Einfach nicht totzukriegen.


Karfreitag und der Himmel lacht. Ob mit mir oder über mich, diese Frage stelle ich 30 Jahre später. Und die Antwort kennt nicht einmal der Wind. Der zauste mir und meinem Pinsel zärtlich das Haar, als ich am Balkontisch saß, Augen sichtscharf lichtdicht geschlitzt. In der Hand ein ausgeblasenes Hühnerei. Hingebungsvoll malte ich es an. Schwarze Hennen mit violetten Schildern an den Flügeln: „Unsere Eier gehören uns!“. Ob ich damit auf die § 18 Diskussionen anspielen wollte? Wahrscheinleicht. Ich malte schnell und gezielt. Denn um drei wurde ich abgeholt. Von meiner Clique, mit meinem Freund. Und dann ging es durch aprilschattige Wälder voller grünzwitschernder Vögel sanfte Wege hinunter zum Metonkel. Ein schrulliger Kauz, der in einem Wohnwagen auf einer struppigen Lichtung hauste. Im Wald unter nicht näher untersuchten Bedingungen Bienen züchtete und Honig machte, primär, und daraus Met, sekundär, um ihn tertiär zu verkaufen. Ausgeschenkt an Biertischen mit schmutzgerändertem Wachstuch, in schmierigen Gläsern. Sehr bedenklich, und das nicht nur unter hygienischen Aspekten. Wie wir zurück kamen, daran habe ich keine Erinnerung mehr. Nur, dass es ein außergewöhnlich sonniger, warmmilder, versöhnlicher Karfreitag war. Einer, der das Kreuz ganz hinten an den Horizont rückte. Von wo ich es heute hervorhole.

Karfreitag und der Himmel schmollt. Blau blinzelt einzelsam durch Wolken, die den frisch aus weißer Decke aufgetauchten Krokussen mit Schneegestöber drohen. Mich friert, und ich würde nicht auf der Terrasse sitzen wollen, um mein Haar dem Eiswind hinzusträhnen. Er ist nicht totzukriegen, hat Abt Benedikt gesagt. Er hat sich mit uns eingelassen auf die abenteuerlichste aller Reisen, die in unser Innerstes hinein. Sagt er. Das leuchtet mir ein. Und leuchtet in die Abendtrübe. Lacht mich an nicht aus, während ich am Esstisch sitze, Pinsel in der Hand, Augen sichtscharf bebrillt. Und Jugendstilgesichter auf die Eier male. Konzentriert und schnell. Denn später kommt mein Sohn zum Abendessen. Und meine Mutter ist so schrullig, wie der Metonkel nie war…….. Ach, ja. Das Kreuz.

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