlich wird klar:  keine Gefahr. Er wurde im Schlaf beraubt, alles ist weg, Klamotten, Handy – und vor Schreck jetzt auch die Stimme. Diana hilft direkt: Auf Siebenmeilenstelzen holt sie eine Decke für den Nackten – und erst einmal Kaffee für alle, auf den Schock.

2. Gute Noten

Alles war perfekt geplant: Joe überfällt die Bank, packt alle Scheine in die große rote Tasche mit der Aufschrift „Noten“ und stellt sie unauffällig auf dem Kirchplatz ab, dort, wo der Chor gleich probt. Keiner wird sich  im Vorbeigehen wundern. Wenn der Chor zu singen anfängt, kommt Jack vorbei, schnappt sich die Tasche und dann nichts wie weg. Hoppla, da steh’n ja gleich zwei rote „Noten“-Taschen! Egal, er klemmt sich beide untern Arm, läuft los. „Halt, unsere Noten, halt!“ schreit die Dirigentin. Auf Siebenmeilenstiefeln startet Diana die Verfolgung.  Kurz vor der U-Bahn stellt sie den Dieb –  und übergibt allen wieder ihre Noten, den Sängerinnen und der Bank.

3. Hausbesuch

„Grüß Gott,  wir bringen Ihnen den „Wahlkrimi“ in der neuen Diana direkt!“Dianas Wahlkampfhelfer sind schon lange unterwegs, gleich wird es dunkel. „Noch zwei Häuserblocks, dann sind wir durch. Pst, habt ihr das gehört?“ Diana steht vor der letzten Wohnungstür im Erdgeschoss und lauscht. Isolde Lehmann, steht auf dem Schild. Drinnen scheppert es, dann Stille.  Diana klingelt. „Betteln verboten“ knurrt ein Mann durch den Spalt der Türsicherung. Er will die Tür zuknallen. Aber der Metallfuß von Dianas Siebenmeilenstiefel steckt dazwischen. „Frau Lehmann“, ruft sie. Von drinnen kommt ein undeutliches Stöhnen. „Schnell, ruf die Polizei“, sagt Diana. Da zersplittert Glas, ein dumpfer Knall. Die Polizei findet Frau Lehmann gesund, aber geknebelt. Der Einbrecher ist ab durch’s Küchenfenster. Alles gut – Diana sei Dank.