Sie schaut. Zuckt nervös mit dem schwarzen Köpfchen. Ruckelt und tippelt auf der Stelle. Sie hält sich zurück. Noch. Schaut wieder. Ganz genau. Es glänzt. So hell. So blau. Es funkelt. Da zwischen den Steinen unten am Ufer. Funkelt im Spätsonnenlicht. Nicht mehr lange. Schon walzt dieses rostige Ungetüm heran, schutthungrig allesfressend. Steine und Glanz. Nein. Das darf nicht sein. Sie stößt sich ab. Zwei Meter, drei. Balanciert auf den lose geschichteten Blöcken, beugt sich hinab. Da ist es. Fein und geschliffen und unendlich kostbar, ihr. Vorsichtig löst sie es aus der Verkrustung. Geronnenes Blut. Das Totauge sieht sie nicht mehr, als sie wegfliegt. Flattert und schwankt, von einer Böe erfasst. Ihrem Schreckschrei entfällt das glitzernde Kleinod. Stürzt immer noch glitzernd, immer so blau genau vor die staubgrauen Schuhe des Kommissars. „Herr Wühlenborg. Als Sie Ihre Frau als vermisst gemeldet haben, sagten Sie da nicht, Ihre Frau hätte den fehlenden Stein im Collier wohl bei ihrer Flucht verloren? Ich denke, wir haben gerade beide gefunden. Sie sind vorläufig festgenommen. Krähen galten schon in der Antike als Boten des Todes.“ Sie reißt sich zusammen, ein rascher Flügelschlag trägt sie weit hinaus in den Rosenhimmel hoch über den schaumschaukelnden Wellen des Hamburger Hafens.
Poesie und Verbrechen eng umschlungen, jeden Tag freu ich mich auf ein Türchen!