Er schlägt die Augen auf und schaut aus dem Fenster. Die Sonne tränkt Himmel und Bäume mit leuchtender Transparenz. „Scheißtag“, flucht er. „Warum denn? Ist doch so schön, heute!“ „Na und? Mir doch egal, ich muss arbeiten! Da würde Regen besser zu meiner Laune passen.“ Wenn jeder so dächte und alle diesen einen Wunsch frei hätten, wäre die Welt schon längst in einer Sintflut ertrunken.
Oder er sitzt am Ufer eines Sees. Leise umspielen helle Wellen seine Füße, Schaumflaum leckt an seinen Zehen. Um ihn herum die Kulisse weißgrüner Berge, alles eingetaucht in ein deftiges Sommerblau. „Wie schön, der Rhythmus des Wassers, plätschernd flüstert es von seinen weiten Reisen“. „Ha, mir doch egal, was die Wellen flüstern. Lächerlich klein, das sind sie. Ja, wenn ich jetzt am Meer wäre, da könnte ich die Wellen genießen!“ Wenn die Wellen ihn hören könnten, würden sie ihn überrollen und holen und ihm zeigen, dass auch der Boden eines Bergsees unendlich tief sein kann?
Einmal, mitten auf dem Weg zum Gipfelkreuz, ein Stein. Mit dem Abdruck einer Muschel. Steinalter Zeuge von Kraft und Bewegung. Ewigkeit. „Boah, Wahnsinn! So ein Fund!“ „Na und? So ein Fossil kann ich nicht essen. Jetzt ein Teller Weißweinmuscheln oder besser Austern. Nicht einmal die kann ich mir leisten. Das Leben macht mir einfach keinen Spaß!“
Es gibt Menschen, Janusmenschen, die dem Leben ihre dunkle Seite zudrehen. Wollen. Müssen? Was wäre, wenn diese Menschen auf einer Brücke stünden, hoch über der Autobahn, weltabgewandt, endlich, und bereit zum Sprung? Ganz sicher würden sie beim letzten Blick nach unten einen alten Honda Civic sehen oder einen Mtsubishi, einen Daihatsu Cuore. Und: „Hach! Also nein! Ich habe wirklich immer Pech! Ich kann mich doch nicht von so einem alten Japaner überfahren lassen!“ Sprachs und ging von dannen. Vielleicht – hoffentlich – mal mit der hellen Seite vorneweg…..