Kleider machen Urlaub 1.0


Die Scheinwerfer schneiden das Ahrntaldunkel in drei Scheiben. Alles was du von der Bergwelt draußen siehst, ist gelbgeränderter Asphalt und, in den Kurven, Straßenmarkierungen links und rechts. Aber du riechst den Herbst, der von den Gipfel still ins Tal hinunterschleicht, du riechst den würzig wilden Atem, mit dem der erste Schnee den letzten Almblüten ein Schlaflied sing. Dann bist du da. Vertraute Laute fremde Stufen eine Tür. Licht flutet einen klaren Raum. Aus hellem Holz ein Bett, ein Schrank, Nachttischchen, Deckenlampe und ein Kreuz, polierte Bodenbretter. Die Nacht versteckt sich hinter grünem Leinen. Du stellst den Koffer ab. Sein grau-orangefarbenes Plastik ist geduldet, nicht daheim, in diesem Alpenzimmer. So wie ich. Am Boden kniend ziehe ich den Reißverschluss von recht nach links rund um den Kofferbauch und klappe seine beiden Hälften auf. Wie ein tranchiertes Hendl sieht er aus, mit Paprika und krosser Haut. Und innen ziemlich leer. Zwei Tage Ruhe sind nicht viel für meinen überlauten Kopf. Zu wenig um mit Kleiderfragen vollgestopft zu werden. Hose, Hemd, Rock, Bluse Schuhe. Socken.  Mit Bedacht öffne ich die Flügeltüren an dem großen Kleiderschrank. Zehn Bügel baumeln da mit leicht gespreizten Armen, wie zum Willkommensgruß der fremden Kleidungsstücke.  Ich lege beide Hände unter die längs gefaltete Jodpurhose. Ihr kühles Schwarz fließt über meine Finger und schmiegt sich in perfektem Kontrast an den Bügel. Das Blütenkleid, das sich so gerne um mich legt wie eine zweite Haut, hänge ich daneben. Die blaue Sommerbluse und den Hauch aus weißer Gaze, wir beide werden frieren, in der Morgenluft……..

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