Sie stehen sich gegenüber. Die alte Frau und der alte Kater. Zwischen ihnen eine Tonschale mit Regenwasser und darin zwei gelbe Blätter. Gewelkt vor der Oktobersonnenzeit. Der Kater kauert sich auf die grün bemoosten Fliesen, schleckt behutsam ein paar Wassertropfen. Die Alte kniet sich neben ihn, die Hosen hängen ihr so lose um den Körper wie dem Tier das Fell. Blasse Blicke treffen sich. Die Alte kann sich nicht erinnern, ob sie den Kater gestern bereits kannte. Und der Kater sieht nicht, wer da vor ihm steht. Eigentlich haben wir genug gesehen, sagen sie sich wortlos.
Dann taumelt ein Walnussblatt aufs Gras, eine späte Wespe tänzelt um die Rosen. Und ganz weit oben, tief im Himmelblau, zieht ein Flieger weiße Streifen. Beide heben sie den Kopf und strecken die Gedanken an den Horizont. „Da ist noch was drin, für uns, hier unten“. Der alte Kater und die alte Frau streifen ihre Erfahrungen aneinander ab und gehen weiter. Langsam, Schritt für Schritt. Nach vorn. Hinein in den allernächsten Lebensaugenblick. Wohin auch sonst.