Viola und der Grant (ein Auszug)


Der Stadtpark ist menschenleer. Abendschatten lecken an den schneebepuderten Hängen, mit dem welken Laub darauf sehen sie aus wie Nussecken in einer riesigen Konditoreiauslage. Krähen schaukeln auf den kahlen Ästen, blaue Wolken mit zartrosa Rändern winden sich sanft um die Kronen der Bäume. Die Dämmerung lauert auf ihren Auftritt. Der gefrorene See glänzt aus der Tiefe herauf, die Schwaneninsel in der Mitte wie ein dunkles, tannenbewimpertes Auge. Am Ufer zieht Viola die Schlittschuhe an. Es sind nur drei Jugendliche auf dem Eis. Sie beachten das Mädchen nicht weiter. „Na, Eisprinzessin?“ flüstert die Stimme, von der Viola nicht weiß, ob es ihre eigene ist. „Ist das nicht wunderbar?“ Ja, das ist es. Wunderbar und still und genau so, wie es sein sollte, am Heiligen Abend. Viola zieht ihre Kreise, immer weiter, immer mutiger. Die Eisprinzessin erkundet ihr Reich. Sie gleitet am Ufer entlang bis zum hinteren Schilf. „Da sollst du nicht hin, sagt Papa. Das Eis ist zu dünn“. „Ach was. Hab ich Angst? Nein, vor was denn?“

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