In den Straßen ringsum entstehen wie über Nacht neue Häuser. Alle kühl alle grau alle hochfenstrig mit mittigen Orchideen. Alle schmal alle loftig nicht luftig. Mit dunkelroten Türrahmen und Fenstern. Mit farbigen Innenwänden, die ich durch die vorhanglosen Scheiben gut erkenne, beim Abendgassigang, Wo sind die alten Bungalows geblieben? Sie lagen am Ende verschwiegener Gartenalleen, gesäumt von Apfelspalieren und Lupinenbüschen. 70er Jahre Blumen, Altobst, das neue Jahrtausend verlangt nach geordneten Linien und Formen. Nach Bambus und Buddhas und kantigen Gräsern. Wo sind die Bewohner? frage ich durch ein gekipptes Fenster den bierbebauchten Neuankömmling inmitten der Bauzäune und Zementsäcke. Im Altenheim sagt er. Und ich: Na, dann wissen Sie ja, was Sie in dreißig Jahren erwartet. Soll ich ein paar Lupinen züchten, solange, für Ihre Nachbewohner?
Gegenüber recken die Betonmauern einer Kita ihre überhohen Fenster in den Himmel. Kurfristiger Belegungsbedarf angesichts der Geburtenstatistik, Kotau vor weltfernen wahlnahen Gesetzeseifern. Hauptsache, der Bau ist barrierefrei. Wir werden ihn brauchen, für Rollstuhlfahrten zu gemeinsamen Altersmahlzeiten, balddann, wenn die Kinderstimmen gebrochen über unsere Überzahl fluchen.
Werden vergehen. Wachsen verblühn. Schaffen zerfallen. Mephisto wo bist du?
Ja. Und für sich selbst auch. Oft sind die Gefühle nur als Handlung sichtbar. Als wäre die metaphysische Ebene verloren gegangen.
Was ist zu erwarten, von einer Gesellschaft, in der Gefühle als hinderlich fürs Fortkommen gelten. Gefühle aber braucht der Mensch nu mal für alle wesentlichen Dinge des Lebens; auch für Kinder.