Einfach nur entspannen.


„Du solltest einfach entspannen“. Sagte sie zu mir.

„Tu ich doch!“

„Wie denn das?“

„Na ich lese. Oder schreibe. Oder zeichne.“

„Das meine ich nicht. Entspannen heißt nicht, etwas anderes tun. Entspannen heißt  NICHTS tun.“

„Ach. So.“

„Ja.“

„Und wie mache ich das? Zum Beispiel?“

„Ganz einfach. Wenn du gehst, also läufst, dann achtest du auf deine Schritte. Und deinen Atem. Tief und gleichmäßig.“

„Sonst nichts?“

„Sonst nichts. Du denkst nicht an deine Arbeit, entwirfst keine Einkaufsliste und auch keinen neuen Roman. Du schreitest und atmest. Ganz einfach.“

„Na wenn das alles ist!“

Ich verabschiede mich von ihr. Gehe die Treppen hinunter. Zur Tür hinaus. Achte auf den Gehsteig und auf meine Schritte. Atme tief und gleichmäßig. So einfach ist das.

Vor mir geht eine Frau, mittel jung mittel dünn mittel schnell. Zündet sich beim Gehen eine Zigarette an.

Ich achte auf meine Schritte. Wieder. Und auf meinen Atem. Hole tief Luft. Rieche den Rauch atme den Rauch huste den Rauch. Achte nicht auf meinen Atem, sondern auf die Zigarette vor mir.

„Das ist wieder so typisch ich. Da will ich entspannen. Ganz einfach. Auf meine Schritte achten und auf meinen Atem. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt. Und dann raucht da so eine vor mir. Und aus isses mit der Entspannung.“ Erzähle ich ihr bei nächster Gelegenheit.

„Und was hast du da gemacht?“

„Wie, was habe ich gemacht. Nicht entspannt, jedenfalls. Konnte ich ja nicht mehr. Nicht meine Schuld.“

„Klar. Aber. Warum hast du nicht einfach die Straßenseite gewechselt?“

Ganz einfach.

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