Ein magischer Ort, das Mühltal. Die drei Beten bewachen im Wechsel mit Maria und Kind eine sprudelnde Quelle. Auf braunbauschigen Hügeln wölben sich keltische Gräber, blaue Wimpel und wispernde Spiegel umflattern das längst leere Bett der Seherin. Ein Sonntag in Eisweiß, mattblau und blattbraun. Hügelauf hügelab und dann wieder hinunter zur wildmurmelnden Würm. Laub raschelt und Eishaut zerblättert an frierender Erde. Kalter Atem läuft uns voran zum Forsthaus. Blicklose Fenster starren uns an, der Hirsch baumelt rostfröstelnd herunter. Die Kreideschrift auf der Karte spricht von Sommersalaten. Doch der Hund reckt die Nase nach oben, und da rieche ieh es: geröstete Zwiebeln! Aus der Tür tritt ein Mann, braune Hose und Zähne. Zigarette dazwischen. „Restaurant haben geschlossen“, sagt er. Zu uns und den vier Wanderern hinter uns. „Wird renoviert?“ frage ich. „Nicht deutsch sprechen“, sagt er. Und ich: „Englisch?“. „Little. No restaurant, now.“ „Was denn dann?“ „Refugee camp. Asyl. Ich von Iran.“ Auf den Fensterbänken stehen noch Dekorehe, und dahinter leben jetzt 20 Familien aus den Krisenherden der Welt. Iran und Irak, Afghanistan, Serbische Roma. Leben und essen, schlafen und kochen. Es duftet nach Zwiebeln. „Landratsamt gibt uns Gutschein, wir kaufen in Laden, dann kochen.“ Wieder kommen drei jagateedurstige Sonntagsbesucher, stiefeln an dem protestierenden Mann vorbei, einfach, erkennen dann wohl ihren Irrtum. „Das ist eine Unterkunft für Asylbewerber“, erkläre ich. Sie glotzen verdutzt und trollen sich. Kein Glühwein kein Mitgefühl. So ist das.
Einen Moment lang habe ich die Vision von Wandererscharen, die an dampfenden Töpfen voll exotischer Köstlichkeiten vorbeigehen, sich die Teller füllen und das gute Essen dann auch gut bezahlen. Warum denn nicht? „Landratsamt gibt Gutschein, wir kaufen im Laden, dann kochen Essen und an Deutsche verkaufen.“ Klingt gut. Liebe geht durch den Magen, sagt man. Na also…..