Der erste Tag


 

Es ist passiert. Spät, aber dennoch eindrucksvoll. Für mich. Am 10. Januar habe ich das erste Mal „2011“ geschrieben. In einem Brief. Bei Emails wird das Datum ja immer automatisch eingefügt, da vergeht die Zeit quasi unbemerkt… Jetzt ist es also amtlich, in meinem Kopf. Was wird es bringen, das grade angebrochene Jahr? Werde ich daran zu knabbern haben, oder wird es mir gar auf den Magen schlagen? Vielleicht kriege ich gar nicht genug davon?

Egal. Ob ich es nun lieber noch nicht ausgepackt und von den ersten Tagen genascht hätte, oder ob ich gleich alle 365 Tage auf einmal verschlingen möchte. Es kümmert sich nicht darum, was ich will oder nicht. Es spult sich ab, Stunde um Stunde. Und ich kann nichts weiter tun, als seinen Ablauf zu dokumentieren, indem ich das jeweilige Datum aufzeichne. Festhalten kann ich es nicht einmal auf dem Papier. Tempus fugit. Die Zeit verrinnt. Und ohne den Geschmack – oder das Feingefühl – des privaten Trauerinstituts bewerten zu wollen, das auf seine Fassade die Zeilen hat pinseln lassen: „Glückliche Tage – weine nicht, dass sie vorüber, sondern freue dich, dass sie gewesen“; es stimmt einfach. Da ich den Lauf der Zeit nicht verhindern kann, hat es keinen Sinn, auf die Sanduhr zu starren, in der Hoffnung, die Körner dazu zu bewegen, schneller zu rinnen oder unbeweglich zu bleiben.

Vivamus, mea Lesbia (oder wer auch immer!), atque amemus. Draußen klebt der graue Nebel an den Ästen, tropft der Winter auf Asphalt? Heute morgen habe ich die Vögel zwitschern hören, auf ihrem Futterplatzbalkon in unserer Gartentanne. Hund und Katze haaren um die Wette. Wenn das kein Grund ist, einen Frühlingsstrauß zu kaufen? Heute abend streue ich Zitronenblätter in den Reis. Und freue mich des späten Winterlebens.

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