Elbanische Melegie


Grün fächert Pinienduft auf warme Hänge. Pink oleandert Palmenblickeüber Lorbeerwänden. Blau buchtet sanft an schwarzem Sand. Darüber glitterflittert Weiß unendlich bis zum Horizont. Ein Silberboot strichzieht gen Himmelerde.

Meine Häute schwimmen in dem lauen Meer aus grauem, gelbem rotem Stein. Meine Augen trinken Diamanten aus dem Wasser, schlürfen Blätter von den Inselhängen. Rosmarin und Sonnensaft umhüllen mich, ich sinke in die Nacht aus Salz und Wellenschlag.

Das Leben schmeckt nach achtundzwanzig Grad. Ich bin mir selbst zu eng und gieße meine klammen Poren aus im grenzenlosen Blau der Tage.

In eigener Sache


"Alle sind unterwegs"Die Welt dreht sich weiter. Politiker kommen und gehen, entscheiden nach diesem Gutdünken oder jenem Gewissen. Katastrophen geschehen. Wunder auch.

Ich klinke mich aus, für eine Sonnenwoche. Geocaching, Spurensuche, Schattenspiele, Burgen aus Sand und Schaumkronenzählen am Strand. Mariebastide wird Stille produzieren oder Lyrisches, vielleicht, wenn die Insel einen Hotspot verortet. Genießt die süße Melancholie der verblasssenden Sommerdämmerung!

Pakistan versinkt


Pakistan versinkt. Eine unvorstellbar große Zahl von Menschen steht vor dem Nichts. Buchstäblich, denn alles, was sie hatten, alles, was ihre Zukunft sichern konnte, ist verschwunden. Untergegangen. Inzwischen haben sich auch die europäischen, auch die deutschen Medien des Themas angenommen. Zögerlich, als seien sie wasserscheu , kommen erste Live-Berichte. Und in dieser Woche nun die erste Spenden-Gala. Sozusagen. Während die vereinten Nationen offen von einer Katastrophe sprechen, die weit über das Ausmaß des Tsunami hinaus geht, erreicht das Elend der Menschen in Pakistan offensichtlich kaum unsere Augen und noch seltener unsere Herzen. Woran liegt das? Am Sommerloch? Oder an der Tatsache, dass diese Not schleichend ist? Vergleichbar etwa mit „Hunger in Afrika“? Daran, dass ohne grell getöntes Leid das Mit-Leid ausbleibt? Oder daran, dass keine Urlauber betroffen sind?

Sagt mir, was Ihr denkt!

Nicht meine Tochter


Die eine feste Größe im Leben eines Kindes ist auch heute noch die Mutter. Zumindest in einem so genannten normalen familiären Gefüge. Der Vater, selbst wenn elternzeitlich intensiv in die Kleinkindbetreuung involviert, ist, so meine Beobachtung, eher der Freund,  der Kamerad, wahlweise auch der Buhmann, der für Streiche und Ungehorsam bestraft, oder der letzte Retter vor Mamas Zorn. Ich habe Kinder erlebt, die von ihren Müttern geschlagen wurden, jeden Tag, auf den Kopf. Die allein gelassen wurden, stundenlang, ohne Essen, ohne etwas zu trinken, ohne ein Spielzeug, vielleicht vor dem Fernseher. Ich habe dieselben Kinder schreien hören, ich habe in verschreckte Gesichter und vor Angst weit aufgerissene Augen geschaut, wenn sie von denselben Müttern getrennt werden sollten. Weiterlesen „Nicht meine Tochter“

Auszug aus Arabien


„Der Krieg dauerte sieben Jahre, kostete 4400 US-Soldaten das Leben und den amerikanischen Steuerzahler eine Billion Dollar: Jetzt hat die US-Armee ihre Kampftruppen aus dem Irak abgezogen“ – so titelt der Stern heute zum Abzug der letzten US-amerikanischen Kampfeinheit aus dem Irak.

Drei Fragen stellen sich mir beim Lesen: 1. Ist es präzise, das, was da heute zu Ende geht, als „Krieg“ zu bezeichnen? 2. Wie hoch waren die Verluste auf Seiten der anderen Kampfbeteiligten? und schließlich: 3. Wenn jedem Ende ein neuer Anfang innewohnt: was beginnt ab heute? Im Irak? Oder auf den Kriegsschauplätzen, auf die sich die Auseinandersetzung verstärkt verlagern wird? Weiterlesen „Auszug aus Arabien“

Heute schon geviewt?


Haben Sie heute schon geviewt? Ich wohl.

Beim Milchholen die Straße entlang. In’s Nachbarfenster. Über den frisch gestrichenen Balkon durch die schrägen Rolläden hindurch. In’s Blumenschaufenster.

Beim E-Mail-Lesen. Auf ein Wohnhaus in Washington, dessen Street-View-Bild mir jemand gemailt hat, weil es in ihm Reminiszenzen an vergangene Leben aufwühlt.

