„Schatz, wenn du am Samstag zum Fußball-Schauen in deine Kneipe willst, geh nur. Die Mädels kommen zum Adventsbacken!“ Wie könnte er es vergessen. Alle Jahre wieder die gleiche Schlacht. Und je älter die „Schlachtrösser“, desto greller die Auftritte. Haben sie sich früher noch neckische Schürzchen umgebunden, erscheinen die „Golden Girls“, wie Jens sie heimlich nennt, heute zur Plätzchenparade in den buntesten Fummeln und mit den schrägsten Rezepten, frei nach dem Motto: nur weg wagt, gewinnt. Nusskipferl und Ausstecherli waren gestern. Heute durchforsten Sabine und ihre Freundinnen haushohe Stapel einschlägiger Lektüre aus dem gesamten europäischen Küchenraum – um sich dann mit den neuesten Kreationen zu duellieren: Damenbrüstchen oder Champagnerküsschen, Pistazien-Cranberrie-Hügelchen und Ingwermarzipan-Stengel. Nein, Jens muss das nicht haben. Ein gepflegtes Bierchen und die Bundesliga sind ihm lieber. „Ich geh dann in die Kneipe. Aber du hör mal, Biene, könntet ihr diesmal nicht EINE normale Sorte machen, so eine, die auch n Mann wie ich gerne isst?“ Biene schaut ihn an. Lange. Nachdenklich. Mitte vierzig, Bierbauch, Platte, Rundrücken vom Computerspielen. Nur das Selbstvertrauen steht noch stramm. „Ooch, ja, Schatzibär. In der neuen Konfiserie am Eck gibt’s leckere Mandelmakronen, Ganz neues Rezept. Hier, hab eins mitbekommen, wenn’s dir schmeckt, back ich die nach.“ „Hmmm… lecker! Tschö, ich geh dann mal“. „Ciao, Bärchen…..!“ Die Plätzchenparade ist in vollem Gang, die Mandelmakronen im Ofen, als Karl aus der Kneipe anruft. Jens! Sabine eilt herbei, so schnell sie kann, mit den frischen Mandelmakronen. Leider kommt jede Hilfe zu spät.
„Naaaa, waren meine Makronen ein Erfolg?“ fragt der junge Konditor und lächelt. „Und wie, lächelt Sabine zurück. Bindet sich eine Schürze um und beginnt ihr neues Leben als Plätzchendesignerin.