Bei Google-Maps. Ich war auf dem Boul Mich und habe eine dicke Frau – nicht Dame – hinter einem Laternenpfahl hervorplatzen sehen. Für immer bis zur Fotoaktualisierung. Ich habe gesehen, woher die labbrigen Weichkuchen kommen, die im Münchner Hauptbahnhof angeboten werden, die Heimstatt der Brioche Dorée. Weiterlesen „Heute schon geviewt?“

Ein Beispiel für Mitmenschlichkeit


Diese Geschichte hat sich während des schweren Gewitters am Sonntag, dem 9. August 2010 etwa gegen 18.40 Uhr in München- Moosach zugetragen. Ungefähr eine halbe Stunde vorher war ich mit meiner 85-jährigen Mutter und unserem Hund zu einem Spaziergang in die nahe gelegene Angerlohe aufgebrochen, ein Waldgebiet am Stadtrand zwischen Untermenzing und Moosach. Meine Mutter kam langsamer voran als gedacht, und um dem Gewitter zu entkommen, dass sich im Westen drohend aufbaute, versuchten wir, den Heimweg durch die ehemalige Mondscheinsiedlung an der Waldhornstraße abzukürzen. Leider waren wir nicht schnell genug. Das Unwetter holte uns kurz vor dem Erreichen der Lauinger Straße ein. Wir suchten Unterschlupf unter einem Baum. Weiterlesen „Ein Beispiel für Mitmenschlichkeit“

Keinsinn


Es sind nur Geräusche. Emotionslose Lebensäußerungen. TäTä, Klock Klock. Tasse auf Untertasse. Bereck Bereck Bereck. Gulp. Toast zwischen Zähnen. Kaffee auf dem Speiseröhrenweg. Tätä. Klockklock. Ting ting. Metallmesser an Glasteller.

Nur Geräusche. Sie kratzen an meinem Gehör wie nasse Kreide auf der Tafel. Fädeln meine Nackenhaare auf und ziehen daran, an jedem einzelnen, bis ich igele, ganzkörprig.

Es sind nur Worte. Gehaltlose Zeichen, zu Sequenzen gereiht wie Klangperlen in einer atonalen Komposition.

Du bist machtbesessen. Du bist ein Despot. Du willst mich vernichten. Du bist mein Unglück. Mein Tod.

Nur Worte. Auf dem Weg zwischen Gedanke und Mund ihrer Absicht beraubt, schrauben sie konzentrische Krater in meine Seelenhaut.

Himmel blau


Der Park ist grasgrün. Die Büsche tragen ein gelb marmoriertes Oliv. Dahinter ragt in stoischer Eigenheim-Ruhe Jahrtausendwend-Architektur regengrau gesträhnt. Der Himmel spannt sich darüber, faltenlos blau, sommersatt glänzend und hitzerund.

Auf dem knirschenden Kies bewegt es sich langbeinig schattenhaft weiß. Dichtes Tuch streift das Gras legt die Gänseblümchen flach. Die Frau zeigt dem Licht nicht die kleinste Fläche gläubiger Haut. Ihr Kopf steckt fest im himmlischen Blau, wie eine allegorische Antwort auf meine sinnlose Frage.

Männer, was zieht ihr uns an?

Einheitspräsident


Fast wäre das gestern der Tag der Deutschen Einheit geworden. Fast. Nach 20 Jahren konsumertränkter Lethargie ging ein Ruck durchs Volk, medial gepuscht. Nicht geputscht. Leider. Und nur der plötzlich einsetzenden „Rationalisierung“ im Denken der ewig-Gestrigen ist es geschuldet, dass der Ruck das Wasserglas zwar stürmisch schüttelte, am Ende aber nichts verschüttet wurde von der ehrenrührigen Flüssigkeit im Wahlverhalten. Um Schadensbegrenzung bemüht lobte die schwarz-gelbe Einigkeit das blasse Produkt der dritten Wahl in die erste Klasse hinauf. Was war geschehen? Da hatte ein Mann aus dem Volk, aus dem Kirchenvolk, sogar, etwas mobilisiert, in uns. Mitten in der empatisch-emotionierten Euphorie zwischen Schland und Torwand traf er mitten hinein. Ins Herz. Stein-erweichend. Und es fielen die Mauern politischer Gleichgültigkeit, und es wären beinahe auch die Aktienkurse gefallen. Undenkbar, ein Oppositionskandidat macht das Rennen? Die politische Stabilitätsgarantie der Banker wäre dahin gewesen. Nun ja, Parteipolitik und Karriereüberlegungen sei dank, es ist nicht so weit gekommen.

Dabei hätte er uns vielleicht gut getan. Hätte vielleicht etwas christlichen Hauch in die Staatsgrandezza gebracht. Eine basisdemokratische Nostalgie, vielleicht. Viel und leicht, vielleicht. Ganz zu schweigen vom Imagegewinn des angeschlagenen Klerus! Nun, unter Umständen bahnt sich da eine ganz neue Elite an, in der zweiten Reihe. Von Käßmann bis Gauck. Aber was ist mit Mixa? Nixda.

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